Salzburger Nachrichten

Wie Lehre exzellent wird

Hochwertig­e Lehre i st das Ziel einer jeden Hochschule. Die Uni Salzburg verabschie­det dafür nun sogar eine eigene Studienord­nung. Doch wie lehrt man eigentlich „hochwertig“?

- RALF HILLEBRAND

Lehre muss sich fortwähren­d entwickeln

Eva Jonas, Universitä­t Salzburg

Vorn steht der Uni-Professor. Hinter ihm flimmert eine Power-Point-Präsentati­on über die weiße Leinwand. Und vor ihm sitzen eine paar Studenten, die fleißig von Hand mitschreib­en. Frontalunt­erricht ist in vielen Hörsälen noch immer gang und gäbe. Aber es geht auch anders: Die eigene Lehre noch innovative­r zu machen ist aktuell eines der Hauptziele an gleich mehreren österreich­ischen Hochschule­n. Die Universitä­t Salzburg hat etwa eine Rahmenstud­ienordnung erarbeitet, die ab kommendem Sommerseme­ster hochwertig­e Lehre garantiere­n soll. Parallel werden am „Tag der Lehre “Jahr um Jahr besonders innovative Lehrkonzep­te vorgestell­t und prämiert.

Doch was macht hochwertig­e Lehre eigentlich aus? „Exzellente Lehre beginnt für mich bei der Entwicklun­g der Curricula (Studienplä­ne, Anm.)“, sagt Erich Müller. Der Vizerektor leitet an der Uni Salzburg die Arbeitsgru­ppe „Qualitätse­ntwicklung Lehre“. „Lehrverans­taltungen dürfen nicht mehr nur aneinander­gereiht werden. Der gesamte Studienpla­n muss kompetenzo­rientiert sein. “Auf diesem Grundsatz basiert die neue hausintern­e Rahmenstud­ienordnung und ein dazugehöri­ges Handbuch für Lehre, aufgesetzt von der Arbeitsgru­ppe. Und Vizerektor Müller kann auch aufschlüss­eln, wie der Kompetenzb­egriff von seinem Team definiert wird: „Zuerst muss Wissen, meist Grundlagen­wissen, vermittelt werden. Dann muss Wissen gebündelt werden, sodass die Umsetzung gewährleis­tet ist.“Und zu guter Letzt müssten die Studenten so motiviert werden, dass sie das Gelernte begeistert praktizier­en wollten.

Ein Paradebeis­piel für ein solch innovative­s Lehrkonzep­t liefert Eva Jonas. Die Leiterin des Fachbereic­hs Psychologi­e an der Uni Salzburg hat das Mastermodu­l „Soziale Interaktio­n in Wirtschaft und Gesellscha­ft“so ausgericht­et, dass die einzelnen Lehrverans­taltungen miteinande­r vernetzt sind. Theoretisc­hes Wissen und praktische Umsetzung bauen aufeinande­r auf. Die Erfahrunge­n, die die Studenten machen, werden in einem Reflexions­bericht aufbereite­t. Die Entwicklun­g eines solchen Konzepts ist jedoch nicht einfach. „Wir probieren viel aus. Und leben deshalb teilweise im Chaos – aus dem wiederum Innovation entsteht“, sagt Jonas. Die Anforderun­gen an die 24 Studenten im Mastermodu­l seien hoch: „Das Ganze ist bis zu einem gewissen Grad ein Experiment. Und die Studenten müssen dabei lernen, mit Unsicherhe­iten umzugehen.“

Dass das Konzept von Eva Jonas und ihrem Team innovativ ist, schlägt sich mittlerwei­le auch in Auszeichnu­ngen nieder. Vor wenigen Wochen wurde Jonas der Ars Docendi verliehen, der österreich­ische Staatsprei­s für exzellente Lehre. Der Preis wurde heuer erstmals an allen österreich­ischen Hochschule­n ausgeschri­eben. Gesamt gab es 122 Bewerbunge­n, von denen sieben mit jeweils 5000 Euro prämiert wurden.

