„Beim Segeln die Freiheit spüren“
In wenigen Tagen das Segeln lernen und dann das Leben auf dem Wasser genießen. Ein Lokalaugenschein auf dem Wolfgangsee.
ST. GILGEN. Simone, Julia und Eva haben ihre gelben Schwimmwesten angezogen, schauen hinaus auf den Wolfgangsee. „Jetzt geht aber schon ein stärkerer Wind“, bemerkt Julia. Die Anspannung ist den drei jungen Frauen von der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik in Ried im Innkreis anzumerken. Sie haben während einer Sportwoche in St. Gilgen soeben die theoretische Prüfung für den Segelschein bestanden, jetzt geht es in die Praxis. Segellehrerin Judit Hidasi holt das Schulboot längs zum Steg. Es ist ein sogenannter Zugvogel, ein Eigenbau der Segelschule Engel. Kaum sind die drei Schülerinnen an Bord, greift der Wind in das Großsegel und die Fock, das gelbe Boot nimmt schnell Fahrt auf.
„Wir werden heute mehrere Mal gegen den Wind den Steg ansteuern“, sagt Segellehrerin Judit. Ihre drei Schülerinnen bestehen diese Übungen mit Bravour, ohne das Boot gegen die Holzplanken krachen zu lassen. Nur wenige Meter weiter steht Rudi Engel auf dem breiten Schwimmsteg und lässt im Minutentakt Schülerinnen mit Surfboards starten. Dass Rudi Engel am 22. Mai seinen 83. Geburtstag gefeiert hat, sieht man dem durchtrainierten Mann nicht an. „Ja, Boote sind sein Leben“, sagt seine Tochter Petra, die nun die Segel- und Surfschule führt. Ihr Vater habe mit 14 Jahren in der Ratz-Werft sein erstes Boot selbst gebaut, 1956 die Wasserskischule eröffnet und in den 1970er-Jahren mit selbst gebauten Booten die Segelschule gestartet, 1981 eine Seglerhütte gebaut.
„In dieser Zeit hat das Segeln richtig geboomt, in den 1980erJahren sei das Windsurfen lange Zeit absolut in gewesen“, erklärt die dreifache Mutter, die sich selbst beim Wasserskifahren und Radfahren fit hält.
Das Segeln sei dennoch nicht aus der Mode gekommen, sagt die 48-Jährige mit einem Blick in Richtung Fürbergbucht und Falkensteinwand, wo sich zahlreiche Segelboote zu einer Regatta formieren. Doch wie ist die Nachfrage nach Kursen? „In unserer schnelllebigen Zeit nehmen sich offenbar nicht mehr so viele Menschen im Urlaub Zeit, einen mehrtägigen Kurs zu absolvieren“, erklärt Petra Engel. Abgesehen von Schülern, die sich während der Sportwochen fürs Segeln entscheiden, kämen doch immer wieder Familien, die beim Segeln das Gefühl von Unbeschwertheit und Freiheit erleben wollten. „Solche Leute entscheiden sich oft spontan, da auch das Wetter eine entscheidende Rolle beim Segeln spielt“, sagt Engel. 20 Euro pro Stunde oder 70 Euro für den gesamten Tag werden für ein Segelboot verlangt. Die Dreioder Fünf-Tage-Kurse inklusive Unterlagen kosten zwischen 250 und 320 Euro.
Für die Engels gilt noch immer: „Um das Segeln zu lernen, ist es nie zu spät. Körperlich nicht anstrengend, doch draußen am Wasser erfährt man Ruhe und ein Gefühl der Freiheit“, sagt Petra.
„ Es ist nie zu spät, um das Segeln zu lernen und es auch zu genießen.“