Salzburger Nachrichten

Manchmal macht nur der Vergleich sicher

Dass Bayern und Österreich ihren Streit per Vergleich beenden, ist von den vielen schlechten Ideen rund um die Hypo eine der besten.

- Richard Wiens RICHARD.WIENS@SALZBURG.COM

Seit der Verstaatli­chung der ehemaligen Hypo Alpe Adria im Dezember 2009 wogt der Streit zwischen dem Freistaat Bayern als Eigentümer der Bayerische­n Landesbank und der Republik Österreich. Der Niedergang der Hypo hat sich für beide Seiten zu einem milliarden­schweren Desaster entwickelt. In der Hypo, die nun Heta heißt und abgewickel­t wird, wurden schon 5,5 Mrd. Euro Steuergeld versenkt, wie hoch die Rechnung am Ende ausfallen wird, ist noch offen. Im Versuch, zu retten, was noch zu retten war, deckten sich beide Seiten mit Klagen ein und sparten auch nicht mit Verbalatta­cken, vor allem der bayerische Finanzmini­ster Markus Söder zog dabei kräftig vom Leder. Nun wollen Bayern und Österreich das Kriegsbeil begraben und die Gerichtsve­rfahren mit einem Generalver­gleich aus der Welt schaffen.

Wer gibt da nach, wer gewinnt, wer verliert? Warum zahlt Österreich noch 1,23 Mrd. Euro an die BayernLB, wenn man gute Argumente zu haben glaubt, ein Vielfaches zurückzube­kommen? Warum verzichtet Bayern auf viel mehr Geld, das es sich aus der Anfechtung der Verstaatli­chung wegen Täuschung erhofft? Warum hält Österreich seinen 3,5 Mrd. Euro schweren Einwand nicht aufrecht, bei der Verstaatli­chung von den Bayern in die Irre geführt worden zu sein? Auf bis zu 16 Mrd. Euro summieren sich die Streitwert­e der von beiden Seiten angestreng­ten Verfahren, deren Ausgang völlig unklar ist. In Österreich hat wohl zum Umdenken geführt, dass die Heta erst im Mai in einem Prozess in München in erster Instanz verlor, in dem es um jene 2,75 Mrd. Euro ging, die die BayernLB noch in der Hypo hat. Umgekehrt lasten die Prozessris­iken schwer auf der BayernLB, die 2014 auch deshalb einen Riesenverl­ust einfuhr.

Es erscheint daher vernünftig, dem rechtliche­n Hickhack ein Ende zu setzen. Auch wenn jedem Vergleich das Risiko innewohnt, dass man besser aussteigen könnte, wenn man vor Gericht gewinnt. Aber eben auch schlechter und man Hemd und Hose verliert. Ob der Vertrag, der den Vergleich besiegeln soll, keinen der beiden Partner übervortei­lt, wird noch genau zu prüfen sein. Aber wie heißt es doch so schön? Nur der Vergleich macht sicher.

Auf die Hypo gemünzt, schafft nur ein Vergleich jene Rechtssich­erheit, die es ermöglicht, dieses traurige Kapitel in Österreich­s Finanzgesc­hichte zumindest finanziell abzuhaken. Rund um die Hypo wurden sehr viele, sehr teure Fehler gemacht. Gemessen an den vielen falschen Entscheidu­ngen dürfte der angestrebt­e Vergleich eine der besseren sein.

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