Emotion und Vernunft
BMW zeigt vor, was alles in eine Reihe passt. Die neue 2er-Reihe reicht vom Cabrio bis zur Familienkutsche mit sieben Sitzen.
BMW 218d Gran Tourer Motor/Fahrwerk: Vierzylinder-Commonrail-Diesel, 1995 ccm, 110 kW/150 PS bei 4000 U/min, 330 Nm bei 1750 U/min, Achtgang-Automatikgetriebe, DSC. Ausstattung: Head-up-Display, Fahrerassistenzsysteme, Klimaautomatik, Rückfahrkamera, Ledersitze. Maße/Gewichte: Länge/ Breite/Höhe 4556/1800/1641 mm, Radstand 2780 mm, Gewicht 1525 kg, zul. Gesamtgewicht 2090 kg, Laderaum 645 bis 1905 Liter, Tank 51 Liter. Fahren/Verbrauch: Höchstgeschwindigkeit 205 km/h, Beschleunigung auf 100 km/h in 9,3 Sek., Verbrauch: 3,9 bzw. 5,1 l/100 km, CO2: 114 g/km; im Test: 6,5 Liter. Preis: 49.381,25 Euro. Früher war zugegeben alles einfacher. Das Wetter war besser, ohnedies war alles billiger und selbst der Besuch beim BMW-Händler war wesentlich übersichtlicher: Da gab es gerade einmal die 3er-, die 5er- und die 7er-Reihe zu bestaunen, während sich BMW heute – wie alle anderen Premiumhersteller auch – in jede Marktnische zwängt.
Die neue 2er-Reihe bei BMW ist da ein gutes Beispiel dafür. Sie soll die Lücke zwischen 1erBaureihe und dem deutlich größeren Dreier schließen und wird vermutlich langfristig die 1er-Reihe ersetzen. Gleichzeitig ist es aber keine beliebige Kleinwagenserie, sondern eine komplette Baureihe – und zwei Aushängeschilder daraus haben wir auch gefahren.
Zum einen den Gran Tourer, zum anderen das 2er-Cabrio. Zwei Autos, so unterschiedlich wie Feuer und Eis und trotzdem durch eines verbunden: Es macht einfach Spaß, beide zu fahren. Fangen wir mit dem deutlich emotionaleren Fahrzeug an: Das Cabrio, Nachfolger des Einser-Cabrios, ist trotz seiner recht kompakten Abmessungen (4,43 Meter lang) ein vollwertiges, viersitziges Cabrio. Sehr markant die Seitenlinie, recht bullig das Heck. In dem verbirgt sich zwar kein Ladeweltmeister, aber recht viel mehr Platz bietet die nächsthöhere Baureihe auch nicht. Sehr elegant und pfiffig: der rote Lederbezug. Die kompakten Abmessungen machen sich beim Fahren bemerkbar, der Zweier wieselt erstaunlich leichtfüßig durch die Gassen und liegt dabei gut in der Hand – bei 190 PS auch keine allzu große Überraschung.
Während nun zwar alle 2er-Käufer vom Cabriolet träumen werden, wird letztendlich die Mehrheit beim Kombi zugreifen. Der von uns getestete Gran Tourer hat zwar keine Ledersitze, ist aber ein Auto ohne Schwachstellen. Das beginnt bei den Gurtschlössern, die mit einer kleinen Filzauflage gegen Klappern abgesichert sind, und endet mit der Möglichkeit, die Öffnungshöhe der Heckklappe im Bordcomputer festzulegen. Der 2er Gran Tourer ist ein gut durchdachtes Auto und extrem variabel: Die Sitze hinten sind im Verhältnis 40:20:40 umklappbar, die Rückbank selbst kann vor- und zurückgeschoben werden (60:40). Gegen Aufpreis gibt es zwei einzeln umklappbare Sitze für die dritte Reihe.
Viel Platz also für den Nachwuchs; weil laut BMW-Prospekt aber „Väter auch Männer sind“, haben die Bayern für den Zweier eine sehr feine, sportliche Motorenpalette im Angebot, an deren oberen Ende der von uns getestete 218d steht. Mit diesem Vierzylinder unter der Haube vergisst man schnell, dass man in einer Familienkutsche sitzt. Wie kam man in München eigentlich früher ohne Zweier aus? Diese Reihe macht dem Premiumhersteller alle Ehre.