Oben ist das Erlebnis einfach größer
Früher wurden die Skilifte einfach auch im Sommer aufgesperrt. Heute sind die Sommer-Bergbahnen mit ihren Angeboten auf dem Berg ein Motor für ganze Ferienregionen. Der Aufwand lohnt sich mittlerweile.
SALZBURG. In Wagrain ist der Sommer alles andere als langweilig. Auf der einen Talseite geht es mit der Grafenbergbahn hinauf zum Abenteuerspielplatz, auf der anderen vergnügen sich Radakrobaten und Downhiller im Bikepark. Rund 1,8 Mill. Euro haben die Wagrainer Bergbahnen seit 2006 in den modernen Sommerbetrieb investiert. Seither hat sich die Anzahl der Gäste um 175 Prozent gesteigert, die Zahl der Beförderungen legte um satte 275 Prozent zu. „Früher waren wir froh, wenn im Sommer 600 Gäste pro Tag gekommen sind. Heute haben wir an richtig guten Tagen über 2000 Leute auf dem Berg“, sagt Bergbahnen-Chef Christoph Baumann. Dass der Sommerbetrieb am Lift ein Minusgeschäft ist, ist Geschichte. Groß verdienen würde man zwar auch noch nicht, erklärt Baumann, „aber im Sommer kann man mit vergleichsweise kleinen Investitionen viel mehr Angebot schaffen als im Winter“.
Gelernt haben viele Seilbahnunternehmen dabei eines: Man muss über den Tellerrand blicken. „Es hat ja keinen Sinn, wenn jeder tut, was er will, und dann die 200. Sommerrodelbahn eröffnet wird“, sagt Thomas Kinz, Geschäftsführer der Bregenzer Pfänderbahn. Er ist Sprecher der Gruppe der „Besten Österreichischen Sommer-Bergbahnen“. 2001 wurde mit sieben Mitgliedern gestartet, um den Sommertourismus auf dem Berg mit Qualität und Strategie auszubauen. Heute zählt die Gruppe 51 zertifi- zierte Sommer-Bergbahnen, davon zehn in Salzburg. Entwickelt wird in den Spezialisierungen Abenteuer, Familie, Genuss, Kunst & Kultur sowie Panorama & Naturerlebnis.
„Wir wollen den Berg nicht zubauen, sondern das, was wir haben, inszenieren“, betont Kinz. Jede Region habe ihre Stärken, „wenn ich ein Traumpanorama habe, dann bin ich eben ein Aussichtsberg“. Auch sei das Klientel auf dem Kitzsteinhorn ein ganz anderes als etwa auf dem Asitz in Leogang, „wir kennen unsere Gäste“. Entsprechend werde versucht, regionale Angebote mit verschiedenen Attraktionen zu schaffen. „Wir reden offen miteinander.“Erst diese Woche fanden sich die Mitglieder der SommerBergbahnen zur Strategiesitzung in St. Johann im Pongau zusammen.
Dort, oberhalb des Alpendorfs, gibt es seit 2009 den Geisterberg. Im Sommer werden die Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer pädagogisch aufgearbeitet und kindgerecht inszeniert – mit Erfolg. Beförderten die Bergbahnen früher im Sommer 23.000 Gäste, sind es heute fast drei Mal so viele. Von den 56 ganzjährigen Mitarbeitern seien 16 auf dem Geisterberg im Einsatz, sagt Alpendorf-Bergbahnenchef Wolfgang Hettegger. Gewinner sei auch die Gastronomie: Die drei geöffneten Hütten auf dem Berg erzielten ähnliche Umsätze wie im Winter. „Der Gast im Sommer ist ein größerer Genießer und hat mehr Zeit zum Einkehren.“Hettegger ist überzeugt, dass der Sommerbetrieb in einem Skigebiet generell auch den ökologischen Gedanken stärkt. „Wir verkaufen die Natur auf dem Berg, da muss man das ganze Jahr über sensibel arbeiten.“Zudem werde anhaltende Qualität erzeugt. „Auch die touristischen Partner können ihr Fachpersonal halten.“
Einer aktuellen Studie des Tourismusberaters Conos zufolge wachsen in Ferienregionen mit inszenierten Bergen die Gästeankünfte doppelt so schnell wie in Gegenden ohne Angebot. Die Aufenthaltsdauer ist um 30 Prozent länger als im jeweiligen Landesdurchschnitt. Die Seilbahner machen im Branchenschnitt rund zehn Prozent ihres Jahresumsatzes im Sommer.