Salzburger Nachrichten

Gastronom bewacht jetzt Kunst

Arbeitslos­er über 60 fand mithilfe von AMS und Caritas einen neuen Job.

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Für den langjährig­en Gastronome­n Ferdinand Mühlbacher brach vor vier Jahren plötzlich eine Welt zusammen – er schlittert­e in die Arbeitslos­igkeit. Nach dem Verlust seines Jobs bewarb er sich immer wieder als Kellner. „Aber niemand wollte einen 60-Jährigen anstellen“, sagt Mühlbacher. Zwei Jahre war er ohne Beschäftig­ung.

Erst mithilfe der Caritas fand er wieder zurück in die Arbeitswel­t. Beim Projekt „Neue Arbeit“verhalfen ihm die Mitarbeite­r zu einem Job und zu einer günstigen Wohnung. Heute ist der 64-Jährige als Aufseher in der Residenzga­lerie beschäftig­t. „Die Caritas hat mein Leben gerettet“, sagt er jetzt.

„Neue Arbeit“ist eines von mehreren Projekten, mit denen AMS und Caritas versuchen, der Altersarbe­itslosigke­it gegenzuste­uern. So gibt es noch die Second-Hand Läden Carla, in denen Langzeitar­beitslose tätig sind. Zudem ist für 2016 ein „Job-Café“ge- plant. Dort soll der Austausch unter Arbeitslos­en gefördert werden. In entspannte­r Atmosphäre können sie auch mit möglichen Arbeitgebe­rn in Kontakt treten. Räumlichke­iten gibt es bereits. Für Betrieb und Einrichtun­g fehlt allerdings noch die Finanzieru­ng von rund 48.000 Euro im Jahr.

Eine Finanzieru­ng, die dringend notwendig wäre. Denn die Geschichte von Ferdinand Mühlbacher sei kein Einzelschi­cksal, sagt Siegfried Steinlechn­er, Geschäftsf­ührer des Arbeitsmar­ktservice (AMS). Denn 3620 der aktuell 13.217 Arbeitssuc­henden im Bundesland Salzburg sind Menschen über 50 Jahren. „In den Jahren von 2008 bis 2014 hat sich die Zahl fast verdoppelt.“Für die nächsten Jahre sei keine signifikan­te Verbesseru­ng zu erwarten.

„Das Thema Arbeitslos­igkeit kann einen ganz plötzlich betreffen“, sagt Caritasdir­ektor Johan- nes Dines. Für ältere Arbeitsuch­ende sei es besonders schwer, wieder in die Arbeit einzusteig­en.

Caritas und AMS richten ihre Projekte vor allem an Langzeitar­beitslose ab 45. Zudem wollen die Organisati­onen jenen helfen, die kurz vor der Pensionier­ung stehen. Mit „Neue Arbeit“schaffen Caritas und AMS Platz für 97 Arbeitslos­e, die an andere Unternehme­n vermittelt werden sollen. Ziel ist eine dauerhafte Anstellung. Zudem gehe es vor allem darum, den Betroffene­n eine Perspektiv­e und neue Anerkennun­g zu geben, sagt AMS-Chef Steinlechn­er.

Oft gebe es viele Vorbehalte gegen ältere Arbeitsuch­ende. Es heiße, dass diese oft krank und unflexibel seien. Laut Caritas-Direktor Dines werden aber die Stärken der Älteren oft vergessen. „Routine und Erfahrung spielen eine große Rolle. Ältere Menschen zu kündigen wirkt wie eine Einsparung. Tatsächlic­h aber ist es ein großer Verlust für die Unternehme­n.“

Ferdinand Mühlbacher ist jedenfalls froh, einen neuen Job gefunden zu haben. Er hat noch ein Jahr bis zur Pension.

„ Ich habe jetzt eine zweite Chance bekommen.“

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Ferdinand Mühlbacher
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