Eine Mauer gegen Mexiko
Donald Trump will eine Mauer zwischen den USA und Mexiko. Bezahlen soll sie der Nachbar.
Während Hillary Clinton umgeben von Beamten des Secret Service ein wenig gequält in das Kotelett am Stiel beißt, röhren über dem Stand auf der Iowa State Fair die Rotoren eines Helikopters auf. „Da ist Trump“, ruft eine Frau aus der Menge, als sie den fetten weißen Schriftzug am Heck entdeckt. Kurz darauf steigt eine Staubwolke auf. „The Donald“ist gelandet.
Dunkelblaue Jacke, beige Hose, weiße Lederschuhe und rote Baseballkappe mit der Aufschrift „Make America Great Again“– der Aufzug Thomas J. Spang berichtet für die SN aus den USA passt eher für einen feinen Country Club in Neuengland als den Besuch einer Landwirtschaftsshow im Mittleren Westen, auf der Politiker Butterskulpturen bewundern, sich vor dem fettesten Schwein ablichten lassen und unzählige Hände schütteln.
Trump ist das alles sichtlich zuwider. Er pfeift auf die Regeln des etablierten Polit-Zirkus und inszeniert seinen eigenen Auftritt. Helikopterrundflüge für die lieben Kleinen inklusive. „Ich habe zehn Mal so viele Leute um mich herum wie Hillary“, tönt der Spitzenreiter des republikanischen Felds an Prä- sidentschaftsbewerbern, der von begeisterten Fans bedrängt wird. Jenseits seiner üblichen Übertreibungen hat er damit nicht ganz unrecht.
Trump ist in den eineinhalb Stunden seines Abstechers in jenen Bundesstaat, wo die Vorwahlen beginnen werden, die unbestrittene Attraktion der Show. In den nationalen Umfragen baut er nach der ersten PräsidentschaftsbewerberDebatte der Republikaner seine Führung weiter aus. Und liegt nun auch mit Abstand in New Hampshire und Iowa an der Spitze.
„Das sind nicht Leute, die schlecht informiert sind“, erklärt der ultrakonservative Radio-Talker Sam Clovis das Phänomen Trump. „Das sind Leute, die angepisst sind.“Diese Klientel spricht der Milliardär an. Der Mann, der sein Geld im Baugewerbe gemacht hat, versteht auch, wie auf dem Bau gesprochen wird. Derb und direkt. Die Details überlässt er anderen.
Seine Rezepte zur Einwanderungspolitik, die er am Wochenende in seinem ersten formellen Positionspapier des Wahlkampfs vorlegte, illustrieren das. Trump verspricht darin, entlang der 3200 Kilometer langen Grenze zu Mexiko eine unüberwindbare Mauer zu bauen. Das Geld dafür will er bei Mexikanern eintreiben, die etwa höhere Visagebühren zahlen sollen. Bereits Mitte Juni hatte Trump mit fremdenfeindlichen Äußerungen die Hispanics in den Vereinigten Staaten und Lateinamerika empört. Auch damals beleidigte er explizit die Mexikaner. „Sie bringen Drogen, Verbrechen, Vergewaltiger“, sagte er in einer Rede.
Neben dem Mauerbau plant Trump auch, die elf Millionen Einwanderer ohne Papiere, die in den USA leben, auszuweisen – sollte er Präsident werden. Wie das bitte gehen soll, fragt „Meet the Press“Moderator Chuck Todd den Kandidaten an Bord seines Privat-Jumbos. Trump flüchtet sich in Allgemeinplätze. „Sie müssen gehen.“Er kann auch nicht erklären, wie er es schaffen will, die in der Verfassung garantierte automatische Staatsbürgerschaft von Kindern auszuhebeln, die auf US-Boden geboren werden.
Der Populist schert sich nicht um solche Einzelheiten, sondern bedient das Gefühl seiner Anhänger, die wie er glauben, die ganze Welt nutze Amerika und damit auch jeden Einzelnen von ihnen irgendwie aus. Dazu gehört aus Sicht des „Do- nald“neben China, Saudi-Arabien und Japan auch Deutschland. Die Deutschen seien stark genug, im Streit mit Russland um die Ukraine die Führung zu übernehmen. „Warum müssen wir immer alles machen?“
Mit Sätzen wie diesen streichelt Trump die Seele der Wutbürger, die nur zu gern den Versprechungen des Willy Wonka der amerikanischen Konservativen glauben. Egal wie fremd die weißen Lederschuhe am Kotelett-Stand der Iowa State Fair auch wirken mögen.