Eine Stadt als Bühne
Stelzengeher, Schauspielerinnen und Musiker. Sie bevölkern beim Edinburgh Festival Fringe jedes Jahr im August die schottische Metropole. FESTIVAL-INFO
Auf der Hauptstraße, der sogenannten Royal Mile, wimmelt es im August nur so von Menschen. Während des dreiwöchigen Edinburgh Festival Fringe versuchen zahlreiche Musiker, Gaukler und Artisten aus der ganzen Welt, die vielen Besucherinnen und Besucher auf sich aufmerksam zu machen. Manche bitten ihr Publikum um Mithilfe bei ihrem Auftritt, besonders Kinder. Die werfen den Artisten zum Beispiel Kegel und Messer zu, während diese auf dem Einrad fahren, auf einem Seil oder auf Stelzen balancieren. Nach der Vorstellung sammeln sie die freiwilligen Spenden des Publikums ein.
So wie die Artistinnen und Artisten lassen sich auch die Schauspieler und Kabarettisten etwas einfallen, um aufzufallen. „Blablablabla. Take that. Blablabla“, sagt ein Mann. Und drückt den Besucherinnen und Besuchern einen Programmzettel in die Hand. Die nehmen ihn erstaunt und schmunzeln über den originellen Einfall.
Theatergruppen zeigen kurze Stücke. Schnell sind sie von Schaulustigen umringt. Eine Mutter steht mit ihrem Baby an einer Ecke und verteilt Programmzettel. Sie erzählt: „Wir kommen aus Deutschland und sind eine Woche hier. Jeden Abend spielen wir unser Stück.“Um den Saal in einem der Theater benutzen zu dürfen, bezahlt die Gruppe rund 1000 Pfund. Ab einer bestimmte Besuchermenge, die aufgrund der Einladung kommt, erhält die Truppe die Eintrittspreise. „Wenn wir Glück haben, bekommen wir einen Teil unseres Aufwands zurück“, sagt sie. Viel wichtiger sei ihr aber, dass internationale Agenten auf ihre Gruppe aufmerksam würden und sie engagierten. Acht Theatergruppen gründeten 1947 das Fringe. Sie spielten laut Wikipedia während des internationalen Edinburgh Festivals und nutzten die vielen Besucherinnen und Besucher für ihre inoffiziellen Auftritte. Bald hatte das Fringe, was auf Deutsch so viel wie „ausfransen“oder „Randzone“bedeutet, das offizielle Festival überflügelt. Es bekam eine eigene Organisation und eigenes Personal. Mittlerweile ist es das größte Kunstfestival der Welt. Fast 50.000 Aufführungen von über 3000 kreativen Seelen und Künstlergruppen in rund 300 – über ganz Edinburgh verstreuten Veranstaltungsorten – begeistern das Publikum. Das Fringe ist fast ausschließlich auf die darstellenden Künste wie Theater und Komödie ausgerichtet. Die Bandbreite reicht von Shakespeare bis zu Experimentellem. Zudem begeistern verschiedene Kunstformen wie Tanz, Zirkus, Musik, Musicals und Opern das Publikum.
Unkonventionelle Inszenierungen haben auf dem Fringe gute Karten. „Jeder, der etwas vorführen möchte, kann bei uns auftreten. Wir sind für alles offen. Zudem gibt es keine Jury, die eine Vorauswahl trifft“, heißt es vonseiten der Organisatoren.
Um die vielen Eindrücke zu verdauen und sich einen Überblick über die alte Uni- verweilt heuer zwischen 7. und 31. August in der schottischen Hauptstadt Edinburgh. Infos dazu gibt es auf www.edfringe.com.
zählt wie seine Umgebung, die „Lothians“, zum UNESCOWelterbe, von historischen Schlössern bis zu weltberühmten Golfplätzen. versitätsstadt zu verschaffen, kommt der Hop-on-hop-off-Bus gerade richtig. Das Ticket gilt 24 Stunden lang. Die vielsprachigen Audio Guides erzählen über die mittelalterlichen Bauwerke, über die Geschichte und über berühmte Persönlichkeiten. Zu den bekannteren Söhnen der schottischen Metropole zählen zum Beispiel James-BondDarsteller Sean Connery sowie der Physiker und Mathematiker James Clerk Maxwell.
Die Rundreise gibt auch einen guten Überblick über die Schauplätze des Festivals. Straßen, Plätze, Kirchen, Tiefgaragen und Theaterhäuser sind Bühne. Zurück im Zentrum auf der Royal Mile, fällt eine koreanische Gruppe in ihren traditionellen Gewändern auf. Sie singen und tanzen zu alter Musik. Trommeln ertönen im Hintergrund. Eine Maori-Gruppe mit kunstvoller Hautbemalung und nur mit einem Lendenschutz bekleidet, tanzt durch die Menge. In der Nähe zupft ein Mann auf seiner fast zertrümmerten Gitarre einfühlsamen Blues.
Abends treten die Künstlerinnen und Künstler in Theater, Bars und Pubs auf. Jugendliche unter 18 Jahren dürfen ab 20 Uhr diese nicht mehr betreten. Auch wenn sie mit ihren Eltern unterwegs sind, wird ihnen der Eintritt freundlich verwehrt. Für sie gibt es abends in den romantischen Gassen und Plätzen einiges zu sehen und zu hören. Besucher und Künstler unterhalten sich und wandern von Auftrittsort zu Auftrittsort. In dieser offenen Atmosphäre erzählen ein Schauspieler und sein Regisseur begeistert: „Wir haben heute Abend ein Engagement in New York fixiert!“