Den Bierkreislauf erkunden
Von der „Gmahden Wiesn“bis zur „Männerschokolade“: Aus Urgetreide werden im Gut Wildshut ganz spezielle Biersorten gebraut. Eine Nostalgiebahn bringt Besucher zum Biergut.
ST. PANTALEON. „Nicht in den Wagen spucken“steht als Hinweis auf einem Schild. Darunter hängen auf dem hellen Holz des Waggons alte Bilder der Stadt Salzburg in Schwarz-Weiß. Auf einem Foto fährt eine alte Lokalbahn durch die Imbergstraße. „Bis 1953 ist die Lokalbahn durch die Stadt Salzburg gefahren“, erzählt Peter Brandl, Bereichs- und Betriebsleiter der Salzburger Lokalbahnen. In einer Nostalgiebahn der Salzburger Lokalbahn aus dem Jahr 1908 geht es am Mittwochmorgen vom Salzburger Lokalbahnhof zum Stiegl-Gut Wildshut Richtung St. Pantaleon.
Für Besucher des Guts wurde die neue Salzburger LokalbahnHaltestelle „Gut Wildshut“errichtet. Die Fahrt in einem Nostalgiezug solle neben der Besichtigung des Bierguts für ein zusätzliches atmosphärisches Erlebnis sorgen, sagt Salzburg-AGVorstand Leonhard Schitter.
Seit 1917 ist das Gut Wildshut, rund 30 Kilometer von der Stadt Salzburg entfernt, im Besitz der Salzburger Stieglbrauerei. Seit mehr als 20 Jahren wird es auf 195 Hektar als eine Bio-Landwirtschaft geführt. In der Tierhaltung setzt Wildshut-Gutsverwalter Franz Zehentner auf alte und heimische Rassen, wie Pinzgauer Rinder, Tiroler Bergschafe und Mangalitza-Schweine. Seit 2006 experimentiert Stiegl in Wildshut mit der Rekultivierung alter Urgetreidesorten, wie Schwarze Nacktgerste, Vögeles Gold oder Emmer. Daraus werden drei Biersorten gebraut. „Wir brauen klassisch ein Mal pro Woche, normalerweise immer donnerstags“, sagt Stiegl-Kreativbraumeister Markus Trinker. Das „Wildshuter Sortenspiel“ist eine Mischung von Urgetreidesorten, die „Gmahde Wiesn“ist ein aromatisches Kräuterbier bestehend aus mehreren Malzsorten, Kräutern und Hopfen, während die „Männerschokolade“mit ihrer dunklen Farbe aus verschiedenen Malzsorten und Schwarzhafer zusammengesetzt ist. Im kommenden Herbst soll im Reifekeller mit den Amphoren zusätzlich das neue „Urbier“heranreifen. Neben der Brauerei soll auch eine Destille entstehen.
Interessierte können bei einem Besuch des Bierguts den kompletten Produktionsprozess des Bieres erkunden. Darauf wird großer Wert gelegt. „Wir pflanzen, mälzen und brauen selbst. Der gesamte Bier-Kreislauf soll transparent und nachvollziehbar zu sehen sein“, sagt Trinker.
Der Kreislaufgedanke spiegelt sich auch in der Architektur des Bierguts wider. Architektin Christine Sachs-Kapsreiter setzte bewusst auf Holz und runde Formen.