Salzburger Nachrichten

„Wer helfen will, braucht einen Plan“

Flüchtling­e. Täglich kommen neue. Dutzende. Wie kann man der Herausford­erung Herr werden? Die SN sprachen mit einem Profi.

- Tausende Kurden Auch Bangladesc­h war Gerhard Huber war bis 2008 Chef des Roten Kreuzes Salzburg. BILD: SN/BAYER Nach dem Tsunami in Sri Lanka

Die Verunsiche­rung ist groß. Die Hilfsberei­tschaft der Salzburger­innen und Salzburger aber ebenso. Nur: Wie hilft man richtig? Nützt allein der gute Wille? Die SN sprachen mit Gerhard Huber über das Flüchtling­sdrama, das Europa und damit auch Salzburg vor enorme Herausford­erungen stellt. Huber war 20 Jahre Rotkreuzch­ef bzw. Landesrett­ungskomman­dant in Salzburg.

wurden 1991 vom Roten Kreuz im Grenzgebie­t zur Türkei bei Uludere betreut. Es wurde wegen der ursprüngli­chen Zustände „Lager des Grauens“genannt.

Station für ein Hilfsproje­kt. Ein Zyklon forderte 1991 30.000 Tote. Huber leitete den Einsatz, bei dem 30 sogenannte Shelters entstanden. Dabei handelt es sich um Plattforme­n, ähnlich Bohrinseln, auf die sich Küstenanwo­hner bei Sturm flüchten konnten. SN: Sie waren bei vielen internatio­nalen Hilfsaktio­nen im Einsatz. Was wurde zur wichtigste­n Erkenntnis? Gerhard Huber: Wer helfen will, braucht einen Plan. Es ist ein 1998/1999 stampften Rotes Kreuz und Malteser unter Hubers Verantwort­ung in Albanien ein Zeltlager für 5000 Flüchtling­e aus dem Boden und bauten auch die Infrastruk­tur auf. Auch in Salzburg wurden zahlreiche Flüchtling­e aus dem Kosovo betreut. zeichnete Huber mit einem engagierte­n Team für den Bau des Salzburger Fischerdor­fes verantwort­lich. Es besteht aus 70 Häusern und wurde für über 600 Menschen zur neuen Heimat. überlegtes, strategisc­hes Vorgehen nötig. Das beginnt beim Aufgriff bzw. beim ersten Kontakt mit Flüchtling­en oder Betroffene­n. Es braucht ein einheitlic­hes System, damit die Registrier­ung auf Dauer und klar nachvollzi­ehbar ist. Natürlich kann man im ersten Moment nicht immer wissen, ob stimmt, was die Flüchtling­e an Daten liefern. Ob sie kriminell sind oder nicht. Man darf in dieser Situation nicht nach Rasse, Religion oder Herkunft unterschei­den. Man muss helfen. SN: Ihr letzter Großeinsat­z war bei der Tsunami-Katastroph­e in Sri Lanka. In Sri Lanka wurde jede Hilfsorgan­isation registrier­t. Um Doppelglei­sigkeiten zu vermeiden. Beim Einsatz in Albanien gab es eine eigene Stabsstell­e für Unterkunft und Verpflegun­g. Es gab weiters klar definierte Ansprechpa­rtner für die Bereiche Logistik, Sprache/Kommunikat­ion und später für Sport und Kultur. Sport und Kultur sind die größten Integratio­nsfaktoren. SN: Ihr Vorschlag für Salzburg? Ich will nicht aus der zweiten Rei- he Ratschläge geben. Aber mir erscheint generell wichtig, dass es in jeder Gemeinde einen fixen Ansprechpa­rtner geben sollte. Es braucht eine Art Börse, eine Adresse, an die sich all jene wenden können, die helfen wollen. Bei dieser Person müssen die Fäden zusammenla­ufen. Eine funktionie­rende Informatio­nsschiene ist einfach das Um und Auf. Für die Flüchtling­e und die Bevölkerun­g. Die Verantwort­lichen auf allen Ebenen sind derzeit mit einer völlig neuen Situation konfrontie­rt. Das darf nicht vergessen werden. Es bedarf einer organisier­ten Bündelung der Kräfte und einer Durchlässi­gkeit von oben nach unten. SN: Dauerhaft genügend Unterkünft­e zu finden scheint kaum machbar zu sein. Die Unterkünft­e müssen menschenwü­rdig sein. In Traiskirch­en war das zuletzt nicht mehr der Fall. Es war Österreich nicht würdig. Zwischen „auf der Wiese liegen müssen“bzw. im Zelt schlafen und einem Wohnkomfor­t, der von Anfang an allen Standards entspricht, gilt es aber Balance zu finden. Ganz wichtig,

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