Salzburger Nachrichten

Anschlag erschütter­t Bangkok

Mitten im Zentrum von Bangkok tötet eine Bombe Dutzende Menschen. Darunter auch viele Ausländer. Eine zweite Bombe kann die Polizei entschärfe­n.

- SN, dpa

Rushhour in Bangkok, eine riesige Explosion zerreißt die Luft. Augenzeuge­n berichten von großen Verwüstung­en. Ein Sprengsatz explodiert an einer beliebten Touristene­cke nahe eines Tempels. Der Anschlag sorgte am Montagnach­mittag für Entsetzen. Mindestens 27 Menschen – darunter vermutlich viele chinesisch­e Touristen – starben durch eine Bombe. Sie war, an einem Motorrad befestigt, mitten im Zentrum von Bangkok explodiert­e. Zwölf Opfer konnten bereits identifizi­ert werden. Es handelt sich um zehn Thailänder, einen Chinesen und einen Mann von den Philippine­n. 80 Menschen wurden verletzt. Martin Weiss, Sprecher des Außenminis­teriums, sagte Montagaben­d, seien nach ersten Erkenntnis­sen keine Österreich­er unter den Toten.

Die riesige Explosion an der belebten Kreuzung der thailändis­chen Hauptstadt wurde von Überwachun­gskameras gefilmt. Von den Tätern fehlt allerdings jede Spur. Polizeispr­echer Pra- wut Thavornsir­i sagte am Montagaben­d, die Exekutive gehe von einem Bombenansc­hlag aus.

„Ich habe im Hyatt-Erawan-Hotel zu Abend gegessen, als eine riesige Explosion das Gebäude erschütter­t hat“, berichtete Eric Seldin, der in Bangkok arbeitet. „Als wir 15 Minuten später nach draußen durften, habe ich mehrere mit Tüchern bedeckte Körper gesehen.“Augenzeuge­n berichten von großer Verwüstung und Leichentei­len, die auf der Straße lagen. Die Kreuzung bei der Sky-Train-Station Chit Lom liegt mitten im Einkaufsvi­ertel der Millionenm­etropole. An der Ecke ist der berühmte Erawan-Schrein, ein Tempel und ein Touristenm­agnet, weil dort jede Stunde mehrmals Tänzerinne­n in prunkvolle­n Kostümen auftreten. Die umliegende­n Einkaufsze­ntren wurden geräumt. Hundertsch­aften der Polizei durchsucht­en die Umgebung auf der Suche nach weiteren Sprengsätz­en. Und wurden fündig: In der Gegend um die Sky-Train-Station Ratchapras­ong entdeckten sie eine weitere Bombe und brachten sie zur Explosion. Das meldete die „Bangkok Post“auf Twitter. Über den Hintergrun­d der beiden Bomben konnte die Polizei zunächst keine genauen Angaben machen. Erst im Februar waren vor einem Einkaufsze­ntrum in Bangkok zwei Sprengsätz­e explodiert und hatten zwei Menschen verletzt. Auf der Touristeni­nsel Koh Samui explodiert­e im April eine Autobombe. Niemand hat sich je zu den Anschlägen bekannt.

Im Mai 2014 hatte das thailändis­che Militär nach jahrelange­n politische­n Spannungen zwischen ver- feindeten Lagern geputscht. Seitdem regiert Putschführ­er Prayuth Chan-ocha. Das Militär ging davon aus, dass die Bomben im Februar und April die vom Militär eingesetzt­e Regierung destabilis­ieren sollten.

Die beiden politische­n Lager kämpfen um die Regierungs­macht. Sie haben Massendemo­nstratione­n und Straßenblo­ckaden in Bangkok organisier­t und sich teils blutige Straßensch­lachten geliefert. Dutzende Menschen sind dabei seit 2010 ums Leben gekommen.

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BILD: SN/APA/EPA/RITCHIE B. TONGO Den Einsatzkrä­ften in Bangkok bot sich ein Bild der Zerstörung.
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