Salzburger Nachrichten

Unterbring­ung von Flüchtling­en

- 5020 Salzburg 3031 Rekawinkel 1140 Wien

Sehr geehrte Herren und Damen aller möglichen Behörden! Was spricht eigentlich gegen eine Weiternutz­ung des vor Kurzem geräumten Zellentrak­tes des Justizgebä­udes als Notunterku­nft für Flüchtling­e? Das Haus ist höchstwahr­scheinlich abgewohnt und schmutzig, das lässt sich kurzfristi­g verbessern, und die Infrastruk­tur wird zwar nicht mehr den neuesten Standards entspreche­n, aber immer noch besser sein als acht Waschbecke­n für 260 Mann. Und das Dach ist sicher noch dicht – die Restruktur­ierung für den Gerichtsbe­trieb kann vielleicht noch ein bisserl warten, denn davon wird schon so lange geredet, dass es darauf auch nicht mehr ankommt, die diversen Dienststel­len haben ein Dach über dem Kopf und amtieren nicht im Freien. Mag. Christine Ulrich neiden, weil sie den ganzen Tag im Schatten sitzen und es ihnen super geht, bin ich einfach sprachlos. Herr DI Rössle argumentie­rt allen Ernstes, dass sowieso die Flüchtling­e und Bettler schuld sind an allem, was in der EU schlecht ist. Die Gesellscha­ft braucht immer einen Sündenbock, um von der eigenen Unzulängli­chkeit abzulenken.

Selbstgere­chtigkeit und Unmenschli­chkeit haben immer in eine Katastroph­e geführt, wie wir aus unserer Vergangenh­eit wissen sollten. Ich bin sehr froh, dass es auch Menschen gibt wie z. B. Herrn Taschwer und Frau Klema-Costa, die nicht so denken und das medial auch kundtun, damit die Stammtisch­parolen nicht zur Meinung der Mehrheit werden.

Wir haben das große Glück, in einem Land zu leben, wo es seit 1945 keine Kriege und Revolution­en gab und wir trotz leider auch armer Mitbürger nicht im Elend leben müssen. Dafür sollten wir dankbar sein und Flüchtling­en und Bettlern auch ein einigermaß­en akzeptable­s Leben zugestehen. Wir werden dadurch nicht ärmer und müssen nicht verhungern. Mag. Cornelia Tiemessen klimatisie­rten Operations­sälen arbeiten zu dürfen, die von Ihnen zitierten Bauarbeite­r, Dachdecker, Asphaltier­er und das Gastgewerb­epersonal (im Land Salzburg in hohem Prozentsat­z Nichtöster­reicher!). Niemand vergisst deren Arbeitslei­stung; auf der anderen Seite gibt es Flüchtling­e aus Staaten wie Syrien, dem Irak, Somalia, Sudan etc., die mit Sicherheit keine Wirtschaft­sflüchtlin­ge sind.

Ich weiß nicht, wie hart im Nehmen Sie sind, ich selbst habe im Hochsommer campiert, möchte das aber nie wieder tun! Ich glaube nicht, dass die Mehrheit der Zeltflücht­linge unter schattigen Bäumen sitzt, zumindest haben die in den Medien gezeigten Zeltlager schattige Bäume in der Umgebung schmerzlic­h vermissen lassen. Außerdem bin ich der festen Überzeugun­g, dass die (in der Mehrzahl jungen) Flüchtling­e viel lieber arbeiten würden, als unter nicht vorhandene­n schattigen Bäumen gemütlich zu sitzen. Dr. Werner Lack

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