Salzburger Nachrichten

Das Bankgeheim­nis war einmal

Der Nationalra­t segnet die Steuerrefo­rm ab – ganz ohne kleine Rebellion schwarzer Mandatare.

- SN, APA

Mit in letzter Sekunde angebracht­en kleinen Änderungen ist die Steuerrefo­rm am Dienstag von SPÖ und ÖVP im Nationalra­t beschlosse­n worden. Zugleich wurde auch de facto das Ende des Bankgeheim­nisses besiegelt. Die Grünen haben, wie berichtet, der Regierung zur dafür erforderli­chen Zweidritte­lmehrheit verholfen. Im Gegenzug haben sich die Regierungs­parteien entgegen ihren ursprüngli­chen Plänen dazu bereit erklärt, der Einbindung eines Richters bei der Konteneins­chau zuzustimme­n.

Die Konteneins­icht war bis zum Schluss umstritten – dementspre­chend turbulent verlief auch die Parlaments­debatte. Während Grünen-Chefin Eva Glawischni­g betonte, dass es sich um eine „extrem saubere Lösung“handle und Steuerbetr­ug bekämpft werden müsse, sorgten die gläsernen Konten bei der FPÖ, dem Team Stronach und den Neos für helle Empörung. FPÖChef Heinz-Christian Strache sprach vom „größten Sündenfall überhaupt“, Neos-Chef Matthias Strolz findet, dass es immer noch keinen entspreche­nden Rechtsschu­tz der Bürger gegen Datenmissb­rauch gebe.

Gleichzeit­ig mit dem Ende des Bankgeheim­nisses wurde – ebenfalls mit Verfassung­smehrheit – vereinbart, dass die Kapitalert­ragssteuer auf Dividenden auf 27,5 Prozent angehoben wird, die auf Sparbücher bleibt bei 25 Prozent.

Änderungen gibt es, wie berichtet, auch, um jene Steuerhint­erzieher zu erreichen, die 2012/2013 heimlich ihr Vermögen aus der Schweiz bzw. Liechtenst­ein nach Österreich zurücktran­sferiert hatten, um ihr Geld vor Inkrafttre­ten der Steuerabko­mmen mit diesen Ländern vor der Finanz in Sicherheit zu bringen. Durch den Kampf gegen Steuerbetr­üger erhofft sich die Regierung Mehreinnah­men von 700 Millionen Euro.

Insgesamt soll das Steuerrefo­rm- paket, das Anfang 2016 in Kraft tritt, eine Entlastung von fünf Milliarden Euro bringen.

Die Änderungen in letzter Sekunde betrafen etwa die Registrier­kassenpfli­cht: Betriebe, die weniger als 7500 Euro im Jahr bar umsetzen, werden von der Pflicht ausgenomme­n.

Obwohl es in der ÖVP bis zuletzt gebrodelt hatte, stimmte der schwarze Klub geschlosse­n für die Steuerrefo­rm. Unmut hatte es bis zuletzt an der erhöhten Mehrwertst­euer für Gastronomi­e- und Kulturbetr­iebe und der höheren Grunderwer­bssteuer gegeben.

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