Gesellschaft im Garten
ICHhabe Läuse. Im Garten. Genauer gesagt, haben die Bohnen Läuse. Eine Hundertschaft hat die grünen, langen Stiele mit einer tiefschwarzen Schicht überzogen. Die Tiere befinden sich damit allerdings in guter Gesellschaft. In den vergangenen Wochen hat sich jedes Pflänzlein in meinem Garten seinen eigenen Schädling zugelegt. Beispiele gefällig? Minierfliegen fressen sich durch die Erbsenblätter. In der Tomatenerde fühlen sich die Trauermücken heimisch. Die Lilienhähnchen bevorzugen die Roten Zwiebeln, um ihre Larven abzulegen. Orange leuchtende Spinnmilben krabbeln über die Gurkenblätter. Malvenrost färbt die Blätter der Stockrosen tiefgelb. Der Salbei ist mit Mehl- tau übersät. Und ja, natürlich knabbern Schnecken an den Salatblättern. Die Ameisenkolonie ist derweil fleißig damit beschäftigt, die Bohnenläuse zu melken – was deren Vermehrung weiter fördert.
Bislang gestaltete sich mein Gärtnerinnendasein überraschend unkompliziert: aussäen, gießen, ernten. Doch heuer ist der Wurm drin. Der Drahtwurm, höchstwahrscheinlich. Was tun? Googeln natürlich, und sich erst einmal das Wissen aneignen, um Minierfliegen von Trauermücken unterscheiden zu können. Und dann? Wieder googeln, um herauszufinden, was die Tierchen gar nicht mögen. Und bio muss es natürlich sein. Leider verhält es sich oft so: Was der Schädling nicht gut riechen kann, mag auch der Mensch nicht besonders. Knoblauchsud etwa, der die Küche drei Tage lang in eine Sperrzone verwandelt. Oder Brennesseljauche. Das Gebräu – das nach dem eine Woche dauernden Gärprozess den Knoblauchsud geruchstechnisch längst überholt hat – steht glücklicherweise draußen im Garten.
Olfaktorisch schonender sind da schon die Marienkäfer, die sich an der Blattlauskolonie sattfressen. Die kann man praktischerweise gleich im Internet bestellen, gemeinsam mit den Schlupfwespen, die gegen die Minierfliegen ins Feld ziehen. Wirklich beeindruckt haben die Anstrengungen der Gärtnerin die Schädlingsgemeinschaft bislang nicht. Ein Bekannter hatte nun einen besseren Tipp parat: Der Gemüsegarten wird einfach umbenannt.
Er heißt jetzt Insektenhotel.