„Putsch“gegen Strache-FPÖ
Chaos im Pinzgau: Beim Bezirksparteitag gewann der „falsche“Kandidat. Schon am Tag nach seiner Wahl schloss er sich den Salzburger Freiheitlichen von Karl Schnell an.
In der FPÖ geht es wieder rund. Im Pinzgau „unterwanderten“offenbar Karl Schnells Salzburger Freiheitliche den Bezirksparteitag der Strache-FPÖ am Donnerstagabend in Mittersill. Zunächst war dort Thomas Schweighart aus Saalfelden als neuer Bezirksparteiobmann vorgesehen. Schweighart war nach dem Ausschluss des ehemaligen Bezirksparteichefs Markus Steiner als ältester FPÖ-Mandatar quasi interimistischer Bezirksparteiobmann.
Der Delegierte Peter Pichler aus Zell am See schlug aber den Polizisten Roman Hotter aus Uttendorf für die Führungsposition vor. Bei der Abstimmung erhielt Hotter 28 Stimmen, Schweighart 21. Also wurde Hotter neuer Bezirksparteiobmann. Daraufhin wurde Peter Pichler von Delegierten als „Putschist“bezeichnet.
Unter den Delegierten habe den ganzen Abend „ein spürbares Misstrauen“geherrscht, sagt Hotter. Bei einer Pressekonferenz der „FPS – die Freiheitlichen in Salzburg“unter Karl Schnell verkündete er am Freitagnachmittag „nach einer schlaflosen Nacht“seinen Rücktritt als Bezirksparteichef. Er sehe sich nicht in der Lage, eine gute Zusammenarbeit mit der derzeitigen FPÖ durchzubringen. „Wie soll ich einen Bezirk führen, wenn das Misstrauen so stark ist?“Hotter erklärte mit sofortiger Wirkung auch den Austritt aus der FPÖ. Er sei alles andere als allein. Rund 40 FPÖFunktionäre seien im Pinzgau in den vergangenen Wochen aus der Strache-Partei ausgetreten, weitere würden sicher folgen.
Markus Steiner schätzt, dass drei Viertel der FPÖ-Funktionäre im Pinzgau der neuen FPS beitreten werden. „Jeder sieht nun, wie tief die Partei unter Strache ge- spalten ist.“Auch der von der Bundes-FPÖ ausgeschlossene Landtagsklubobmann Schnell (FPS) ist zuversichtlich, in „seinem Bezirk“die klare Mehrheit der Freiheitlichen um sich scharen zu können.
Nach dem FPÖ-Bezirksparteitag stand für Schnell fest: Etwa zwei Drittel der insgesamt rund 70 freiheitlichen Delegierten im Pinzgau würden auf seiner Seite stehen. Der praktische Arzt aus Saalbach-Hinterglemm bezeichnete den Bezirksparteitag als „Flop für die Strache-FPÖ“. Den Delegierten sei nicht einmal erklärt worden, warum er und andere Abgeordnete aus der FPÖ rausgeschmissen wurden, meinte Schnell. Die Stimmung sei derart schlecht, unkameradschaftlich, aggressiv und von Misstrauen geprägt gewesen. „Jeder, der anderer Meinung war, wurde als Putschist bezeichnet. Es hat auch geheißen, ich sei ein Kurpfuscher von Politiker.“
Die Bilanz der StracheSchöppl-FPÖ am Freitag um 3.20 Uhr früh war noch positiv ausgefallen. „Die Anwesenheit freiheitlicher Urgesteine zeigt, dass Zwietracht, Hader und Streit nun ihr Ende gefunden haben. Wir Freiheitliche stehen zusammen“, resümierte der Landesparteiobmann Andreas Schöppl.
Laut der nächtlichen FPÖ-Aussendung freute sich der (eigentlich parteifreie, Anm.) Mittersiller Bürgermeister Wolfgang Viertler über den „spürbar positiven Wind in Salzburg“und der anwesende Heinz-Christian Strache meinte: „Nur der gemeinsame Weg kann uns in Salzburg an die Spitze führen, denn eine erfolgreiche freiheitliche Politik muss geschlossen mit allen Landesgruppen aus einem Guss funktionieren.“