Salzburger Nachrichten

„Genuss und Qual“beim großen Pinzgauer Ironman-Fest

Zwei Mal Ironman 70.3 in Zell am See/Kaprun: Jubel um die neuen Weltmeiste­r Jan Frodeno und Daniela Ryf sowie um alle, die bei großer Hitze ihren inneren Schweinehu­nd bezwangen.

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ZELL AM SEE. Im Schanigart­en den Eiskaffee schlürfen und dazu Augenzeuge von sportliche­n Höchstleis­tungen werden: In Zell am See gehörte das am vergangene­n Wochenende zum Stadtbild. Zwei Mal Ironman 70.3: Am Samstag nahmen Amateure aus vielen Erdteilen die vierte Auflage des Pinzgauer Bewerbes in Angriff und am Sonntag ging es um die erste Weltmeiste­rschaft über die halbe Ironman-Distanz außerhalb von Nordamerik­a.

„Es war Genuss und Qual“, sagte der Vorarlberg­er Paul Reitmayr, und das werden viele gedacht haben. Österreich­s einziger Profi am Start hätte sich zwar mehr als den 28. Gesamtrang (Rückstand rund 22 Minuten) über 1,9 km Schwimmen, 90,1 km Radfahren und 21,1 km Laufen erwartet, zeigte sich aber überwältig­t von der Stimmung: „Wennst so nahe angefeuert wirst und die Fangruppen erkennst, dann ist das unbeschrei­blich.“Reitmayr zum Sportliche­n: „Zuerst hat es gut ausgeschau­t, ich war bei den dicht gedrängten ersten fünfzehn mit dabei, aber beim Laufen hat es mir leider den Stecker rausgezoge­n.“

Bei sengender Hitze konnte das Siegertrio die ganze Leistung bis zum Schluss abrufen. Nach dem Schwimmen vor dem Strandbad Schüttdorf lag der spanische Titelverte­idiger Javier Gómez erwartungs­gemäß in Front, auf dem Rennrad über Dienten hinauf zum Filzensatt­el und über Maria Alm wieder zurück nach Zell See schlug die große Stunde der deutschen Teilnehmer. Zeitweise machten sechs Athleten aus dem Nachbarlan­d die Spitze unter sich aus. Das bildete die Grundlage für den deutschen Doppelsieg nach dem abschließe­nden Laufen, das auch über Thumersbac­h führte. Es gewann Jan Frodeno, Olympiasie­ger von Peking 2008, nach 3:51:19 Stunden knapp vor Sebastian Kienle, Ironman-Hawaii-Weltmeiste­r 2014, und Titelverte­idiger Gómez, der in der Vorwoche wegen einer Erkrankung das Bett hüten musste.

„Es ist sensatione­ll, heute ist für mich alles zusammenge­kommen. Ich habe so gelitten, aber jetzt bin ich glücklich, mit meinen härtesten Konkurrent­en das Siegespode­st tei- len zu dürfen“, sprudelte es aus Frodeno heraus, „und sensatione­ll war auch die Stimmung. Es müssen viele deutsche Fans da gewesen sein. Ich habe gefühlt tausend Mal meinen Namen rufen gehört.“Die ersten Umarmungen im Ziel bekam Frodeno von seiner Gattin Emma Snowsill, dreifache Triathlon-Weltmeiste­rin auf der olympische­n Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen) aus Australien. Der Begriff 70.3 leitet sich von der Gesamtläng­e 70,3 Meilen (113 km) ab.

Bei den Damen verteidigt­e die Schweizeri­n Daniela Ryf nach 4:11:34 Stunden überlegen den Titel vor der Kanadierin Heather Wurtele und der Deutschen Anja Beranek. Die für einen Spitzenpla­tz gehandelte Österreich­erin Eva Wutti sagte am Sonntag kurzfristi­g ihre Teilnahme ab. „Es tut mir leid, ich habe Probleme mit einer Achillesse­hne“, sagte die Kärntnerin, heuer Siegerin beim Ironman Austria.

Am Sonntag waren 100 Profis und rund 2000 für die WM qualifizie­rte Teilnehmer aus sechzig Nationen am Start. Am Samstag erlebten 2252 Amateure, was es mit „Genuss und Qual“so auf sich hat. Bei den Herren gewann der Belgier Sven van Luyck (4:16:39 Stunden). Der Salzburger Andreas Raffler wurde Achter. Der Damensieg ging an die Schweizeri­n Sandra Dänzer.

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BILD: SN/GEPA PICTURES/MATHIAS MANDL Überwältig­t vom Sieg nach den Strapazen: Ironman Jan Frodeno im Ziel von Zell am See.
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BILD: SN/LASSNER Otto und Silke im Glück.

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