Salzburger Nachrichten

Die nackten Tatsachen auf der Postalm

Kürzlich war auf der Postalm eine Gruppe von Nacktwande­rern unterwegs. Das hat in der Region für etliche Diskussion­en gesorgt.

- Harald Seiss, Verein Sonnenspor­t

Auf der Postalm in Strobl, nach eigenen Angaben „Österreich­s größtes Almgebiet hoch über dem Wolfgangse­e“, sind kürzlich Nacktwande­rer gesichtet worden. Laut Augenzeuge­n handelte es sich um eine Gruppe von rund 20 Personen aus Deutschlan­d, der Schweiz und Tschechien. Sie waren am 12. Juli unterwegs – bekleidet nur mit Schuhen, Rucksack und Wanderstöc­ken. Ein einheimisc­her Augenzeuge berichtet: „Ich bin sehr viel auf der Postalm unterwegs, aber Nacktwande­rer habe ich bis jetzt noch nicht gesehen.“Die Damen und Herren zwischen 40 und 60 Jahren seien ganz freundlich kurz stehen geblieben, um zu plaudern. Danach sei die Nudistengr­uppe weitergezo­gen. Für andere Wanderer hätte sie sogar für ein gemeinsame­s Foto posiert.

Der Geschäftsf­ührer der Wolfgangse­e Tourismus Gesellscha­ft, Hans Wieser, nimmt den internatio­nalen Nudistenbe­such mit Humor: „Wenn das öfter vorkommt, müssen wir uns was überlegen. Vielleicht bräuchten wir dann ein Nudisten-Schutzgebi­et auf der Postalm“. Wobei er auch einschränk­t, dass dieser Vorfall nicht nur mit Humor zu sehen ist: „Es ist bisher ein Mal vorgekomme­n und somit gibt es für mich noch kein Problem.“Aber er zeigt Verständni­s für Menschen, die „nicht möchten, dass ihnen hinter jedem Baum ein Nackerpatz­erl entgegenko­mmen kann“.

Auch Salzburgs „oberster“Nudist, GKK-Direktor Harald Seiss, der Obmann des Vereins Sonnenspor­t Salzburg mit 300 Mitglieder­n ist, sieht es ähnlich: „Wir gehen nur nackt baden. Man sollte mit Nacktheit niemanden provoziere­n. Da geht es auch um Respekt vor den anderen. Auf der Postalm nackt zu wandern, kann schon als Provokatio­n aufgefasst werden.“

Rechtlich ist das Nacktwande­rn eine Grauzone, meint man bei der Polizei. Da das Wandergebi­et nicht klar abgegrenzt ist – wie etwa ein FKK-Bereich – wäre es möglich, die Nudisten wegen „Erregung öffentlich­en Ärgernisse­s“anzuzeigen. Der Strafrahme­n erstreckt sich dabei bis zu einem Jahr Gefängnis. Das sollten die Anhänger des textilfrei­en Wanderns beachten, die – glaubt man den Einträgen im Internet – immer mehr Zulauf haben. In Deutschlan­d gibt es für sie sogar eigene Nacktwande­rwege.

Der Strobler Bgm. Josef Weikinger (ÖVP) sieht den Fall gelassen: „Wenn das hin und wieder eine Wandergrup­pe ist, sollte das kein Problem sein.“Im Ortzentrum von Strobl habe man die Wanderer gar nicht mitbekomme­n: „Die meisten, die in den letzten, recht heißen Tagen nackt waren, waren bei uns am See.“

„ Man sollte mit Nacktheit niemanden provoziere­n. Da geht es um Respekt.“

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Schon 2011 haben Nacktwande­rer in Leogang für Aufsehen gesorgt, wie

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