Ein paar Bilder bleiben vom ganzen Leben
Charlotte Salomon malte nicht viel, aber was blieb, ist beeindruckend berührend.
In ihren Kunstwerken verarbeitete Charlotte Salomon ihre Familiengeschichte und ihre Erfahrungen als jüdisches Mädchen in Berlin. Im Bilderzyklus „Charlotte Salomon. Leben? oder Theater?“sind im Salzburger Rupertinum derzeit 278 Blätter ausgestellt. Insgesamt gibt es 1325 Gouachen der ermordeten 26-jährigen Künstlerin, die das deutsch-jüdische Leben im Berlin der 1920er- und 1930er-Jahre dokumentieren.
Die Gouachen entstanden in nur eineinhalb Jahren zwischen 1940 und 1942 im französischen Exil. Salomon, die sich dort nicht offiziell registriert hatte, übergab sie einem französischen Arzt in Nizza mit den Worten: „Es ist mein ganzes Leben.“1943 heiratete sie den österreichischen Emigranten Alexander Nagler. Durch die Hochzeit wurde die jüdische Identität der beiden bekannt. Salomon wurde einige Monate später als Schwangere mit ihrem Ehemann deportiert und bei der Ankunft in Auschwitz ermordet. Vater und Stiefmutter hatten den Holocaust überlebt. Sie stifteten das Werk dem Jüdischen Historischen Museum in Amsterdam.
Die Bilderzyklen – berührende und auch zeitgeschichtlich interessante – werden weltweit immer wieder gezeigt, zum ersten Mal im Jahr 1961. In Österreich war eine Auswahl 2007 in Innsbruck zu sehen. Die Ausstellung in Salzburg hat Beatrice von Bormann kuratiert. Die Auswahl hat das Museum in Amsterdam erstellt. „Der Bilderzyklus verbindet Bild, Text und Musik. Die Zeichnungen sind in ihrer Inszenierung narrativ. Salomon arbeitete mit Elementen des Theaters und des Films“, sagte Museumschefin Sabine Breitwieser bei einer Presseführung.
Salomon nannte ihren Zyklus auch „Singspiel“, wie Kuratorin Bormann erläuterte. Vor allem im ersten Teil des Gouache-Zyklus ergänzte die Künstlerin über sogenannte Pausenblätter Text und Musiktitel zu den Bildern. Die von Salomon erwähnte Musik zu den jeweiligen Gouachen ist für die Besucher der Ausstellung in Salzburg über Kopfhörer auch zu hören. Die Spannbreite reicht von Johann Sebastian Bach bis hin zu den Comedian Harmonists. Die Künstlerin ließ Comicelemente, Formen der Modern Art und des Expressionismus in ihr Werk einfließen. Der angewandte Stil erinnert auch an ein Storyboard für einen Film. Das Werk von Salomon wurde im Auftrag der Salzburger Festspiele von Marc-André Dalbavie als Oper vertont und im Juli 2014 in Salzburg uraufgeführt. Nun, ein Jahr später, will das Museum der Moderne auch mitmischen. Als Breitwieser von der Uraufführung erfahren habe, sei es für eine Ausstellung im Vorjahr zu knapp geworden.
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