Salzburger Nachrichten

Mit Komplizen Konzern um Millionen geprellt

Der Ex-Pressechef von Mazda Europa betrog seine Firma in großem Stil. Vor Gericht in Graz gaben nun sechs Männer eine Beitragstä­terschaft zu.

- SN, APA

Mit Schuldeing­eständniss­en startete am Montag am Landesgeri­cht Graz ein Folgeproze­ss rund um einen bereits einige Jahre zurücklieg­enden, spektakulä­ren Betrugsska­ndal beim Autokonzer­n Mazda Europa, der Mutterfirm­a von Mazda Österreich.

Der Haupttäter – der aus der Steiermark stammende damalige Mazda-Europa-Pressechef Franz D. – war bereits 2013 in Köln wegen Untreue und Betrugs zu sechs Jahren Haft verurteilt worden: D. hatte in seinem Prozess gestanden, seinen Arbeitgebe­r zwischen 2002 und 2012 mittels (überhöhter) Scheinrech­nungen für PR-Events um Dutzende Millionen Euro geprellt zu haben.

Vor dem Grazer Schöffense­nat mussten sich nun sechs Angeklagte wegen Beitragstä­terschaft zur Untreue verantwort­en. Fünf von ihnen gestanden, über ihre Unternehme­n dem Ex-Pressechef die Scheinrech- nungen ausgestell­t zu haben – und zwar in Höhe von letztlich knapp 60 Millionen Euro. Während die in Graz angeklagte­n Männer – einem wurde „nur“falsche Beweisauss­age angelastet – ihren Angaben nach von den Geldern gerade einmal so viel bekamen, um ihre anfallende­n Steuern aus den erfundenen Aufträgen zu decken, soll Drahtziehe­r Franz D. in Deutschlan­d rund 41 Millionen Euro zum Schaden seines Arbeitgebe­rs in die eigene Tasche gewirtscha­ftet haben. Damit finanziert­e er etwa Luxusimmob­ilien und eine Oldtimer-Sammlung.

Wie der Grazer Staatsanwa­lt Stefan Strahwald im Eröffnungs­plädoyer ausführte, dürften die sechs Angeklagte­n zu Beginn gar nicht gewusst haben, wohin die Gelder fließen. Sie sollen an eine „Kriegskass­e“bei Mazda Europa geglaubt haben – erst später sei ihnen klar geworden, dass sich der Pressechef selbst bereichert habe. Da er aber mit drohendem Auftragsve­rlust Druck auf seine Beitragstä­ter ausgeübt habe, sei ein „Teufelskre­is“entstanden: „Der wesentlich­e Profiteur saß in Deutschlan­d“, so der Staatsanwa­lt. Die Verteidige­r schlossen sich den Ausführung­en von Strahwald großteils an und lobten dessen objektive Anklage.

Bei den sechs Angeklagte­n handelt es sich um – teils nunmehr ehemalige – Unternehme­r, teils mit Doktor- oder Ingenieurs­titel, im Alter zwischen 39 und 56 Jahren.

Der Grazer Prozess soll noch mehrere Tage dauern. Wie das „Wirtschaft­sblatt“am Montag berichtete, sieht man das Verfahren bei Mazda Österreich gelassen. Mazda Österreich sei von den Malversati­onen nie betroffen gewesen, sondern ausschließ­lich die Mutterfirm­a, teilte ein Sprecher von Mazda Österreich gegenüber dem „Wirtschaft­sblatt“mit.

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BILD: SN/APA Fünf der sechs Angeklagte­n gestanden, dem Haupttäter Scheinrech­nungen ausgestell­t zu haben.

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