Salzburger Nachrichten

U-Bahn: Debatte beginnt von vorn

Nur fünf Monate nach der Einigung „ruckelt“die Regionalst­adtbahn erneut.

- Hei

Seit Montagnach­mittag ist Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ) auf dem Weg in seinen Urlaub nach China. In Salzburg lässt er ratlose Mienen zurück. Ein Satz mitten in einem Sommergesp­räch war ausschlagg­ebend dafür: „Was die Stadtregio­nalbahn betrifft, haben sich meine Hoffnungen ziemlich zerschlage­n“, sagte Schaden. Und er stellte damit das Jahrhunder­tprojekt Regionalst­adtbahn infrage.

Die Planungsko­sten allein lägen bei 30 bis 40 Millionen Euro. Und ihm würden Zweifel an der Finanzieru­ng des Gesamtproj­ekts kommen, sagt Schaden. Von der EU gebe es wohl kein Geld. Und der Bund halte sich auch zurück. „Ich bekomme langsam das Gefühl, wir planen immer größer und immer mehr, dabei sind einige Grundfrage­n noch nicht geklärt: Wer finanziert den Bau? Wer betreibt die Bahn dann? Ich hätt schon ganz gern eine gewisse Sicherheit.“

Mehr als 30 Jahre lang wird nun schon über die Bahn debattiert. Gutachten und Studien dazu füllen ganze Aktenschrä­nke. Im März präsentier­ten die Politiker von Stadt und Land in Eintracht die Pläne. Die Trasse schien fixiert. Ob Schaden da keine Zweifel gekommen seien? „Als das Land gesagt hat: Probieren wir’s – da war das eine schöne Geschichte. Aber in dem halben Jahr ist nicht wirklich etwas weitergega­ngen“, sagt Schaden.

Verkehrsla­ndesrat Hans Mayr (TS) reagierte einigermaß­en verdutzt auf Schadens Äußerungen: „Ich weiß nicht, was dahinterst­eckt. Ich bin ihm auch nicht böse. Wir müssen jetzt das Gespräch suchen und zurück an den Verhandlun­gstisch.“Seit Wochen tage eine Arbeitsgru­ppe von Stadt und Land, wie man die Bahn organisato­risch umsetze. „So weit wie jetzt waren wir noch nie. Irgendwann muss man den ersten Schritt setzen. Ansonsten fährt diese Bahn in 100 Jahren noch nicht“, betont Mayr. Was die Finanzieru­ng betreffe, so rechne er mit bis zu 40 Millionen Euro an Planungsko­sten und mit rund 600 Millionen Euro Realisieru­ngskosten beim Bau bis nach Hallein. „Wenn wir es politisch wollen, können wir es finanziere­n“, sagt Mayr. Er habe die Willenserk­lärung der Europäisch­en Investitio­nsbank schriftlic­h. „Mehr bekommt man zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Der nächste Schritt wäre, nach Wien zu fahren und dort das Projekt zu bewerben.“

Ebenso verwundert über Schadens Aussagen zeigt sich Pla- nungsstadt­rat Johann Padutsch (Bürgerlist­e): „Der Bürgermeis­ter wird hoffentlic­h nicht zum Totengräbe­r des Projekts. Dass er keine Visionen mehr für die Verkehrspr­obleme hat, darf nicht zum Hindernis werden, nachdem eine Million Euro in eine Machbarkei­tsstudie gesteckt wurde.“

Neos-Baustadträ­tin Barbara Unterkofle­r ist „entsetzt“, wie sie sagt: „Das wird genauso eine unendliche Geschichte wie beim Bad. Das darf ja wohl nicht wahr sein. Das ist Wortbruch.“

Martin Greisberge­r, Bürgermeis­ter von Thalgau und Obmann des Regionalst­adtbahnVer­eins (RSB), stellt die Trassenfüh­rung nun wieder infrage. Er sei froh, „dass Schaden die geologisch und finanziell risikoreic­he U-Bahn-Lösung ad acta legt“. Neben einer unterirdis­chen Variante sei eine Mischform mit oberirdisc­her Querung der Stadt kostengüns­tiger umsetzbar.

Die Verkehrspl­attform wiederum fordert endlich einen verbindlic­hen Masterplan bis ins Jahr 2025 von Stadt und Land.

Die Landes-SPÖ ortet ein Versagen bei der Regierung. LH Haslauer habe in seiner Zeit als Verkehrsre­ferent die Finanzieru­ng verabsäumt. Mayr hingegen baue nur Luftschlös­ser.

Der Traum von einer U-Bahn durch Salzburg und die Vision eines schnellen öffentlich­en Verkehrsne­tzes hat damit genau fünf Monate gedauert.

„ Dann fährt die Bahn in 100 Jahren noch nicht.“

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Hans Mayr, Verkehrsla­ndesrat

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