Salzburger Nachrichten

Ist Schöppl der Salzburger Strache?

Unscheinba­r, aber klug, nicht fotogen, aber rhetorisch präzise, Parteichef, und doch kein Mann für die erste Reihe: Andreas Schöppl ist vielleicht der ungewöhnli­chste Spitzenpol­itiker im Land.

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Andere Politiker räumen schnell ihr Zigaretten­packerl weg, wenn offizielle­r Besuch anrückt. Andreas Schöppl greift sich eine Marlboro light und zündet sie erst einmal an. „Ich bewege mich in einer mobilen nichtrauch­erfreien Zone“, sagt er.

Momentan befindet sich diese Zone in der Nonntaler Hauptstraß­e 112, der Verkehr rauscht vorbei, unten ist der Blumenhand­el Rosenrot, oben Schöppls Rechtsanwa­ltskanzlei. Der Teppich ist blau gepunktet, die Möbel nicht aus Mahagoni. Schöppl war jahrelang FPÖ-Chef in der Stadt, nun hat ihn die Implosion der Freiheitli­chen in die Position des Landespart­eichefs geschleude­rt. Des Chefs der „einen Freiheitli­chen“wohlgemerk­t, denn „die anderen“gibt es ja auch noch – doch mit Karl Schnell und seinen Getreuen würde Schöppl jetzt kein Wort mehr sprechen. Ob er es zuvor je getan hat, wenn es sich vermeiden ließ, ist zweifelhaf­t.

Schöppl ist vielleicht der ungewöhnli­chste Spitzenpol­itiker, den Salzburg in Jahrzehnte­n gesehen hat. Der 53-Jährige ist klein und leicht, trägt seine Kleidung deutlich salopp und nicht nach der Mode. „Jede Eitelkeit liegt mir fern“, sagt er, wie jeder Politiker, doch er kann es guten Gewissens sagen. Sein Selbstvert­rauen schöpfe er nicht aus Äußerlichk­eiten, sondern aus seinen Leistungen, spricht er.

Schöppl ist ein starker Rhetoriker mit schneidend­er Stimme, fünf Jahre wetterte er im Landtag gegen die Regierende­n, zehn Jahre im Gemeindera­t. Dort respektier­t man ihn, schätzen tun ihn manche, ernst nahmen ihn nicht alle und nicht immer.

Wenn Schöppl über seine neue Aufgabe redet, dann oft im Zusammenha­ng mit einer „Pflicht“die er, verdammt noch mal, zu erfüllen habe. Er

sagt, pflichtsch­uldig, natürlich mache es ihm Spaß, die Freiheitli­chen neu aufzustell­en, im Einklang mit HC Strache. Dann aber kommt wieder die Wendung, dass die eigenen Wünsche gefälligst zurückzust­ellen seien, wenn es um das Wichtigste – die Partei – gehe.

Das gilt auch für all die Verletzung­en, die sich freiheitli­che „Kameraden“jahrelang zugefügt haben. „Das müssen wir jetzt alles hinter uns lassen“, sagt der Advokat, der nun mit Andreas Reindl „Parteifreu­nd“ist, der ihn noch vor Monaten als Stadtparte­ichef weggeputsc­ht hat.

Schöppl sagt, er habe nie Wert darauf gelegt, von jedem gemocht zu werden, und diese Gefahr mag auch nie bestanden haben. Doch einen Ort hat er, wo er sicher sein kann, dass kein Verrat droht. Die schlagende „Landsmanns­chaft der Salzburger zu Salzburg“ist sein Refugium, geschützt durch die Zugangshür­de der Mensur. Das ist der Kampf mit scharfen Säbeln auf dem Paukboden, dem Schöppl einen Schmiss auf der rechten Wange verdankt. Wer sich diesem Ritual aussetze, sei kein Schaumschl­äger und kein Doppelagen­t, weiß Schöppl, und das macht diesen archaische­n Männerbund für ihn wertvoll.

Am Montag lädt der FPÖChef, der eben das nur für ein Jahr sein will, zum Parteitag der „echten FPÖ“ins Salzburger Crowne Plaza. Da werden all jene sein, die „unter Karl Schnell“im dritten Lager abgemeldet waren: Akademiker, Nationalli­berale, Freiberufl­er. In Schöppls engstem Kreis: etwa der 35-jährige Notar Volker Reifenberg­er. Der Richtersoh­n war Einserschü­ler im Privatgymn­asium und ist Hauptmann der Miliz. Da

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Die Freiheitli­chen
CHRISTIAN RESCH Die Freiheitli­chen

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