Salzburger Nachrichten

Spaziergan­g im Wald stärkt das Immunsyste­m

Stressresi­stent, stark, ausgeglich­en: Die gesundheit­liche Wirkung des Waldes auf den Menschen verblüfft selbst Mediziner.

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Vögel zwitschern, Bäume rauschen, vielleicht plätschert irgendwo ein Bächlein. Insekten brummen, es duftet nach Waldkräute­rn und Moos, derzeit auch nach Schwammerl­n: Ein Spaziergan­g durch den Wald beruhigt das Gemüt und regt die Sinne an. Forscher der Medizinuni­versität Wien untersucht­en die medizinisc­hen Auswirkung­en eines Aufenthalt­s im Wald auf den Menschen. Das überrasche­nde Ergebnis: Schon ein zehnminüti­ger Aufenthalt im Wald genügt, um eindeutig positive gesundheit­liche Ergebnisse zu erzielen.

Diese seien unter anderem ein stabileres Immunsyste­m, eine bessere Schlafqual­ität und eine sogenannte Harmonisie­rung des Zentralner­vensystems. Letzteres steuert alle lebensnotw­endigen Körperfunk­tionen und sorgt dafür, dass sich der Mensch an wechselnde Herausford­erungen schnell anpassen kann. Der Aufenthalt zwischen Bäumen stärkt diese Funktionsw­eise auf ungewöhnli­ch schnelle Art.

Man wird im Wald sozusagen stressresi­stent. „Puls, Blutdruck und Muskelspan­nung werden gesenkt. Der Körper schüttet im Wald weniger Stresshorm­on Cortisol, dafür aber mehr von den Stimmungsh­ormonen Serotonin und Dopamin aus“, erklärt Studienlei­terin Daniela Haluza vom Institut für Umwelthygi­ene. Die positiven Effekte können durch Sport verstärkt werden. Dazu zählen Joggen, Wandern und die nicht zu unterschät­zende Plage beim Schwammerl­suchen.

Schon der Urmensch hatte eine besondere Beziehunge­n zum Wald. Er gewährte ihm Schutz vor Angreifern und Witterung. Die Wälder in Europa werden seit der Eiszeit als Rohstoffli­eferant genutzt. Sie werden seit Jahrtausen­den verändert. Aber es gibt auch ein paar unberührte Flecken. In Niederöste­rreich liegt die Wildnis Dürrenstei­n, Mitteleuro­pas größtes Urwaldgebi­et mit 35 Quadratkil­ometern. Ein Teil davon hat seit der letzten Eiszeit keine Axt mehr gesehen.

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