Salzburger Nachrichten

Wer die Augen verschließ­t, wird ein böses Erwachen haben

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Fusion . . . Österreich ist ein Einwanderu­ngsland. Ein Befund, der auf das Bundesland Salzburg genauso zutrifft wie auf den Rest der Republik. Jedes vierte Kind, das im Land Salzburg zur Welt kommt, hat Eltern, die aus einem anderen Land stammen.

In der Stadt Salzburg hat schon jedes zweite Neugeboren­e ausländisc­he Wurzeln. Besonders augenfälli­g zeigt sich die Zuwanderun­g in den Pflichtsch­ulen der Stadt Salzburg: Ein mehr als 50-prozentige­r „Ausländera­nteil“ist die Regel, nicht die Ausnahme.

Die Flüchtling­swelle aus dem Nahen Osten stellt uns aktuell vor besondere Herausford­erungen. Aber sie macht uns nicht zum Einwanderu­ngsland. Wir sind es nämlich bereits. Ob uns das passt oder nicht.

Nun kann man vor dieser Realität die Augen verschließ­en. Dann wird man eines Tages aufwachen und eine völlig veränderte Gesellscha­ft vorfinden. Eine Gesellscha­ft, die so wahr- scheinlich niemand wollte.

Österreich könnte auch – so wollen das die Populisten – die Grenzen dichtmache­n gegenüber den Habenichts­en aus den Krisenregi­onen dieser Welt. Dann werden wir Mitschuld tragen an einer humanitäre­n Katastroph­e.

Oder man kann anfangen, sich Gedanken über die Integra- tion zu machen. Denn die Nachkommen derjenigen, die heute als Ausländer kommen, werden morgen Inländer sein. So wie die Nachkommen der Ungarn-Flüchtling­e mittlerwei­le Österreich­er sind, wie die Kinder und Enkel der Gastarbeit­er der 1960er-Jahre oder der Flüchtling­e aus den Balkankrie­gen der 1990er. Irgendwann erhalten sie in der Regel die Staatsbürg­erschaft.

Was macht nun den „guten Österreich­er“oder den „guten Salzburger“aus? Dirndl und Lederhose? Mozart und Rainermars­ch? Bier und Schweinsbr­aten?

Das Entscheide­nde ist wohl eher das Bekenntnis zu Demokratie und Menschenre­chten. Das Zugehörigk­eitsgefühl zu Land und Leuten. Die Teilnahme an der Gesellscha­ft.

Daran müssen wir Zuwanderer messen. Und darin müssen wir sie schulen und ausbilden.

Das heißt: nicht alle. Gut ein Drittel der Zuwanderer kommt aus EU-Ländern wie Deutschlan­d oder Ungarn, ein weiteres Drittel aus dem ehemaligen Jugoslawie­n. Westliche Standards sind für sie selbstvers­tändlich.

Wenn von den Integratio­nspflichte­n der Zuwanderer die Rede ist, ist eine verhältnis­mäßig kleine Gruppe gemeint: in der Regel konservati­ve Muslime aus eher einkommens­schwachen Schichten. Sie werden als

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