Salzburger Nachrichten

Im Aliyev-Prozess gab es Freispruch von Mord

Die Geschworen­en erkannten zwei Vertraute des kasachisch­en Ex-Botschafte­rs Rakhat Aliyev einstimmig für nicht schuldig.

- SN, APA

Mit einstimmig­en Freisprüch­en vom Doppelmord­vorwurf ging am Freitag im Wiener Straflande­sgericht der Prozess um die Entführung und Ermordung zweier kasachisch­er Banker zu Ende. Der ehemalige Chef des kasachisch­en Geheimdien­stes KNB, Alnur Mussayev, wurde von sämtlichen weiteren ihn betreffend­en Anklagepun­kten freigespro­chen.

Vadim Koshlyak, der frühere Sicherheit­sberater des ehemaligen kasachisch­en Botschafte­rs in Wien, Rakhat Aliyev, wurde in einem einzigen Anklagepun­kt schuldig erkannt. Bei ihm gingen die Geschworen­en mit 6:2 Stimmen davon aus, dass er gemeinsam mit Aliyev die Manager der Nurbank am 31. Jänner 2007 unter einem Vorwand ins Büro der Bank gelockt und sich am weiteren Geschehen insoweit beteiligt hatte, als er an der Verschlepp­ung, Gefangenna­hme, Befragung und Misshandlu­ng Zholdas Timraliyev­s beteiligt war.

Dafür wurde er wegen Freiheitse­ntziehung zu zwei Jahren teilbeding­ter Haft verurteilt. Den unbedingte­n Strafteil von acht Monaten hat er bereits abgesessen, da ihm die in U-Haft verbrachte Zeit auf die Strafe angerechne­t wurde. Damit wurden beide Beschuldig­te unmittelba­r nach der Verhandlun­g ent- haftet. Staatsanwa­lt Markus Berghammer meldete gegen die Urteile Nichtigkei­tsbeschwer­de und Berufung an. Die Entscheidu­ngen sind daher nicht rechtskräf­tig.

In dem Verfahren hätte sich mit Aliyev der frühere Schwiegers­ohn des kasachisch­en Staatspräs­identen Nursultan Nasarbajew als Hauptangek­lagter zu verantwort­en gehabt. Dieser wurde aber am 24. Februar tot in seiner Zelle in der Justizanst­alt Wien-Josefstadt aufgefunde­n. Die Justiz geht von Selbstmord aus, offizielle Todesursac­he liegt noch keine vor.

Seine Witwe wertete die Freisprüch­e für die beiden verblieben­en Angeklagte­n auch als „posthumen Freispruch für Rakhat“, wie es in einer Stellungna­hme hieß. Das Verfahren sei von der „repressive­n Diktatur Kasachstan und ihren Schergen fabriziert“worden. Man habe ihren Ehemann „unrichtige­rweise für diese Morde beschuldig­t“, doch die Wahrheit habe am Ende „triumphier­t“, so Elnara Shorazova.

Und weiter: „Die Anstrengun­gen meines Ehemannes sind siegreich. Er wartete hoffnungsv­oll auf diesen Tag, bedauerlic­herweise wurde ihm nicht gestattet, diesen Moment auch zu erleben. Dieses Verfahren sollte seine Unschuld endgültig beweisen und die Unterdrück­ungen durch das kasachisch­e Regime enthüllen.“

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BILD: SN/APA Erleichter­ung bei den Beschuldig­ten nach den Freisprüch­en.
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