Jetzt neu: Wahrheit auf Wahlplakaten!
„Seht her, wir sind unfähig und stehen dazu!“So lautet die neue, Erfolg versprechende Wahlkampfmasche.
Für hochgezogene Augenbrauen haben die Äußerungen des Bundespräsidenten über die tröpferlweisen personellen Abflüsse vom Team ohne Stronach zur ÖVP gesorgt. Diese politischen Trikotwechsel seien „unerfreulich“, hatte Heinz Fischer tadelnd gemeint.
Sofort waren Kritiker zur Stelle, die daran erinnerten, dass Fischer seinerzeit als SPÖNationalratspräsident ganz und gar nicht unerfreut, sondern im Gegenteil überaus hilfsbereit gewesen sei, als Heide Schmidt ihren Trikotwechsel von der FPÖ zum Liberalen Forum vornahm. Man unterstellt dem Bundespräsidenten deswegen jetzt ein Messen mit zweierlei Maß, was völliger Unsinn ist. Fischer ist einfach klüger geworden.
Genauso ist die Wiener SPÖ bei der Gestaltung ihrer Wahlplakate klüger geworden. Üblicherweise lügen die Parteien ja auf ihren Plakaten, dass sich die Balken biegen, auf die das Papier geklebt ist. Nicht so die Wiener SPÖ. Sie plakatiert derzeit zur allgemeinen Überraschung Sätze wie „Lebensqualität schön und gut. Aber auch wurscht, wennst dir keine Wohnung leisten kannst.“Oder: „Wien ist die beste Stadt der Welt. Aber was bringt dir das, wennst keine Hackn hast?“
Wenn man raten hätte müssen, wer im Wahlkampf die triste Lage auf dem Wiener Wohnungs- und Arbeitsmarkt ansprechen würde, hätte man auf alle getippt, aber sicher nicht auf die seit ewigen Zeiten regierenden Rathaus-Roten. Doch deren Strategie ist überaus klug gewählt. Die Masche „Seht her, wir sind unfähig und stehen dazu!“weckt das Mitleid der Menschen und verspricht somit einen schönen Wahlerfolg.
Man darf davon ausgehen, dass das Beispiel Schule machen wird. In Bälde werden die Politiker aller Lager wie die Geißler im härenen Büßergewand durch die Lande ziehen, sich die Rücken blutig peitschen und ihre mangelnde Problemlösungskompetenz in die Welt hinausschreien. Werner Faymann wird plakatieren: „Steigende Staatsschulden, steigende Steuerlast, steigende Arbeitslosigkeit – meine Bilanz nach sieben Jahren Kanzlerschaft!“
Reinhold Mitterlehner, nicht faul, wird kontern: „ÖVP – Der verlässlichste Steigbügelhalter des Sozialismus.“Und die FPÖ wird groß plakatieren: „Weil WIR absolut null Ahnung haben, wie Regieren geht.“
Nach den anderen Parteien wird die gesamte Werbewirtschaft die Idee der Wiener SPÖ aufgreifen. Sender mit Bildungsauftrag werden mit den Worten „Nur bei uns: Der ärgste Serien-Schrott, und das zwei Jahre nach allen anderen!“werben. Und mit „Süß, geschmacklos, ungesund!“wird man künftig bestimmte Limonaden anbieten. – Man dürfte diese Werbelinie einmal die neue Ehrlichkeit nennen.
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