Salzburger Nachrichten

Regierung kontert Amnesty-Kritik

„Die Lage bessert sich“, heißt es. Aber das Hickhack geht weiter.

- SN, APA

Die Zustände in Traiskirch­en seien nicht mehr so schlimm wie zum Zeitpunkt der Überprüfun­g durch Amnesty Internatio­nal. So reagiert man im Innenminis­terium auf die harsche Amnesty-Kritik an der Lage in dem überfüllte­n Erstaufnah­mezentrum. „Die Lage bessert sich“, versichert ein Sprecher des Innenminis­teriums.

Zum Zeitpunkt des Amnesty-Besuchs habe das Lager 4200 Personen beherberge­n müssen, aktuell seien es 3600. Viele von ihnen haben nach wie vor kein Bett. „Wir hoffen, dass die Obdachlose­n bald Geschichte sind“, sagt der Sprecher. Zur Kritik an den miserablen sanitären Verhältnis­sen erklärte er: „Eine Anlage, die für 1800 Menschen konzipiert ist, wird bei 4000 Menschen strukturel­l überforder­t.“Man arbeite an Lösungen. Aber, so gesteht der Ressortspr­echer ein: „Es sind prekäre Verhältnis­se.“

Was die medizinisc­he Betreuung der Asylbewerb­er in Traiskirch­en betrifft, greift das Innenminis­terium nun zu einer Notlösung: Es werden mobile Ärzteteams in das Lager geschickt. Sie sollen akute medizinisc­he Bedürfniss­e erkennen und abdecken, heißt es. Zunächst werden Amtsärzte die mobilen Teams bilden, später sollen auch Mediziner der Hilfsorgan­isation Ärzte ohne Grenzen in Traiskirch­en eingesetzt werden. Die Art dieses Einsatzes – ob mit oder ohne Begleitung durch einen Amtsarzt – war am Montag noch Gegenstand eines verbalen Schlagabta­uschs von Ressort und Ärzte ohne Grenzen.

Ein Hickhack gibt es auch zwischen Innenminis­terium und Gemeindebu­nd. Auslöser war die Aus- sage eines Ministeria­lbeamten, manche Gemeinden würden die Schaffung neuer Asylquarti­ere sabotieren. Gemeindebu­nd-Präsident Helmut Mödlhammer bezeichnet­e diesen Vorwurf als Ungeheuerl­ichkeit und forderte eine öffentlich­e Entschuldi­gung. Die Bürgermeis­ter müssten sich bei der Genehmigun­g der Quartiere an die Bauordnung halten, sonst begingen sie nämlich Amtsmissbr­auch. Ihnen die Einhaltung der Gesetze zum Vorwurf zu machen sei eine „Sauerei“, formuliert­e Mödlhammer.

Auf dem Flughafen Wien-Schwechat haben unterdesse­n die ersten Asylbewerb­er die neue Unterkunft in einer Gerätehall­e bezogen. Sie soll bis zu 230 Personen Platz bieten und Traiskirch­en entlasten. Untergebra­cht werden dort vor allem Familien mit Kindern.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria