Salzburger Nachrichten

Politische Placebos und eine unverkäufl­iche Wahrheit

- CHRISTIAN.RESCH@SALZBURG.COM

Innerhalb der Logik des politische­n Systems ist das, was gerade passiert, nicht überrasche­nd: Nach dem burgenländ­ischen und dem oberösterr­eichischen Landeshaup­tmann erhebt auch Wilfried Haslauer die Forderung, Österreich möge seine Grenzüberg­änge kontrollie­ren wie früher; also vor Inkrafttre­ten des Schengener Abkommens. Auch strengere Strafen für Schlepper und „Asyl auf Zeit“sind Teil dieser Wunschlist­e.

Logisch ist das, weil die Menschen ob des riesigen Flüchtling­sandrangs enorm verunsiche­rt sind; weil sie das Gefühl haben, dass der Staat in dieser entscheide­nden Frage versagt; weil eben das dem politische­n Erzfeind FPÖ in die Hände spielt; weil der Ruf nach mehr Kontrolle, mehr Härte, mehr Abschrecku­ng gut verkäuflic­h ist.

Freilich wissen Haslauer und seine Amtskolleg­en genau: Jene Hunderttau­sende, die sich in Richtung Europa auf den Weg machen, wird kein Soldat im Burgenland, kein Fahnder am Brenner und kein Polizist auf dem Walserberg aufhalten. Schlepper werden trotz strengerer Strafen ihre Chauffeure, ihre Mittelsmän­ner – und ihre verzweifel­ten Kunden finden. Asyl auf Zeit ist sinnlos, wenn in Krisenstaa­ten auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hin Krieg und Chaos herrschen.

All das sind politische Placebos, die vor allem ablenken. Von den nackten Zahlen, die kein Regierungs­politiker gern in den Mund nimmt: Jede Woche kommen hundert Flüchtling­e nach Salzburg. Und daran wird sich so schnell nichts ändern. Das sind 5000 Menschen pro Jahr, die Unterkünft­e brauchen, Sprachunte­rricht, die Teil unserer Gesellscha­ft werden müssen.

Und dafür gibt es leider keine einfachen Rezepte.

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Christian Resch
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