„Die Stimmung in der Gemeinde ist euphorisch“
Die Ski-Weltmeisterschaft 2023 sei ein großes Ziel für den gesamten Ort, sagt Saalbachs Bürgermeister Alois Hasenauer. Die letzten Schulden von 1991 sind ein Jahr vorher abbezahlt.
Die erste Schlacht ist geschlagen: Saalbach-Hinterglemm hat sich gegen St. Anton durchgesetzt und geht als Favorit für die SkiWeltmeisterschaft 2023 ins Rennen. Was bis dahin noch alles passieren muss, weiß Alois Hasenauer, der Bürgermeister von Saalbach-Hinterglemm. SN: Herr Bürgermeister, Sie waren bei der Ski-WM 1991 sieben Jahre alt. Welche Erinnerungen haben Sie daran? Hasenauer: Also, es gibt noch Erinnerungen, aber sie sind schon ein bisschen verschwommen. Ich kann mich noch an das Zielstadion erinnern, natürlich an den jungen Doppelweltmeister Stephan Eberharter und an die orangen Anoraks der Österreicher. Der Himmel war blitzblau, es war eine sehr positive Stimmung. SN: Wie ist die Stimmung heute in der Gemeinde? Die Stimmung ist natürlich sehr euphorisch, nachdem wir uns am Donnerstag gegen St. Anton durchsetzen konnten. Es gibt natürlich auch kritische Stimmen, die auf die negativen Dinge hinweisen, die eine Sportgroßveranstaltung mit sich bringt.
Aber im Wesentlichen freut sich jeder in Saalbach-Hinterglemm über das Ergebnis. Man ist ja bei der Entwicklung eines Ortes oft ein wenig verloren. Aber die Weltmeisterschaft ist jetzt ein großes, großes Ziel für uns alle. Ein Ziel, das gestern geschaffen wurde, und auf das wir hinstürmen können. Man weiß jetzt, wo die Reise hingeht. SN: Saalbach tritt beim FISKongress 2018 ja erst einmal als Bewerber an. Was muss passieren, um die Weltmeisterschaft tatsächlich nach Saalbach zu holen? Wir werden uns jetzt mit unserem Partner, dem Österreichischen Skiverband, zusammensetzen und ein detailliertes Konzept ausarbeiten. Das finanzielle Drumherum muss geklärt sein. 2017 werden wir die offizielle Bewerbung beim internationalen Skiverband, der FIS, abgeben. SN: Mit welchen finanziellen Belastungen rechnen Sie? Es gibt ja noch kein detailliertes Konzept, es ist also schwer, die Kosten exakt zu schätzen. Das Gesamtbudget wird aber zwischen 30 und 40 Mill. Euro ausmachen. Die Gemeinde hat die Zusage gemacht, 20 Prozent des Budgets zu übernehmen. Das ist eine Größenordnung, die für Saalbach passend ist. SN: 20 Prozent wären acht Millionen Euro . . . Ja, wir rechnen mit sechs bis acht Millionen Euro. Das ist eine Investition in die Zukunft, von der man sehr lange etwas hat und die eine positive Entwicklung anschiebt. Sechs bis acht Millionen Euro sind eine Größenordnung, die wir uns zutrauen. SN: Nach der WM 1991 allerdings war Saalbach finanziell schwer angeschlagen. Ist das schon zur Gänze bereinigt? Ich muss dieses Bild ein wenig zurechtrücken. Wir haben sehr viel in das Verkehrskonzept investiert und zwei Tunnelanlagen und ein Parkhaus gebaut. Der Tunnel in Saalbach wurde ausschließlich von der Gemeinde finanziert, in Hinterglemm hat das Land mitgezahlt. Man hätte aber diese Tunnel so oder so gebraucht. Da hat die Weltmeisterschaft nur die Umsetzung beschleunigt.
Allerdings hat die Gemeinde die WM und das Verkehrskonzept gleichzeitig stemmen müs- sen. Jetzt laufen unsere Darlehen aus, 2022 sind sie abbezahlt. Unsere Gemeinde ist ja finanziell nicht schlecht aufgestellt, wir haben hohe Einnahmen, das wird hoffentlich so bleiben. SN: Wie hoch ist das Budget? Wir haben 16 Mill. Euro Einnahmen im ordentlichen Haushalt. SN: Gibt es erste Gedanken, wie man die Besucherströme bei der WM in den Griff bekommen wird? Die Infrastruktur ist im Wesentlichen vorhanden. Seit 1991 sind ja auch noch Parkhäuser dazugekommen. Wir sind ja eigentlich eine sehr große Gemeinde, im Winter haben wir mit den Touristen 28.000 Leute hier – das ist eine kleine Stadt.
Die Glemmtaler Landesstraße ist allerdings die einzige Verbindung in unser Tal, und daran wird sich nie etwas ändern. Wir werden keinen Tunnel schlagen, und eine Eisenbahnanbindung ins Glemmtal kann ich mir auch nicht vorstellen. Das müsste eine U-Bahn sein, weil es keine Trasse gibt. Wir werden diese eine Straße bestmöglich ausbauen und verstärken. Es hat sich aber bei den Weltcuprennen gezeigt, dass es gut funktioniert, wenn man einen Busshuttle und eine gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln anbietet. Es gab keine Verzögerungen.
Bei der WM hat man die Besucher von Viehhofen und Maishofen mit Bussen nach Saalbach geshuttelt und den innerörtlichen Verkehr der Einheimischen eingeschränkt. Angeliefert wurde in der Nacht. An diesem Konzept wird sich nicht viel ändern.
„ Die Ski-WM ist ein Ziel, auf das wir hinstürmen können.“
SN: Eine Ski-WM findet ja in der Tourismus-Hochsaison statt. Gibt es da kritische Stimmen? Es mag sein, dass sich eine Weltmeisterschaft im Veranstaltungsjahr ein bisschen negativ auswirkt, weil einige in dieser Zeit den Ort meiden. Aber die positiven Effekte sieht man in Schladming, die haben Zuwächse im Sommer wie im Winter. SN: Hat Saalbach überhaupt noch Platz für Zuwächse? Wir haben 19.000 Gästebetten, die sind nicht immer gefüllt. Die Auslastung kann man sicher verbessern. Ich sehe die WM als tolle Werbeveranstaltung. SN: Würden Sie die WM gern als Bürgermeister erleben? Ja, aber das hängt nicht von mir ab. Ich werde mich bemühen und hart arbeiten, damit mir die Bevölkerung ihr Vertrauen schenkt und ich gewählt werde.