Eine Rarität zum Abschied
Die Wiener Philharmoniker spielten die 2. Symphonie von Franz Schmidt.
SALZBURG. Die Wiener Philharmoniker haben sich heuer vorgenommen, bei den Salzburger Festspielen Werke zu spielen, die das Orchester in seiner Geschichte selbst uraufgeführt hat oder die mit ihm historisch eng verbunden sind. Und so gab es im letzten Salzburger Konzert am Sonntag die 3. Symphonie von Brahms, von Semyon Bychkov elegant, aber ein wenig konturarm dirigiert, und – als Rarität – die 2. Symphonie von Franz Schmidt.
Schmidt gehört zu jenen Unglücklichen, die zwischen den Stühlen komponierten und an den Rand der Musikgeschichte gedrängt wurden. Das hat vor allem politische Gründe, die sich nach 1945 negativ auf das Image des 1939 Gestorbenen auswirkten: Sympathien für den austrofaschistischen Ständestaat und ein begeistertes Ja für den „Anschluss“1938. Dazu kam, dass das Spätromantische nach dem Krieg aus der Mode war.
Wenig hat sich von Schmidts OEuvre im Repertoire gehalten, am ehesten das 1935 bis 1937 entstandene visionäre Oratorium „Das Buch mit sieben Siegeln“. Die 2. Symphonie wurde schon 1913 (vom Hofopernorchester) uraufgeführt. Sie ist ein monumentales, formal höchst kompliziert gebautes Werk, das noch einmal den Versuch unter- nimmt, einen großen Bogen zurück zu spannen. Nicht zufällig hat man den überladenen ersten Satz in Anspielung auf den Maler Hans Makart als „musikalischen Makartfestzug“bezeichnet. Die Variationen über ein volksliedhaftes Thema sind dafür umso zugänglicher. Sie münden in ein Scherzo. Die Nähe zu Richard Strauss ist zum Greifen nahe. Alles ist groß und mächtig geraten und etwas zu unverbindlich.
Das Finale klingt wie ein Abgesang, aber was wird da zu Grabe getragen? So richtig warm wird einem bei dieser Musik nicht, auch wenn die Wiener Philharmoniker ihr Bestes gaben.