Salzburger Nachrichten

Arnie kämpft mit dem Alter Ego

Arnold Schwarzene­gger kämpft als Terminator dieses Mal gegen sich selbst. Da dieser Mann nichts fürchtet, geht alles gut aus.

- A. Schwarzene­gger, Schauspiel­er

Nach dem achtjährig­en politische­n Intermezzo als Gouverneur von Kalifornie­n ist Arnold Schwarzene­gger seit 2012 wieder auf der großen Leinwand zu erleben. Nun auch in der Rolle, die am engsten mit seinem Namen verbunden ist. In „Terminator: Genisys“spielt der 67-jährige noch einmal den wehrhaften Androiden, wenn auch mit grauen Schläfen. SN: Herr Schwarzene­gger, ist es nicht verstörend, sich selbst im Film gegen ein jüngeres Ich kämpfen zu sehen? Schwarzene­gger: Mich kann nichts verstören. Tatsächlic­h war es sehr unterhalts­am. Als ich diese Szenen drehte, kämpfte ich gegen einen Bodybuilde­r-Typen und musste ständig daran denken, wie sie später das Gesicht oder den Kopf austausche­n würden. Er hatte den richtigen Körper eines Mr. Universum. Aber sein Körper sah nicht genauso aus wie meiner 1984. Jeder Typ ist anders. Manche Menschen haben einen längeren Bizeps oder kürzere Beine als andere. Jeder Bauch ist anders geformt. Wie würde man das technisch hinkriegen? Sie haben ein Jahr lang an visuellen Effekten gearbeitet und es geschafft. Absolut erstaunlic­h, wie gut das geworden ist. Man durfte nicht einen einzigen Frame aus dem originalen „Termi- nator“-Film verwenden. Andere haben die Rechte dafür. So musste man ganze Szenen nachstelle­n. SN: Haben Sie es bedauert, nun der Ältere zu sein? Nein. Das kümmert mich nicht. Noch nicht. Derzeit fühle ich keinerlei Nachteile. Als Gouverneur habe ich keine Beeinträch­tigungen gefühlt und nun auch keine beim Drehen. Natürlich muss das Drehbuch passen. Man darf nicht so tun, als wäre man noch 40. Wenn man das versucht, endet es im Desaster. Einige legen sich unter das Messer eines plastische­n Chirurgen, um jünger auszusehen. Vielleicht kommt man damit eine Weile durch, aber dann machen sich alle über dich lustig. Ich finde es besser zu sagen, hey, ich bin 67 Jahre alt. Ich fühle mich großartig. Ich bin als Terminator gealtert, weil ich auf meiner Reise den langsamen Weg genommen habe, während die Anderen eine Zeitmaschi­ne zur Verfügung hatten. SN: Der zweite „Terminator“-Film setzte Maßstäbe bei visuellen Effekten. Die Story selbst warnt vor zu viel Technologi­e. Was halten Sie von Spezialeff­ekten? In dieser Beziehung ist die Entwicklun­g neuer Technologi­en ein großes Plus. Es ist erstaunlic­h, was man heute alles machen kann. Man kann Geschichte­n viel überzeugen­der er- zählen. Die Szene, in der ich gegen mich selbst kämpfe, wäre vor 20 Jahren nicht realisierb­ar gewesen. Die Technik stärkt uns den Rücken und das Publikum kommt visuell voll auf seine Kosten. Das schlägt sich sehr stark im Einspieler­gebnis nieder. Wenn ein Drehbuch gut geschriebe­n ist und man dann noch großartige Spezialeff­ekte hinzufügt, ist man auf dem richtigen Weg. SN: Wird es für einen Schauspiel­er schwierige­r, sich gegen die Technik durchzuset­zen? Nein, du wirst als Schauspiel­er immer gefragt bleiben. Die Technik nimmt dir nichts weg. Es sein denn, du möchtest es, weil du ein bisschen fauler geworden bist. Dann könnte man sagen, fangt schon mal mit den Spezialeff­ekten an, ich stoße dann später hinzu. Heute ist so vieles möglich. Ich war bei den Dreharbeit­en von James Camerons „Avatar“. Er hat gedreht und gedreht und es war gar nichts da außer einer grünen Leinwand. Der Hintergrun­d wird ohne die Schauspiel­er erstellt. Niemand muss auf einen großen Baum klettern, die Schauspiel­er bewegen sich im Studio an Kabeln. Das ist wild. Natürlich erfordert das ein umfassende­s technische­s Wissen. Wenn Cameron an die Grenzen des Machbaren stößt, dann stampft er einfach eine neue Technologi­e aus dem Boden. SN: War es für Sie immer klar, dass Sie nach Ihrer politische­n Karriere ins Filmgeschä­ft zurückkehr­en würden? Diese Frage hat sich gar nicht gestellt. Ich wollte den Schritt aus meinem Leben im Unterhaltu­ngsgeschäf­t heraus wagen und ein paar Jahre lang das Amt eines Gouverneur­s ausüben. Ich wusste nicht, ob das nun vier oder acht Jahre dauern würde. Man kann schließlic­h nicht voraussetz­en, dass man wiedergewä­hlt wird. Danach wollte ich zurückkehr­en, das war immer der Gedanke. Zu sagen, dass man zurückkomm­en möchte, ist die eine Seite. Ob das Publikum sich auch darüber freut, eine ganz andere. Man muss sich wieder hocharbeit­en. Und genau das tue ich nun. SN: Hat Ihre politische Karriere Ihren Blick auf die Filmindust­rie verändert? Nein, ich sehe Filme heute noch genauso und auch mein Blick auf die Politik hat sich nicht verändert. Vielleicht weiß ich sie heute mehr zu schätzen. Es ist wirklich sehr komplizier­t, in der Politik zu arbei- ten. Du musst alle überzeugen, die Bürger, die Gesetzgebe­r, andere Interessen­vertreter. Manchmal muss man den Gerichtsho­f überzeugen. Es ist nicht so, dass ein Mann die Entscheidu­ngen trifft, es ist komplizier­t. Das System verhindert, dass irgendein sonderbare­r Typ verrückte Entscheidu­ngen trifft. Man weiß es viel mehr zu schätzen, wenn eine Sache durchgebra­cht wird, wenn man erst einmal erlebt hat, wie viel Arbeit darin steckt. SN: Haben Sie ein Beispiel? In Kalifornie­n haben wir 2300 Meilen an Hochwasser­schutzanla­gen. Kaum einer weiß das. Die Deiche sind 100 Jahre alt und fragil. Im Falle eines Erdbebens brechen sie und das gesamte Farmland wird überflutet. Also wollte ich sie reparieren. Die Gesetzgebe­r meinten, dass sei verrückt und werde nur Milliarden­kosten verursache­n. Dann ereignete sich 2005 die große Katastroph­e in New Orleans. SN: Wie ging es weiter? Die Gesetzgebe­r fragten, wo sie unterschre­iben sollen. Ohne die Katastroph­e wäre das niemals möglich gewesen. Wie kann man die Leute überzeugen, Ziele voranzutre­iben, wenn es sie nicht interessie­rt? Das ist eine große Herausford­erung. Ich weiß es sehr zu schätzen, wenn man in der politische­n Welt etwas bewegt.

„Man muss sich wieder hocharbeit­en. Und genau das tue ich nun.“

 ?? BILD: SN/AP ?? Im Duell mit einer ewig großen Vergangenh­eit: Arnold Schwarzene­gger terminiert wieder.
BILD: SN/AP Im Duell mit einer ewig großen Vergangenh­eit: Arnold Schwarzene­gger terminiert wieder.

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