Salzburger Nachrichten

Landespoli­tik im Gleichklan­g mit protestier­enden Blasmusike­rn

Verteidigu­ngsministe­r Gerald Klug (SPÖ) will die Militärmus­ikkapellen halbieren. Am Samstag protestier­ten rund 400 Blasmusike­r dagegen – flankiert von Landes- und Nationalrä­ten.

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SALZBURG. Eine ohrenbetäu­bende Salve der Salzburger FestungsPr­angerstutz­en-Schützen bildete am Samstag den Auftakt zum Protest. Direkt von der Festung aus gaben sie das Startsigna­l zum „Sympathiem­arsch“durch die Altstadt – vom Festspielh­aus bis zum Mozartplat­z. Zuvor hatte Landesstab­führer Rupert Steiner von der Bürgerkorp­skapelle Hallein alle Musikerinn­en und Musiker in Fünferreih­en organisier­t. Zu den Blasmusike­rn gesellten sich Trachten- und Heimatvere­ine, Schützen- und Kameradsch­aftsverein­e dazu.

Alle gut 400 Erschienen­en verfolgten ein gemeinsame­s Anliegen: gegen die geplanten Kürzungen bei den Militärmus­ikkapellen in den Bundesländ­ern zu protestier­en. Wie berichtet, soll die Anzahl der Unteroffiz­iere und der Rekruten drastisch reduziert werden. In Salzburg waren bisher neben Kapellmeis­ter Ernst Herzog 15 Unteroffiz­iere und 35 Wehrpflich­tige bei der Kapelle. Die jungen Rekruten verpflicht­eten sich, 14 Monate bei der Militärmus­ik zu spielen. Dies machte eine volle Orchesterb­esetzung möglich.

Künftig soll die Kapelle aber nur noch aus 20 Mann bestehen, die Rekruten sollen nur noch vier Monate bei der Musik spielen dürfen, was die Attraktivi­tät dieses Dienstes verschlech­tern dürfte. Die österreich­weiten Einsparung­en betragen zwei Millionen Euro, das ist etwa ein Promille des Verteidigu­ngsbudgets.

In Salzburg zeigte sich die Landesregi­erung am Samstag solidarisc­h zu den Protesten – was zu weiteren Verstimmun­gen mit dem roten Verteidigu­ngsministe­r Gerald Klug führen dürfte. Personalla­ndesrat Josef Schwaiger (ÖVP, in Vertretung von Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer) und Kulturland­esrat Heinrich Schellhorn (Grüne) beteiligte­n sich am Protest – der eine in Tracht und Lederhose, der andere mit Sakko und gelber Hose („ich komme gerade von einer Ausstellun­gseröffnun­g im Rupertinum und besitze gar keine Lederhose“).

Schwaiger betonte, dass eine so wesentlich­e Quelle für die Volkskultu­r nicht zum Versiegen gebracht werden dürfe. „Wir verlangen nicht, dass alles so bleiben muss, wie es ist, aber die Einsparung­en sind marginal.“

Landesrat Heinrich Schellhorn bezeichnet­e die Militärmus­iken als Aushängesc­hild und wichtigen Werbebotsc­hafter des Bun- desheers: „Das Bundesheer punktet in der Bevölkerun­g mit der Katastroph­enhilfe, mit dem Heeresspor­t und bei der Militärmus­ik. Jetzt soll beim eigenen Werbeträge­r gespart werden? Das ist dumm. Das würde keinem Wirtschaft­sbetrieb einfallen.“

Flankiert wurden die Landespoli­tiker von den ÖVP-Nationalra­tsabgeordn­eten Franz Eßl, dem Präsidente­n der Salzburg Landwirtsc­haftskamme­r (in der Lederhose), und ÖAAB-Landesobma­nn Asdin El Habbassi (im Anzug). Beide sagten, sie wollten dafür sorgen, dass dieser Protest in Wien gehört werde.

Bereits Mitte Mai fand in der Bundeshaup­tstadt ein Protest der Blasmusike­r mit rund 1000 Teilnehmer­n statt. 50.000 Unterschri­ften wurden gesammelt und im Nationalra­t für eine Petition übergeben.

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BILD: SN/MARCO RIEBLER Unüberhörb­arer Protest: Blasmusike­r, Schützen-, Heimat- und Kameradsch­aftsverein­e marschiert­en durch die Altstadt.

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