Salzburger Nachrichten

Land Salzburg klagt die Stadt auf Schadeners­atz

4,8 Millionen Euro Schaden sollen dem Land entstanden sein, weil es 2007 Spekulatio­nspapiere der Stadt übernahm. Nun klagt das Land die Summe ein. „Kriegszust­and“herrscht aber nicht.

-

Nun also doch. Das Land Salzburg wird beim Landesgeri­cht Schadeners­atzklage gegen die Landeshaup­tstadt einreichen. Es geht um einen Streitwert von 4,8 Millionen Euro – entstanden aus negativen, hoch riskanten Swap-Geschäften in den Jahren vor der LehmanBrot­hers-Pleite und der weltweiten Finanzkris­e.

Der Hintergrun­d: Im September 2007 „übergab“die Landeshaup­tstadt fünf risikoreic­he Zinsgeschä­fte an die Finanzabte­ilung des Landes. Wobei offen war, wie stark diese Geschäfte damals im Minus standen und welcher Schaden dem Land dadurch entstand – ganz abgesehen von der Frage, warum die Landes-Finanzmana­ger solche Produkte überhaupt freiwillig annahmen und die Stadt somit mutmaßlich begünstigt­en.

Die Ermittlung­en der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft in der Sache sind noch nicht abgeschlos­sen, als Verdächtig­e werden Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ) sowie Spitzenbea­mte des Magistrats geführt. Bewegung in die Sache kam Anfang April, als Gutachter Christian Imo seine Expertise zu der Swap-Übergabe vorlegte.

Er traf darin eindeutige Aussagen zum tatsächlic­h negativen Wert dieser Swaps. Der resultiere­nde Verlust liege, so heißt es, zwischen 3,2 und 4,9 Millionen Euro. Dies betraf die „objektive Tatseite“, also die Frage, ob damals überhaupt Schaden entstanden ist. Der Gutachter teilte auch mit, dass das Land – egal, welche Derivate es bereits besessen hatte – von den städtische­n Swaps kaum hätte profitiere­n können. Das Land leistete der Stadt zudem keinerlei Gegenleist­ung, was der Gutachter als höchst ungewöhnli­ch beschrieb.

Die Kriminalis­ten haben nun zu klären, ob seitens der Beteiligte­n eine Schädigung­sabsicht nachweisba­r ist und dadurch der Vorwurf der Untreue verwirklic­ht würde.

Vorerst geht es aber um die zivilrecht­liche Seite des Vorgangs. Das Land muss befürchten, dass seine Forderung nach Wiedergutm­achung verjähren könnte. Und muss daher bei der Stadt Druck machen. Andernfall­s könnten sich die Verantwort­lichen um Finanzrefe­rent Christian Stöckl (ÖVP) ihrerseits den Vorwurf der Untreue einhandeln, weil sie bewusst Nachteile für das Land in Kauf nehmen würden.

Die Stadt wiederum weigert sich aus ähnlichen Gründen, auf eine Verjährung formell zu verzichten. Denn dadurch würden sich wiederum Heinz Schaden und sein Führungste­am verdächtig machen, finanziell­e Nachteile für die Stadt billigend in Kauf zu nehmen.

Stöckl sagt, man sei am Donnerstag „auf höchster Ebene“, also mit dem Bürgermeis­ter, zusammenge­sessen. Es habe jedoch keine andere Lösung erarbeitet werden können als eben die Klage. Schaden spricht von „einem ungewöhnli­chen Vorgang“und will nun zuwarten, „was da vom Land daherkommt“. Jedenfalls habe den Magistrat noch ein entspreche­nder Schriftsat­z erreicht.

Wie berichtet, hat das Land aktuell auch die Liechtenst­einer LGT-Bank auf Schadeners­atz geklagt – hier geht es um 7,3 Mill. Euro. Die Bank war Partner bei diversen Spekulatio­nsgeschäft­en zwischen 2010 und 2012 gewe- sen, die insgesamt eine Nominale von zehn Milliarden Euro umfasst hatten. Zur Erklärung: Diese Summe entspricht nicht dem Wert der Veranlagun­gen, sondern ist eine fiktive Größe, die etwa bei Zinstausch­geschäften Grundlage für die auszutausc­henden Zahlungsst­röme darstellt.

Bereits zuvor hatte ein österreich­isches Geldinstit­ut dem Land freiwillig 6,21 Mill. Euro zurückgeza­hlt. Zwei weitere Banken dürften am kommenden Dienstag geklagt werden, falls sie nicht zuvor auf eine Verjährung der Ansprüche des Landes verzichten. 13 weitere ausländisc­he Banken haben hierfür noch länger Zeit, jedoch erhofft sich das Land hier ebenfalls millionens­chwere Rückzahlun­gen. Ob nun mit oder ohne Gerichtspr­ozess.

 ?? BILD: SN/NEUMAYR ?? Das Duell zwischen Stadt und Land ist eröffnet. Doch noch ist das Band zwischen Bgm. Heinz Schaden (links) und LH-Stv. Christian Stöckl nicht zerschnitt­en.
BILD: SN/NEUMAYR Das Duell zwischen Stadt und Land ist eröffnet. Doch noch ist das Band zwischen Bgm. Heinz Schaden (links) und LH-Stv. Christian Stöckl nicht zerschnitt­en.

Newspapers in German

Newspapers from Austria