Sie zeigt, dass es auch anders geht
Die Berndorfer Studentin Natalie Haas packte mit an, als im Jänner 35 Flüchtlinge in ihren Heimatort zogen. Ein Engagement mit Folgen.
Berndorf ist inzwischen so etwas wie ein Vorzeigemodell, was die Integration von Flüchtlingen betrifft. Anfang 2015 wurden in der Flachgauer Gemeinde mit 1654 Einwohnern 35 Flüchtlinge untergebracht. Was in vielen Salzburger Gemeinden zu einem kollektiven Aufschrei führt, hatte in Berndorf reibungslos funktioniert, und das ist auch das Werk von Natalie Haas.
Haas war eine der Ersten, die sich meldeten, als bei einem Infoabend Freiwillige gesucht wurden, die bei der Integration der Flüchtlinge helfen sollten. Schon deshalb, weil fremde Kulturen, fremde Sprachen für sie extrem spannend seien. „Ich bin weltoffen aufgewachsen, mein Uropa ist in der Welt herumgereist und hat vor allem meine Mutter und meinen Bruder, aber auch mich zu diesen Reisen mitgenommen.“
Angst vor dem Fremden kennt die 20-Jährige daher nicht. „Wovor soll ich Angst haben? Flüchtlinge sind Menschen, die ihre Heimat aus gutem Grund verlassen haben. Sie suchen bei uns Schutz vor dem Krieg.“Sie habe bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht. Die Männer aus dem Irak, dem Kosovo, Somalia, Syrien und Afghanistan habe sie als Menschen erlebt, die keine Almosen annehmen wollten und sehr bemüht seien, anderen nicht zur Last zu fallen. Gut erinnert sie sich an den Tag im Jänner, als sie die Männer in der Flüchtlingsunterkunft das erste Mal besuchte. „Es war nur einer da, die anderen waren auf der Gemeinde. Als ich mich vorstellte, hat er mir sofort einen Kaffee angeboten. Das war so herrlich normal.“
Den Umgang Österreichs mit den Flüchtlingen bezeichnet Haas als beschämend. „In Österreich kommen gerade einmal acht Flüchtlinge auf 1000 Einwohner.“Es sei ein Leichtes für jede der 119 Salzburger Gemeinden, eine Gruppe von Menschen aufzunehmen. Es brauche nur ein paar engagierte Leute und ein paar gute Ideen. Etwa die mit dem Korb. „Wir haben beim Nahversorger im Ort einen Korb mit einer Einkaufsliste deponiert. Wer wollte, hat beim Einkaufen auf die Liste geschaut und etwas für die Flüchtlinge reingelegt“, erklärt Haas. Oft sei der Korb zwei Mal am Tag voll geworden. Die Flüchtlinge hätten ihn abgeholt und wieder hingebracht.
Für ihr Engagement seien die Berndorfer reich belohnt worden. Denn die Arbeit mit den Flüchtlingen habe die Dorfgemeinschaft gestärkt. „Dadurch, dass wir alle zusammengeholfen haben, sind auch wir wieder mehr zusammengewachsen.“Und Haas, die in Salzburg die Ausbildung zur Kindergartenpädagogin machte und nun Politik studiert, habe so wieder mehr Anschluss in ihrem Heimatort gefunden.
Auch ihre Familie konnte sich ihres Engagements nicht erwehren. Ab Herbst wird ihre Oma drei Flüchtlinge in ihrem Haus aufnehmen. „Sie hat durch meinen Kontakt die Flüchtlinge kennengelernt und nichts dagegen.“
Ihre Erfahrungen mit den Flüchtlingen will Haas nun auf breitere Beine stellen. Derzeit arbeitet sie an einer Internet-Plattform, die von Gemeinden genutzt werden kann. Dort sollen Flücht- lingsorganisationen vernetzt sowie Informationen und Adressen gesammelt werden. Dabei wird sie auch von Landesrätin Martina Berthold unterstützt. Auch beruflich will die Berndorferin beim Thema Flüchtlinge und Integration bleiben. „Ich würde gern UNO-Generalsekretärin werden. Nein, im Ernst, ich möchte für eine internationale Organisation arbeiten, die sich mit Flüchtlingen und Integration beschäftigt.“