Wie Lehre exzellent wird
Hochwertige Lehre i st das Ziel einer jeden Hochschule. Die Uni Salzburg verabschiedet dafür nun sogar eine eigene Studienordnung. Doch wie lehrt man eigentlich „hochwertig“?
Lehre muss sich fortwährend entwickeln
Eva Jonas, Universität Salzburg
Vorn steht der Uni-Professor. Hinter ihm flimmert eine Power-Point-Präsentation über die weiße Leinwand. Und vor ihm sitzen eine paar Studenten, die fleißig von Hand mitschreiben. Frontalunterricht ist in vielen Hörsälen noch immer gang und gäbe. Aber es geht auch anders: Die eigene Lehre noch innovativer zu machen ist aktuell eines der Hauptziele an gleich mehreren österreichischen Hochschulen. Die Universität Salzburg hat etwa eine Rahmenstudienordnung erarbeitet, die ab kommendem Sommersemester hochwertige Lehre garantieren soll. Parallel werden am „Tag der Lehre “Jahr um Jahr besonders innovative Lehrkonzepte vorgestellt und prämiert.
Doch was macht hochwertige Lehre eigentlich aus? „Exzellente Lehre beginnt für mich bei der Entwicklung der Curricula (Studienpläne, Anm.)“, sagt Erich Müller. Der Vizerektor leitet an der Uni Salzburg die Arbeitsgruppe „Qualitätsentwicklung Lehre“. „Lehrveranstaltungen dürfen nicht mehr nur aneinandergereiht werden. Der gesamte Studienplan muss kompetenzorientiert sein. “Auf diesem Grundsatz basiert die neue hausinterne Rahmenstudienordnung und ein dazugehöriges Handbuch für Lehre, aufgesetzt von der Arbeitsgruppe. Und Vizerektor Müller kann auch aufschlüsseln, wie der Kompetenzbegriff von seinem Team definiert wird: „Zuerst muss Wissen, meist Grundlagenwissen, vermittelt werden. Dann muss Wissen gebündelt werden, sodass die Umsetzung gewährleistet ist.“Und zu guter Letzt müssten die Studenten so motiviert werden, dass sie das Gelernte begeistert praktizieren wollten.
Ein Paradebeispiel für ein solch innovatives Lehrkonzept liefert Eva Jonas. Die Leiterin des Fachbereichs Psychologie an der Uni Salzburg hat das Mastermodul „Soziale Interaktion in Wirtschaft und Gesellschaft“so ausgerichtet, dass die einzelnen Lehrveranstaltungen miteinander vernetzt sind. Theoretisches Wissen und praktische Umsetzung bauen aufeinander auf. Die Erfahrungen, die die Studenten machen, werden in einem Reflexionsbericht aufbereitet. Die Entwicklung eines solchen Konzepts ist jedoch nicht einfach. „Wir probieren viel aus. Und leben deshalb teilweise im Chaos – aus dem wiederum Innovation entsteht“, sagt Jonas. Die Anforderungen an die 24 Studenten im Mastermodul seien hoch: „Das Ganze ist bis zu einem gewissen Grad ein Experiment. Und die Studenten müssen dabei lernen, mit Unsicherheiten umzugehen.“
Dass das Konzept von Eva Jonas und ihrem Team innovativ ist, schlägt sich mittlerweile auch in Auszeichnungen nieder. Vor wenigen Wochen wurde Jonas der Ars Docendi verliehen, der österreichische Staatspreis für exzellente Lehre. Der Preis wurde heuer erstmals an allen österreichischen Hochschulen ausgeschrieben. Gesamt gab es 122 Bewerbungen, von denen sieben mit jeweils 5000 Euro prämiert wurden.
Hinter dem Ars Docendi steht das Wissenschaftsministerium. Und dieses hat eine konkrete Vorstellung, was Lehre „exzellent“macht: „Qualitätsvolle Lehre ist gegeben, (. . .) wenn Studierende sowohl fachlich als auch in Bezug auf die Weiterentwicklung ihrer Persönlichkeit gefordert und gefördert werden.“Im Mittelpunkt eines jeden Curriculums solle ein zeitgemäßes und interessantes Studienangebot stehen, getragen von „fordernden und fördernden Lehrenden sowie zufriedenen Studierenden“. Im Nachsatz wird ergänzt: Die Absolventen sollten schließlich am Arbeitsmarkt gefragt sein.
Eine praxisnahe Ausbildung ist also auch für das Wissenschaftsministerium elementar. Bestens vorgelebt wird dies traditionell an den Fachhochschulen (FH). Doch auch an FH geht hochwertige Lehre über Vermitt- lung von praktischen Inhalten hinaus. „Wir müssen ebenso auf wissenschaftlicher Ebene auf aktuellem Stand sein. Zudem muss die didaktische Übermittlung passen“, beschreibt Doris Walter. Die Geschäftsführerin der FH Salzburg sieht hochwertige Lehre dann gegeben, „wenn die festgeschriebenen Lehrinhalte so gut wie möglich bei der Zielgruppe ankommen“. Und dafür kann in bestimmten Fällen sogar der verpönte Frontalunterricht geeignet sein. „Bei bestimmten Inhalten, vor allem bei Basiswissen, hat das sicher Sinn.“Dennoch habe sich die Art zu lehren geändert. Sie sei nun wesentlich „projekt-, team- und praxisorientierter“.
Ob die Vorgaben tatsächlich in den Lehrveranstaltungen umgesetzt werden, wird an der FH Salzburg durch regelmäßige Evaluierungen festgestellt. „Etwaige Kritikpunkte werden zunächst in den Studiengangskollegien besprochen und gegebenenfalls an die Lehrenden weitergegeben.“
Für die Umsetzung der Studienpläne sind an den Fachhochschulen sogenannte Entwicklungsteams zuständig. In diesen sind hausinterne Mitarbeiter genauso vertreten wie externe Experten und Studenten. Eine weitere Besonderheit an FH ist die große Zahl an externen Lehrenden. An der Fachhochschule Salzburg sind etwa rund 1000 externe Mitarbeiter tätig. Dass nicht jeder von ihnen eine didaktische Grundausbildung hat, liegt auf der Hand. Geschäftsführerin Walter sieht darin aber kein Problem: „Das Wichtigste an der Lehre ist die Liebe zum Menschen sowie die Leidenschaft, jungen Menschen etwas beibringen zu wollen. Das muss gegeben sein. Alles andere kann man lernen.“Uni-Salzburg-Vizerektor Erich Müller ortet parallel eine gewisse Verantwortung bei den Studenten selbst. „Freilich müssen auch die Studenten aktiv und motiviert sein.“Und für diese Motivation sei die Studienwahl entscheidend: „Erstsemestrige müssen auf derart hohem Niveau geführt werden, dass sie schlussendlich das studieren, was sie studieren wollen. Mit solchen Studierenden fällt dann die Lehre noch viel leichter.“
Weitere Beispiele für innovative Lehrideen gibt es auf: WWW.GUTELEHRE.AT