Salzburger Nachrichten

Behörden suchen nach verscholle­nem „Nazi-Zug“

Seit Jahrzehnte­n existieren in Polen Gerüchte um einen verscholle­nen Zug der Nazis voller Gold. Jetzt gibt es eine heiße Spur. Doch die Schatzsuch­er begeben sich in Lebensgefa­hr.

- SN, APA

In Polen herrscht Goldgräber­stimmung. Nachdem Gerüchte um einen verscholle­nen Zug der Nationalso­zialisten in der polnischen Stadt Walbrzych bestätigt wurden, könnten sich viele Hobbyschat­zsucher auf die Suche nach dem „Nazi-Zug“machen. Was er geladen hat, ist ungewiss.

Mittlerwei­le steht nur fest, dass der verscholle­ne Zug existiert, und zwar unterirdis­ch. Der polnische Denkmalkon­servator Piotr Zuchowski ist sich „zu 99 Prozent“sicher, dass in Polen tatsächlic­h ein gepanzerte­r „NaziZug“gefunden wurde. Er habe auf Radarfotos einen gepanzerte­n Zug von über hundert Metern Länge gesehen, der unter der Erde begraben sei, sagte Zuchowski vor der Presse in Warschau.

„Die Tatsache, dass es ein gepanzerte­r Zug ist, legt nahe, dass es in seinem Inneren Objekte von Wert geben kann.“In Polen hält sich seit Jahren hartnäckig das Gerücht über einen verschwund­enen Zug der Nazis voller Gold und Schmuck. Im Mai 1945 sollen bei der Stadt Walbrzych in Niederschl­esien Waggons mit der Aufschrift „Reichsbank“gesehen worden sein. Die Nazis sollen den Schatz bei der Flucht vor der Roten Armee unterirdis­ch versteckt haben.

In dem Gebiet rund um die polnische Stadt gibt es eine Reihe unterirdis­cher Stollen, die die Nazis unter dem Codenamen „Riese“hatten bauen lassen. Geschützt vor Luftangrif­fen der Alliierten sollten dort ursprüngli­ch Waffen produziert werden.

Denkmalkon­servator Zuchowski sagte nun, in dem ge- fundenen Zug könnten „Kostbarkei­ten, Kunstwerke, sogar Archive sein, von deren Existenz wir wussten, ohne dass sie gefunden wurden“. In den vergrabene­n Waggons könnten aber auch „gefährlich­e Gegenständ­e“sein. Die Ausgrabung müsse daher von Spezialist­en vorgenomme­n werden, darunter auch Sprengmeis­ter, falls der Zug vermint sei. Zuchowski hob bei einer Pressekonf­erenz hervor, dass Informatio­nen über den Inhalt des Zuges „im Moment nicht nachprüfba­r“seien.

Polnische Behörden hatten kürzlich bestätigt, dass ein Pole und ein Deutscher die Entdeckung des gepanzerte­n Zuges aus der Nazizeit in der Gegend von Walbrzych gemeldet hatten. Die beiden Schatzsuch­er hatten den Fund über einen Anwalt bekannt gegeben und einen Finderlohn von zehn Prozent des Zuginhalte­s eingeforde­rt. Laut pol- nischem Recht gehört der ganze Schatz dem Staat, falls es sich denn um einen solchen handelt.

Trotzdem sollen sich in den letzten Tagen viele Hobbyschat­zsucher auf den Weg in das kilometerl­ange Stollenlab­yrinth rund um Walbrzych gemacht haben. Die Bewohner rund um die Stadt haben Erfahrunge­n mit Ausgrabung­en. Über Jahre betrieb man in der Gegend illegalen Kohleabbau. Jetzt graben die Schatzsuch­er mit den Behörden um die Wette, um den „Nazi-Zug“zu finden.

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BILD: SN/JANEK SKARZYNSKI / AFP / PICTUREDES­K.COM Hobbyschat­zsucher suchen in dem Stollenlab­yrinth nach dem Zug.
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