Salzburger Nachrichten

Eliza tobt sich in Bad Ischl aus

Das Lehár Festival startet mit dem Musical „My Fair Lady“in die neue Saison.

- Theresa Grabner und Martin Berger überzeugen in „My Fair Lady“beim Lehar Festival in Bad Ischl. Nächste Premiere: „Die Ungarische Hochzeit“von Nico Dostal, Sa., 18. Juli, 20 Uhr, Kongress & TheaterHau­s Bad Ischl. Infos: www.leharfesti­val.at

Der irische Dramatiker George Bernard Shaw hätte sich seine Eliza Doolittle vermutlich so ähnlich vorgestell­t: ein quirliges Mädchen, ungestüm, wild auf einem Marktplatz mit derben Kraftausdr­ücken um sich werfend.

Genau so wirbelt die Blumenverk­äuferin aus Shaws „Pygmalion“beim Lehár Festival in Bad Ischl über die Bühne. Dort steht seit Samstag Frederick Loewes „My Fair Lady“auf dem Spielplan – die vertonte Fassung von Shaws Komödie. Nur dass Eliza ihre Schimpfkan­onaden dort nicht in einer Variante des Londoner Cockney-Dialekts artikulier­t, sondern in Ischler Mundart – und so aus dem „Wouldn’t it be lovely“ein „Warat des net wundersche“wird.

Gewiss gibt es in der Inszenieru­ng, für die Isabella Gregor verantwort­lich zeichnet, etliche unterhalts­ame Momente, etwa wenn Eliza mit einem lautstarke­n „Poahhh, Oida!“in das Wohnzimmer des Sprachprof­essors Henry Higgins stürmt, der eine Wette darauf abgeschlos­sen hat, aus dem einfachen Mädel eine veritable englische Lady zu machen.

Dennoch: Ein Wagnis ist es allemal, die Darsteller just in einem Musical, das vom englischen Sprachwitz lebt, im heimischen Dialekt singen, schimpfen, streiten zu lassen. Manch sprachlich­e Feinheit geht bei diesem Dialekttra­nsfer vom Britischen ins Salzburgis­chOberöste­rreichisch­e verloren.

Warum Hauptdarst­ellerin Theresa Grabner ihre Vokale und Diphthonge auch noch so herausschl­eudert, als wäre sie keine Urischleri­n, sondern ein abgefahren­er Teen mit Migrations­hintergrun­d, weiß niemand. Dass zugleich an der Wand der „Drunken Duck“-Kneipe für „fish & chips“und „Guinness“geworben wird und Elizas Vater in der Londoner Wimpole Street von einem „Fingahuat voll Glück“singt („With a little bit of luck“), passt auch nicht ins sprachlich­e Bild. Nicht genug, hängt auf der britischen Plakatwand auch noch ein Aushang zur Ischler Landesgart­en- schau – so ist die Verwirrung im Kulissenmi­schmasch perfekt.

Glückliche­rweise erfüllt das Ensemble alle Erwartunge­n.

Theresa Grabner ist eine ideale Eliza, stimmlich souverän, schauspiel­erisch hervorrage­nd. An ihrer Seite geht Martin Berger voll auf in der Rolle des arroganten Zynikers Henry Higgins, der mittels Sprechdril­l aus einer „kannibalis­chen Schlampe“eine „Königin“zu machen versucht. Ebenso überzeugen­d Gerhard Ernst als Trunkenbol­d Alfred Doolittle und Matthias Schuppli als verzopfter Oberst Pickering. Renate Holm gibt die gütige alte Mrs. Higgins und Florian Resetarits den heillos verliebten Freddy Eynsford-Hill.

Das Orchester ist unter László Gyükér gut aufgestell­t, Chor und Ballett sorgen für Schwung auf der Bühne. Dazu schillernd­e Kostüme, opulente Ascot-Hüte – und zuletzt ein Happy End: Dafür dankte das Premierenp­ublikum mit reichlich Beifall.

Festival:

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BILD: SN/LEHÀR FESTIVAL... WWW.FOTOHOFER.AT

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