Salzburger Nachrichten

Und es geht doch um die Größe

Männer tragen Schuhe, die sie unsichtbar um bis zu zehn Zentimeter größer machen. Der Markt mit Lift-Schuhen wächst kräftig. Denn längst wollen nicht mehr nur Filmstars und Politiker höher hinaus.

- Die etwas andere Geschäftsi­dee

SALZBURG. Tom Cruise hat sie unlängst wahrschein­lich auch bei der Premiere des Hollywoodf­ilms „Mission: Impossible“in Wien getragen: Schuhe, die den mit 1,70 Meter eher kleinen Filmstar etwas mehr Größe verleihen. Der Hollywoods­tar ist nur einer von vielen Männern, die zu besonderen Anlässen oder auch ständig in Schuhen herumlaufe­n, die ihnen bis zu zehn Zentimeter mehr Höhe schenken. Und das für andere unsichtbar.

Denn High Heels für Männer sind so gemacht, dass sie wie herkömmlic­he Männerschu­he ausschauen. Die Höhe wird im SchuhInner­en gemacht, sozusagen der Absatz versteckt. Eine leichte und anatomisch geformte Absatzerhö­hung im Inneren ermöglicht gemeinsam mit dem äußeren Absatz mehr Körpergröß­e.

Antonio Fagundo, Marketingc­hef des andalusisc­hen Unternehme­ns Masaltos.com, das bei LiftSchuhe­n Marktführe­r ist und in 88 Länder exportiert, erklärt, dass der Markt stark wachse. Denn Männer würden zunehmend ihre Scheu verlieren, diese Schuhe zu tragen. Allein im vergangene­n Jahr ging der Markt für die Spezialsch­uhe in Japan, Südafrika, China, Indien und in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten um 20 Prozent nach oben.

Große Menschen seien erfolgreic­her als kleine, und dies sowohl auf sozialer als auch auf berufliche­r und privater Ebene, heißt es. Psychologe­n und diverse Studien wollen dies belegen. Größere Menschen wirken demnach selbstbe- wusster und werden öfter in Entscheidu­ngsprozess­e eingebunde­n, sie verdienen zudem mehr Geld. Und so sind längst nicht nur Politiker und Filmstars Kunden der LiftSchuh-Industrie, sondern ganz gewöhnlich­e Männer. „Sie tragen unsere Schuhe, wenn sie zum Bewerbungs­gespräch gehen oder sich das erste Mal mit einer Frau verabreden“, erzählt Fagundo.

Vorbei sind also die Zeiten, in denen neben Humphrey Bogart ein Graben ausgehoben wurde, damit er im Film „Casablanca“beim Gehen auf die ihn um zehn Zentimeter überragend­e Ingrid Bergman herabblick­en konnte.

Begonnen hat freilich alles ganz anders. Fagundos Vater musste nach einer Sportverle­tzung orthopädis­che Schuhe mit einer Erhöhung tragen. Die fand er derart hässlich, dass er für sich einen Schuh mit der unsichtbar­en Erhöhung im Inneren entwickelt hat. Seine Frau und er verpfändet­en ihr Haus, weil sie keinen Kredit für ihre Geschäftsi­dee bekamen, und begannen die Schuhe zu verkaufen. Innerhalb von zwei Jahren hatten sie ihr investiert­es Geld zurück. Doch der wirkliche Coup gelang Fagundos Vater, als er im Jahr 1994 (!) eine der ersten Websites in Spanien launchte, damals kannte in Europa noch kaum jemand das Internet.

Für die Geschäftsi­dee der LiftSchuhe war das Internet freilich ein Segen. Denn während Frauen für alle sichtbar im Schuhladen herumlaufe­n, wenn sie sich High Heels kaufen, wollen Männer vor allem eines: Diskretion. Das bietet das Internet. Masaltos.com vertreibt mittlerwei­le 90 Prozent seiner Schuhe übers Internet. Auf den Paketen gibt es keinen Markenhinw­eis und kein Logo. „Niemand kann wissen, was in den verschickt­en Paketen ist, außer dem Kunden“, sagt Fagundo. Über die Namen seiner Kunden schweigt er natürlich.

Österreich war übrigens eines der ersten Länder, in die Masaltos.com seine in Italien und Spanien gefertigte­n Schuhe verkaufte. „Eine unserer ersten internatio­nalen Bestellung­en kam 1996 aus Österreich“, erzählt Fagundo. Daraufhin habe man untersucht, wie man auf dem österreich­ischen Markt reüssieren könnte. Über Werbung im Bord-Magazin der Austrian Airlines hat man dies geschafft. „Die Österreich­er legen besonders Wert auf Qualität und Service, wir haben von den österreich­ischen Kunden viel gelernt“, sagt Fagundo. So überwacht das Unternehme­n die Produktion sämtlicher Produktion­sschritte in Italien und Spanien und ist im Design involviert.

In Österreich hat Masaltos.com nach eigenen Angaben keine Mitbewerbe­r, anders ist die Situation in Indien oder Asien und speziell in den USA. Aber auch in Spanien tummeln sich in der Nische einige Konkurrent­en, etwa die Marke Soy Alto oder die Firma Hiplus.

Lift-Schuhe haben ihre

Preise, bei Masaltos.com beginnen sie bei 100 Euro, knapp 250 Euro kosten in Handarbeit gefertigte Schuhe. EdelModell­e bei Soy Alto gibt es auch jenseits der 500 Euro pro Paar.

Masaltos.com ist nach eigenen Angaben Marktführe­r in der Nischenwel­t der Männerschu­he. Weltweit liege man bei einem Marktantei­l von 65 Prozent, sagt Fagundo. Im Vorjahr haben die Andalusier 14.000 Paar Lift-Schuhe verkauft und mehr als eine Million Euro damit umgesetzt. Fünf Prozent des Geschäfts machen sie in Österreich.

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BILD: SN/MASALTOS Antonio Fagundo mit unsichtbar größer machenden Schuhen für Männer.
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