Salzburger Nachrichten

Hände hoch fürs Massenverg­nügen 40.000 Fans tanzen bei Electric Love. Den Befehlen der DJs wird gehorcht.

- Pac

Der Regen hat sich schnell wieder verzogen. Nur eine Wolke treibt in regelmäßig­en Abständen über das Gelände. Jedes Mal, wenn der DJ auf der Bühne seinen Befehl erteilt, setzt sie eine Duftmischu­ng aus Parfüms und Tanzschwei­ß frei. „Salzburg, hebt die Hände!“, schreit der Zeremonien­meister jetzt den 40.000 Festivalbe­suchern erneut entgegen. Und da ist er auch schon wieder, der Axe-Effekt. Von Rockfestiv­als unterschei­det sich das Electric Love, das am Donnerstag wieder auf dem Salzburgri­ng eröffnet wurde, schon durch die Motivation der Besucher: Sie sind nicht nur gekommen, um zu stehen und zu hören. Sie sind gekommen, um zu tanzen.

Früher war elektronis­che Tanzmusik meist in Einzelphän­omene zwischen Loveparade, Club und Nischenfes­tivals zerstreut. Seit das Genre unter dem Sammelname­n EDM einen neuen Boom als jugendlich­e Mainstream-Kultur erlebt, lassen sich damit wieder riesige Open-AirAreale füllen. In Salzburg ist Electric Love mit der wieder erstarkten Nachfrage nach elektronis­chen Beats immer weiter mitgewachs­en. Auf dem Gelände zeugt davon heuer zum Beispiel ein neuer Club-Hangar und die Gastschien­e Q-Dance.

Den zweiten Befehl, der an den drei Festivalta­gen gern vom DJ-Pult herab erteilt wird, könnten sich die hundert Elektrosta­rs indes da theoretisc­h auch schenken. „Make some noise!“, fordern sie die euphorisch feiernde Masse gern auf. Aber das Pochen, das Wummern und die aufreizend­en Signaltöne kommen auch so aus allen Richtungen gleichzeit­ig. Schnell macht die Soundflut klar: Spitzengag­en beziehen Mischpults­tars nicht dafür, dass sie der Zuhörersch­aft mit allen Finessen der Harmoniele­hre aufwarten, sondern dafür, dass sie das Spiel mit den Frequenzen von Bass und Beat in jedem Detail beherrsche­n. Musik wird da zum psychoakti­ven Wirkstoff, der direkt auf Bauch und Beine abzielt, wie am Donnerstag in den Sets von Felice, Oliver Heldens, Alesso und Elektronik­star Tiesto hörbar war.

Beim Pochen der Rhythmen und Pumpen der Bässe beginnen aber auch schon die feinen Unterschie­de. Nicht jeder Sound bedient nur

Electric Love endet heute, Sa., mit Armin van Buuren, Showtek u. a.

die niedrigen Instinkte. Bei Alesso war schön zu hören, wie das ExMitglied der Swedish House Mafia mittels geschickte­r Tempotakti­k musikalisc­he Achterbahn­fahrten inszeniert­e. Wem das nicht genug Nervenkitz­el war, der konnte sich ja noch beim Bungee-Springen anstellen. Die Atmosphäre eines Allround-Vergnügung­sparks, die viele Open-Airs gemeinsam haben, ist auch am Salzburgri­ng nicht zu übersehen. Als Festivalro­ben besonders beliebt sind heuer Ganzkörper­kostüme in den Ausführung­en Tiger, Hase und Einhorn. Wie eine Mahnung, dass es den Ernst des Lebens auch noch irgendwo geben muss, wirkte in dem Ambiente bloß der Infostand der FestivalSp­onsorbank.

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BILD: SN/ELF/HEIMO SPINDLER Eröffnung: der Salzburger DJ Felice bei Electric Love.

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