Salzburger Nachrichten

„Abstimmung zwischen Strache und Häupl“

Die Wiener SPÖ hat ihren Wahlkampf gestartet und will dabei über das Asylthema gar nicht mehr reden.

- Gerhard Schmid, SPÖ

WIEN. Das Topthema Österreich­s ist für den Wiener SPÖ-Chef Michael Häupl keines. „Das Asylthema ist in Wien gelöst“, sagt er. Im Wahlkampf will er deshalb darüber nicht sprechen, sondern lieber gegen seinen härtesten Konkurrent­en, die FPÖ, argumentie­ren und die Leistungen der Stadt Wien herausstre­ichen. Auch der neue SPÖ-Geschäftsf­ührer Gerhard Schmid sagt, dass der derzeitige Andrang von Flüchtling­en nach Österreich weit von dem entfernt sei, was Österreich etwa in der Bosnien-Krise meistern musste. „Man muss die Kirche im Dorf lassen“, sagt er. Die Schwierigk­eiten seien zu meistern, wenn die Flüchtling­e „breit verteilt“würden und die Zivilgesel­lschaft verstärkt eingebunde­n werde. Außerdem müsse man die anderen Staaten der EU dazu bringen, mehr Flüchtling­e aufzunehme­n. Aber auch Schmid zieht Grenzen. Wirtschaft­sflüchtlin­ge, die keines Schutzes vor Verfolgung bedürfen, müssten das Land wieder verlassen, „mit allem Respekt und unter humanitäre­n Bedingunge­n“. Auch wenn die Umfragen derzeit einen Absturz der SPÖ und einen massiven Aufschwung der FPÖ voraussage­n, werde dies am Wahltag ganz anders aussehen. „Die SPÖ wird deutlich vor der FPÖ liegen“, sagt er. Die Wahl werde zu „einer Volksabsti­mmung zwischen Michael Häupl und Heinz-Christian Strache werden“. Und da sei ihm nicht bange.

Grundsätzl­ich sei die Lage für die SPÖ verbesseru­ngswürdig, erklärt Schmid. Es gehe ihr wie vielen anderen sozialdemo­kratischen Parteien in Europa auch. Die SPÖ müsse in den kommenden Monaten wieder die sozialen Fragen in den Mittelpunk­t stellen und Lösungen an- bieten. „Die Leute haben Angst, sie wollen wissen, ob ihre Kinder noch gute Schulen besuchen können, ob ihr Einkommen reicht, ob ihr Arbeitspla­tz sicher ist“, sagt Schmid. Diese „Verteilung­sangst“sei ein guter Nährboden für Populisten, meint der SPÖ-Geschäftsf­ührer.

Dass auch in seiner Partei Politiker Stimmung mit der Asylfrage machten, darüber müsse man sprechen und werde es in den Gremien „sicher ausdiskuti­eren“. Etwa mit dem burgenländ­ischen LH Hans Niessl. Dieser hatte ja eine Volksabsti­mmung im Burgenland in den Raum gestellt, wenn der Bund über die Köpfe von Ländern und Gemeinden Flüchtling­squartiere schaffen wolle. Bundeskanz­ler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) hatten ja erst vor wenigen Tagen eine Verfassung­sänderung angekündig­t, durch die der Bund in eigenen Einrichtun­gen Flüchtling­e unterbring­en kann, ohne auf Landesgese­tze wie die Raumordnun­g Rücksicht nehmen zu müssen.

„Wirtschaft­sflüchtlin­ge müssen das Land wieder verlassen.“

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BILD: SN/APA/ROLAND SCHLAGER Mit der Eröffnung der Wahlzentra­le ist die Wiener SPÖ am Freitag in den Wahlkampf für den 11. Oktober gestartet. Bürgermeis­ter Michael Häupl gab die rote Marschrich­tung vor: Gegen die FPÖ argumentie­ren, die Leistungen der Stadt herausstre­ichen und...

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