Das Heilwasser reist im Milchwagen an
Seit fast 15 Jahren rinnt das Thermalwasser in St. Martin bei Lofer ungenützt in den Bach. Jetzt plätschert es im Kinderhotel Post in Unken.
UNKEN. Seit dem Jahr 2001 sprudelt im Pinzgau in der Gemeinde St. Martin bei Lofer nach einer Probebohrung Heilwasser aus einer Quelle. Genutzt wird das kostbare Nass aus mehr als 2000 Meter Tiefe bis heute nicht. Immer wieder sind die Pläne für ein Thermenprojekt im Sand versickert.
Neuerdings kommt das heilkräftige Wasser in Unken zum Einsatz. Hotelier Matthäus Unseld ließ in seinem Kinderhotel Post ein 140 Quadratmeter großes Außenbecken mit Strömungskanal und Sprudelliegen errichten, das mit Wasser aus der Thermalquelle in St. Martin be- füllt wird. „Wie in Thermen üblich, beträgt der Anteil des Heilwassers zehn Prozent“, erklärt Unseld. Am Samstag wurde das Becken offiziell eingeweiht.
Für die erste Füllung ließ Unseld 30 Kubikmeter Wasser mit einem Tankwagen von der Quelle in St. Martin holen. Künftig wird er das Wasser alle zwei Wochen nach Unken transportieren – mit einem seiner Traktoren und einem Milchanhänger aus Edelstahl. Der Preis entspricht ungefähr dem von Trinkwasser.
„Jeden Abend geht das Wasser schlafen“, erklärt Hotelchefin Gertraud Unseld. Soll heißen: Das Wasser aus dem Pool wird in ein darunter liegendes, voll isoliertes Becken im Keller abgelassen und am nächsten Tag wieder hinaufgepumpt. Zusätzliche Strom- und Energiekosten entstehen nicht, weil auf den Dä- chern der Stallungen eine Photovoltaikanlage errichtet wurde. Außerdem wird die Fernwärme aus Unken genutzt.
Insgesamt hat Familie Unseld 1,5 Millionen Euro investiert. Im Keller des Hotels wurden eine Filteranlage und ein Edelstahltank für 23.000 Liter Thermalwasser errichtet. Dort wird das Wasser gekühlt und umgewälzt. „Wir behandeln das Thermalwasser wie das Lebensmittel Milch.“
Zum Einsatz kommt das Wasser auch für Trinkkuren und Wannenheilbäder. Gäste und Tagesbesucher baden 20 Minuten in reinem Thermalwasser. Ein Bad kostet 35 Euro. Die heilsame Wirkung sei wissenschaftlich nachgewiesen, sagt Unseld. Das Wasser helfe bei Neurodermitis, verbessere die Genesung nach Knochenbrüchen und wirke entzündungshemmend.
Mit der Therme wird das Kinderhotel mit seinen 50 Mitarbeitern zum Ganzjahresbetrieb. Das Hotel trägt nun im Namen den Zusatz „Thermen- und Gsund Dörfl“. Das Viersternehaus gehört zu den führenden Familienhotels in Europa. 1997 ist der Betrieb der Kinderhotels-Gruppe beigetreten und gehört mit fünf Smileys zu den Vorzeigeunternehmen im Verbund. Der Gruppe gehören 48 Mitgliedsbetriebe an.
„ Wir behandeln das Thermalwasser wie ein Lebensmittel.“