Karrierefaule Frauen frustrieren wohlwollende Chefs
Wollen Frauen nicht oder können sie nicht? Für den zweiten Fall gibt es innovative Ansätze, um Frauen zu fördern.
Es war eine frustrierende Woche mit einem Hoffnungsschimmer gespickt. Nein, es geht hier ausnahmsweise nicht um Griechenland. Es war aus Frauensicht eine unerfreuliche Woche. Zwei Chefs, einer aus der Industrie und ein zweiter aus der Bankenwelt, schlugen zu, unerwartet und heftig. Der erste am Dienstag: „Ich stelle jetzt keine Frauen mehr ein“, sagte er grantig und wohlwissend, dass das folgende Gespräch kein erfreuliches werden würde. Er habe genug davon, hoffnungsvolle Talente zu fördern, die dann nach der Karenzzeit mit dem Wunsch kämen, sechs Stunden die Woche zu arbeiten. „Was soll ich mit einer qualifizierten Kraft sechs Stunden in der Woche anfangen?“, fragte er. Zum wiederholten Male erlebe er nun, dass gut qualifizierte Frauen, in die das Unternehmen viel investiert habe, abhauten. Nicht etwa in andere Betriebe, weil sie dort bessere Möglichkeiten hätten, sondern nach Hause zu den Kindern, „und dann nehmen sie einen Teilzeitjob an der Supermarktkassa an“. Fehlte nur noch der Zusatz „selbst schuld“.
Nummer zwei folgte am Tag darauf. Der Bankenchef fragte während eines Interviews unverhofft: „Können Sie mir als Frau eigentlich erklären, was da los ist? Mir sagen die 25- bis 30-jährigen Mitarbeiterinnen reihenweise: ,Sie können mir anbieten, was Sie wollen, ich bin an einer beruflichen Karriere nicht interessiert, ich will Kinder und dann Teilzeit arbeiten.‘“Jetzt tue man so viel, um Frauen zu fördern, „und die wollen nicht?“
Undankbare Frauenzimmer allesamt? Das trifft es nicht. Eine Erklärung dafür, dass Frauen beruflich zurückstecken, sind Betreuungspflichten, seien es Kinder oder ältere Familienmitglieder. Im Vorjahr waren acht von zehn Teilzeitkräften Frauen, knapp ein Drittel davon begründet dies mit Betreuungspflichten. Gleichzeitig denken acht von zehn Österreichern, dass Teilzeitkräfte nicht die gleichen Karrierechancen haben wie Vollzeitkräfte.
Mit einem völlig neuen Denkansatz reagiert nun die Erste Bank auf das Problem, dass eine gute Kinderbetreuung für viele zu teuer ist und es sich finanziell für Frauen oft nicht rechnet, wenn ein Großteil ihres Einkommens in die Kinderbetreuung fließt. Die Erste Bank legt einen Fonds auf, der in Eltern investiert, die Karriere machen und Vollzeit durchstarten wollen. Der Fonds trägt die Kosten für die Kin- derbetreuung. Im Gegenzug bekommt der Fonds einen Teil des zukünftigen Gehalts der Mutter oder des Vaters. Die finanzielle Situation von Eltern spielt keine Rolle, ausschlaggebend sind die Persönlichkeit und gute Karriereaussichten. Der mögliche Investitionsrahmen liegt bei bis zu 500 Euro pro Kind und Monat. Vom künftigen Einkommen erhält der Fonds für einen bestimmten Zeitraum einen individuell abgemachten Prozentsatz. Allerdings erst ab einem Verdienst von 1200 Euro brutto. Rutschen Mutter oder Vater darunter, sei es wegen Arbeitslosigkeit oder Karenzzeiten, setzt die Beteiligung wieder aus. Kurz gefasst: Der Fonds hat Glück, wenn die Frau Vorstandschefin wird, und Pech, wenn sie doch auf die Karriere pfeift.
Klar, dieses Modell ist nur für eine eingeschränkte Zielgruppe bestimmt. Aber es zeigt, dass man das Thema abseits der öffentlichen Förderung von Kinderbetreuung ganz anders anpacken muss. Mit innovativen und individualisierten Modellen, positiven Anreizen und völlig neuen Finanzierungsmodellen.