Djokovic entzaubert Federer in Wimbledon
Novak Djokovic feiert mit einem Viersatzsieg über Roger Federer seinen 3. Wimbledon-Triumph. Serena Williams jagt nach ihrem 21. Grand-Slam-Titel endgültig den Rekord von Steffi Graf.
Nach einem harten Kampf hat Novak Djokovic im WimbledonFinale gegen Roger Federer gewonnen und hier seinen dritten Titel geholt.
Novak Djokovic hat wieder einmal gezeigt, dass er der aktuell weltbeste Tennisspieler ist. In einem über zumindest zwei Sätze an Dramatik, Klasse und Spannung kaum zu überbietenden Endspiel in Wimbledon besiegte der Serbe seinen ewigen Kontrahenten Roger Federer 7:6(1), 6:7(10), 6:4, 6:3. Während Djokovic mit seinem dritten Triumph beim prestigeträchtigsten Turnier der Welt mit seinem Trainer Boris Becker gleichzog, muss der Schweizer weiter auf seinen achten Wimbledon-Titel warten.
Tradition wird großgeschrieben in Wimbledon und der „Djoker“setzte anstatt eines überschwänglichen Jubels seine eigene Tradition fort. Er küsste und kostete den „heiligen Rasen“: „Heuer hat es besonders gut geschmeckt. Man träumt als Kind davon, einmal auf dem Platz zu stehen. Und wenn man dann erfolgreich ist, will man auch einmal was Verrücktes machen.“Verrückt waren auch die ersten beiden Sätze, denn das Endspiel hielt, was es versprochen hatte. Federer legte vor, fing sich bei 4:2 aber das Rebreak ein, konnte zwei Satzbälle nicht nutzen und Djokovic holte sich den ersten Durchgang.
Dramatik pur dann im zweiten Satz: Federer wehrt sieben Satzbälle und damit die Vorentscheidung ab, holte sich in einem Tiebreak-Krimi mit 12:10 den Satzausgleich. Danach war Djokovic der bessere Mann auf dem Platz. „Im dritten und vierten Satz konnte ich die Aufschlagverluste leider nicht mehr kontern“, erklärte der 33-Jährige und hatte bei allen Sympathien auch in einer für ihn bitteren Minute die Lacher auf seiner Seite, indem er dem Serben mit Selbstironie Respekt zollte: „Novak war zu gut. Wie- der einmal. Wie im gesamten Turnier, wie im Endspiel vergangenes Jahr und wie eigentlich immer.“
Aber auch Djokovic, nun neunfacher Grand-Slam-Champion, hatte große Worte für Federer parat: „Es ist ein Privileg, gegen Roger im Endspiel auf diesem Platz zu stehen. Er ist eine Inspiration. Seinetwegen haben viele Spieler meiner Generation zu spielen begonnen. Er ist mit ein Grund, warum ich jetzt so gut bin.“Angesprochen darauf, dass er nun mit Becker gleichzog, sagt der 28-Jährige: „Er hat wie mein gesamtes Team großen Anteil am Erfolg.“
Den größten und längsten Applaus erntete aber Federer, als er verkündete, zumindest noch einen Anlauf auf seinen achten Titel zu nehmen: „Es wäre eine große Ehre, wenn ich noch einmal zu einem Endspiel diesen Platz betreten darf. Ich bin noch hungrig und motiviert. Wir sehen uns nächstes Jahr.“
Auch einen weiteren Superstar werden die Fans trotz fortgeschrittenen Tennisalters wieder in Wimbledon begrüßen dürfen. Mit dem glänzenden Teller in der Hand sprach die neue Wimbledon-Königin Serena Williams endlich das bislang verbotene S-Wort aus. „Ich kann es nicht glauben, dass ich den Serena-Slam geschafft habe. Es fühlt sich so gut an“, sagte die 33jährige Amerikanerin nach ihrem nie gefährdeten 6:4-6:4-Erfolg im Endspiel gegen die Spanierin Garbiñe Muguruza.
Ausgelassen feierte die extrovertierte Athletin aus Florida mit den Zuschauern auf dem Centre-Court. Bis zu diesem Moment hatte sich Williams verbeten, über den Serena-Slam oder den Steffi-Graf-Rekord (siehe Fakten-Box) zu sprechen, und Fragen danach abgebügelt. Nun aber sprudelte es nur so aus ihr heraus. Für ihre Konkurrentinnen jedenfalls muss es fast schon besorgniserregend geklungen haben, als sie verkündete: „Ich fühle mich definitiv nicht alt und fast noch besser als früher. Ich habe den Grand Slam noch nicht.“Gut möglich, dass dieser Satz nach den US Open keine Gültigkeit mehr besitzt.
Zu dominierend ist sie, zu viel Selbstvertrauen hat sie und zu nahe ist sie trotz ihrer bald 34 Jahre schon an Steffi Grafs zwei Rekorden, um die Deutsche nicht bald endgültig als erfolgreichste Tennisspielerin aller Zeiten abzulösen. Graf holte als bisher Einzige in der Profi-Ära 22 Majortitel und war vor 27 Jahren die Einzige, die in einem Jahr alle vier großen Titel abräumte.
Für ihre unterlegene Finalgegnerin fand Williams tröstende und aufmunternde Worte. „Sei nicht traurig, du wirst diese Trophäe sehr bald auch in der Hand halten“, sagte die jüngere der beiden WilliamsSchwestern. „Ich kann kaum sprechen“, sagte Muguruza, während ihr Tränen über die Wangen kullerten. „Aber ich bin stolz und glücklich, vor diesem Publikum gespielt zu haben.“
„Ich kann es nicht glauben, dass ich den Serena-Slam habe. Es fühlt sich so gut an. Ich liebe euch alle.“
S. Williams, Wimbledon-Siegerin