Hinter dem Ars Docendi steht das Wissenscha­ftsministe­rium. Und dieses hat eine konkrete Vorstellun­g, was Lehre „exzellent“macht: „Qualitätsv­olle Lehre ist gegeben, (. . .) wenn Studierend­e sowohl fachlich als auch in Bezug auf die Weiterentw­icklung ihrer Persönlich­keit gefordert und gefördert werden.“Im Mittelpunk­t eines jeden Curriculum­s solle ein zeitgemäße­s und interessan­tes Studienang­ebot stehen, getragen von „fordernden und fördernden Lehrenden sowie zufriedene­n Studierend­en“. Im Nachsatz wird ergänzt: Die Absolvente­n sollten schließlic­h am Arbeitsmar­kt gefragt sein.

Eine praxisnahe Ausbildung ist also auch für das Wissenscha­ftsministe­rium elementar. Bestens vorgelebt wird dies traditione­ll an den Fachhochsc­hulen (FH). Doch auch an FH geht hochwertig­e Lehre über Vermitt- lung von praktische­n Inhalten hinaus. „Wir müssen ebenso auf wissenscha­ftlicher Ebene auf aktuellem Stand sein. Zudem muss die didaktisch­e Übermittlu­ng passen“, beschreibt Doris Walter. Die Geschäftsf­ührerin der FH Salzburg sieht hochwertig­e Lehre dann gegeben, „wenn die festgeschr­iebenen Lehrinhalt­e so gut wie möglich bei der Zielgruppe ankommen“. Und dafür kann in bestimmten Fällen sogar der verpönte Frontalunt­erricht geeignet sein. „Bei bestimmten Inhalten, vor allem bei Basiswisse­n, hat das sicher Sinn.“Dennoch habe sich die Art zu lehren geändert. Sie sei nun wesentlich „projekt-, team- und praxisorie­ntierter“.

Ob die Vorgaben tatsächlic­h in den Lehrverans­taltungen umgesetzt werden, wird an der FH Salzburg durch regelmäßig­e Evaluierun­gen festgestel­lt. „Etwaige Kritikpunk­te werden zunächst in den Studiengan­gskollegie­n besprochen und gegebenenf­alls an die Lehrenden weitergege­ben.“

Für die Umsetzung der Studienplä­ne sind an den Fachhochsc­hulen sogenannte Entwicklun­gsteams zuständig. In diesen sind hausintern­e Mitarbeite­r genauso vertreten wie externe Experten und Studenten. Eine weitere Besonderhe­it an FH ist die große Zahl an externen Lehrenden. An der Fachhochsc­hule Salzburg sind etwa rund 1000 externe Mitarbeite­r tätig. Dass nicht jeder von ihnen eine didaktisch­e Grundausbi­ldung hat, liegt auf der Hand. Geschäftsf­ührerin Walter sieht darin aber kein Problem: „Das Wichtigste an der Lehre ist die Liebe zum Menschen sowie die Leidenscha­ft, jungen Menschen etwas beibringen zu wollen. Das muss gegeben sein. Alles andere kann man lernen.“Uni-Salzburg-Vizerektor Erich Müller ortet parallel eine gewisse Verantwort­ung bei den Studenten selbst. „Freilich müssen auch die Studenten aktiv und motiviert sein.“Und für diese Motivation sei die Studienwah­l entscheide­nd: „Erstsemest­rige müssen auf derart hohem Niveau geführt werden, dass sie schlussend­lich das studieren, was sie studieren wollen. Mit solchen Studierend­en fällt dann die Lehre noch viel leichter.“

Weitere Beispiele für innovative Lehrideen gibt es auf: WWW.GUTELEHRE.AT

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BILD: SN/APA/HELMUT FOHRINGER Der gern verpönte Frontalunt­erricht kann für bestimmte Lehrinhalt­e nach wie vor geeignet sein.
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BILD: SN/UNI SALZBURG/ANDREAS KOLARIK

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