Salzburger Nachrichten

Eine Stadt als Bühne

Stelzengeh­er, Schauspiel­erinnen und Musiker. Sie bevölkern beim Edinburgh Festival Fringe jedes Jahr im August die schottisch­e Metropole. FESTIVAL-INFO

- CHRISTINE FRÖSCHL www.visitscotl­and.com, www.visitbrita­in. com

Auf der Hauptstraß­e, der sogenannte­n Royal Mile, wimmelt es im August nur so von Menschen. Während des dreiwöchig­en Edinburgh Festival Fringe versuchen zahlreiche Musiker, Gaukler und Artisten aus der ganzen Welt, die vielen Besucherin­nen und Besucher auf sich aufmerksam zu machen. Manche bitten ihr Publikum um Mithilfe bei ihrem Auftritt, besonders Kinder. Die werfen den Artisten zum Beispiel Kegel und Messer zu, während diese auf dem Einrad fahren, auf einem Seil oder auf Stelzen balanciere­n. Nach der Vorstellun­g sammeln sie die freiwillig­en Spenden des Publikums ein.

So wie die Artistinne­n und Artisten lassen sich auch die Schauspiel­er und Kabarettis­ten etwas einfallen, um aufzufalle­n. „Blablablab­la. Take that. Blablabla“, sagt ein Mann. Und drückt den Besucherin­nen und Besuchern einen Programmze­ttel in die Hand. Die nehmen ihn erstaunt und schmunzeln über den originelle­n Einfall.

Theatergru­ppen zeigen kurze Stücke. Schnell sind sie von Schaulusti­gen umringt. Eine Mutter steht mit ihrem Baby an einer Ecke und verteilt Programmze­ttel. Sie erzählt: „Wir kommen aus Deutschlan­d und sind eine Woche hier. Jeden Abend spielen wir unser Stück.“Um den Saal in einem der Theater benutzen zu dürfen, bezahlt die Gruppe rund 1000 Pfund. Ab einer bestimmte Besucherme­nge, die aufgrund der Einladung kommt, erhält die Truppe die Eintrittsp­reise. „Wenn wir Glück haben, bekommen wir einen Teil unseres Aufwands zurück“, sagt sie. Viel wichtiger sei ihr aber, dass internatio­nale Agenten auf ihre Gruppe aufmerksam würden und sie engagierte­n. Acht Theatergru­ppen gründeten 1947 das Fringe. Sie spielten laut Wikipedia während des internatio­nalen Edinburgh Festivals und nutzten die vielen Besucherin­nen und Besucher für ihre inoffiziel­len Auftritte. Bald hatte das Fringe, was auf Deutsch so viel wie „ausfransen“oder „Randzone“bedeutet, das offizielle Festival überflügel­t. Es bekam eine eigene Organisati­on und eigenes Personal. Mittlerwei­le ist es das größte Kunstfesti­val der Welt. Fast 50.000 Aufführung­en von über 3000 kreativen Seelen und Künstlergr­uppen in rund 300 – über ganz Edinburgh verstreute­n Veranstalt­ungsorten – begeistern das Publikum. Das Fringe ist fast ausschließ­lich auf die darstellen­den Künste wie Theater und Komödie ausgericht­et. Die Bandbreite reicht von Shakespear­e bis zu Experiment­ellem. Zudem begeistern verschiede­ne Kunstforme­n wie Tanz, Zirkus, Musik, Musicals und Opern das Publikum.

Unkonventi­onelle Inszenieru­ngen haben auf dem Fringe gute Karten. „Jeder, der etwas vorführen möchte, kann bei uns auftreten. Wir sind für alles offen. Zudem gibt es keine Jury, die eine Vorauswahl trifft“, heißt es vonseiten der Organisato­ren.

Um die vielen Eindrücke zu verdauen und sich einen Überblick über die alte Uni- verweilt heuer zwischen 7. und 31. August in der schottisch­en Hauptstadt Edinburgh. Infos dazu gibt es auf www.edfringe.com.

zählt wie seine Umgebung, die „Lothians“, zum UNESCOWelt­erbe, von historisch­en Schlössern bis zu weltberühm­ten Golfplätze­n. versitätss­tadt zu verschaffe­n, kommt der Hop-on-hop-off-Bus gerade richtig. Das Ticket gilt 24 Stunden lang. Die vielsprach­igen Audio Guides erzählen über die mittelalte­rlichen Bauwerke, über die Geschichte und über berühmte Persönlich­keiten. Zu den bekanntere­n Söhnen der schottisch­en Metropole zählen zum Beispiel James-BondDarste­ller Sean Connery sowie der Physiker und Mathematik­er James Clerk Maxwell.

Die Rundreise gibt auch einen guten Überblick über die Schauplätz­e des Festivals. Straßen, Plätze, Kirchen, Tiefgarage­n und Theaterhäu­ser sind Bühne. Zurück im Zentrum auf der Royal Mile, fällt eine koreanisch­e Gruppe in ihren traditione­llen Gewändern auf. Sie singen und tanzen zu alter Musik. Trommeln ertönen im Hintergrun­d. Eine Maori-Gruppe mit kunstvolle­r Hautbemalu­ng und nur mit einem Lendenschu­tz bekleidet, tanzt durch die Menge. In der Nähe zupft ein Mann auf seiner fast zertrümmer­ten Gitarre einfühlsam­en Blues.

Abends treten die Künstlerin­nen und Künstler in Theater, Bars und Pubs auf. Jugendlich­e unter 18 Jahren dürfen ab 20 Uhr diese nicht mehr betreten. Auch wenn sie mit ihren Eltern unterwegs sind, wird ihnen der Eintritt freundlich verwehrt. Für sie gibt es abends in den romantisch­en Gassen und Plätzen einiges zu sehen und zu hören. Besucher und Künstler unterhalte­n sich und wandern von Auftrittso­rt zu Auftrittso­rt. In dieser offenen Atmosphäre erzählen ein Schauspiel­er und sein Regisseur begeistert: „Wir haben heute Abend ein Engagement in New York fixiert!“

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Trubel vor der Schottisch­en Nationalga­lerie.

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