„Wer helfen will, braucht einen Plan“
Flüchtlinge. Täglich kommen neue. Dutzende. Wie kann man der Herausforderung Herr werden? Die SN sprachen mit einem Profi.
Die Verunsicherung ist groß. Die Hilfsbereitschaft der Salzburgerinnen und Salzburger aber ebenso. Nur: Wie hilft man richtig? Nützt allein der gute Wille? Die SN sprachen mit Gerhard Huber über das Flüchtlingsdrama, das Europa und damit auch Salzburg vor enorme Herausforderungen stellt. Huber war 20 Jahre Rotkreuzchef bzw. Landesrettungskommandant in Salzburg.
wurden 1991 vom Roten Kreuz im Grenzgebiet zur Türkei bei Uludere betreut. Es wurde wegen der ursprünglichen Zustände „Lager des Grauens“genannt.
Station für ein Hilfsprojekt. Ein Zyklon forderte 1991 30.000 Tote. Huber leitete den Einsatz, bei dem 30 sogenannte Shelters entstanden. Dabei handelt es sich um Plattformen, ähnlich Bohrinseln, auf die sich Küstenanwohner bei Sturm flüchten konnten. SN: Sie waren bei vielen internationalen Hilfsaktionen im Einsatz. Was wurde zur wichtigsten Erkenntnis? Gerhard Huber: Wer helfen will, braucht einen Plan. Es ist ein 1998/1999 stampften Rotes Kreuz und Malteser unter Hubers Verantwortung in Albanien ein Zeltlager für 5000 Flüchtlinge aus dem Boden und bauten auch die Infrastruktur auf. Auch in Salzburg wurden zahlreiche Flüchtlinge aus dem Kosovo betreut. zeichnete Huber mit einem engagierten Team für den Bau des Salzburger Fischerdorfes verantwortlich. Es besteht aus 70 Häusern und wurde für über 600 Menschen zur neuen Heimat. überlegtes, strategisches Vorgehen nötig. Das beginnt beim Aufgriff bzw. beim ersten Kontakt mit Flüchtlingen oder Betroffenen. Es braucht ein einheitliches System, damit die Registrierung auf Dauer und klar nachvollziehbar ist. Natürlich kann man im ersten Moment nicht immer wissen, ob stimmt, was die Flüchtlinge an Daten liefern. Ob sie kriminell sind oder nicht. Man darf in dieser Situation nicht nach Rasse, Religion oder Herkunft unterscheiden. Man muss helfen. SN: Ihr letzter Großeinsatz war bei der Tsunami-Katastrophe in Sri Lanka. In Sri Lanka wurde jede Hilfsorganisation registriert. Um Doppelgleisigkeiten zu vermeiden. Beim Einsatz in Albanien gab es eine eigene Stabsstelle für Unterkunft und Verpflegung. Es gab weiters klar definierte Ansprechpartner für die Bereiche Logistik, Sprache/Kommunikation und später für Sport und Kultur. Sport und Kultur sind die größten Integrationsfaktoren. SN: Ihr Vorschlag für Salzburg? Ich will nicht aus der zweiten Rei- he Ratschläge geben. Aber mir erscheint generell wichtig, dass es in jeder Gemeinde einen fixen Ansprechpartner geben sollte. Es braucht eine Art Börse, eine Adresse, an die sich all jene wenden können, die helfen wollen. Bei dieser Person müssen die Fäden zusammenlaufen. Eine funktionierende Informationsschiene ist einfach das Um und Auf. Für die Flüchtlinge und die Bevölkerung. Die Verantwortlichen auf allen Ebenen sind derzeit mit einer völlig neuen Situation konfrontiert. Das darf nicht vergessen werden. Es bedarf einer organisierten Bündelung der Kräfte und einer Durchlässigkeit von oben nach unten. SN: Dauerhaft genügend Unterkünfte zu finden scheint kaum machbar zu sein. Die Unterkünfte müssen menschenwürdig sein. In Traiskirchen war das zuletzt nicht mehr der Fall. Es war Österreich nicht würdig. Zwischen „auf der Wiese liegen müssen“bzw. im Zelt schlafen und einem Wohnkomfort, der von Anfang an allen Standards entspricht, gilt es aber Balance zu finden. Ganz wichtig,