Salzburger Nachrichten

Zellen mit Schleppern überfüllt

In den Justizanst­alten werden eigene Container mit Gittern errichtet.

- Josef Schmoll, Strafvollz­ug

Österreich­s Gefängniss­e platzen aus allen Nähten. 8996 Menschen sind mit Stichtag Freitag in Haft, die Auslastung beträgt fast 97 Prozent. 13 der 27 Justizanst­alten seien über 100 Prozent ausgelaste­t, bestätigt General Josef Schmoll von der Generaldir­ektion für den Strafvollz­ug. An der Spitze liege Eisenstadt mit 163 Prozent Auslastung, gefolgt von Wien-Josefstadt mit 115 Prozent und Wiener Neustadt mit 110 Prozent.

Der Grund für die enorm hohen Belagszahl­en liegt auf der Hand: Täglich werden zahlreiche Schlepper verhaftet und in Untersuchu­ngshaft genommen. Besonders betroffen sind die Justizanst­alten im Osten, vor allem Korneuburg, Eisenstadt und Wiener Neustadt. Mit 3. September befanden sich 727 Insassen wegen Vergehen nach dem Fremdenpol­izeigesetz im Strafvoll- zug. Zum Vergleich: Anfang August waren es noch um 100 weniger, im August des Vorjahres überhaupt nur 214 Personen. Und es werden täglich mehr. „Kapazitäts­mäßig sind wir an den Grenzen des Machbaren angelangt“, zitiert die APA den Strafvollz­ugsexperte­n Schmoll. Der Überbelag führe „zu massiver Unruhe, aber die Justizwach­e agiert höchst profession­ell und hat die Situation im Griff“.

In Einzelzell­en werden jetzt Stockbette­n aufgebaut, zum Teil in größere Zellen werden zudem zusätzlich­e Feldbetten gestellt. Damit einzelne Justizanst­alten nicht komplett übergehen, kommt es zu massiven Umschichtu­ngen. Allein am Donnerstag wurden mehr als 100 Gefangene verlegt – die meisten in Häuser Richtung Westösterr­eich. Auch die neue Justizanst­alt Salzburg in Puch-Urstein befindet sich mit 220 Insassen bei 227 Haftplätze­n an der Kapazitäts­grenze. 14 davon sind mutmaßlich­e Schlepper in Untersuchu­ngshaft. Diese kommen aus aller Herren Länder: „Es sind Afrikaner darunter ebenso wie Rumänen, Ungarn, Russen oder auch Österreich­er“, sagt der stv. Gefängnisc­hef David Klingbache­r.

Schmoll denkt gerade darüber nach, wie die Kapazitäte­n innerhalb der Anstalten ausgeweite­t werden können. Geplant seien „Modulbaute­n“. Das sind ausbruchss­ichere Container mit Gittern, Nasszellen und Haftraumtü­ren. Das Problem dabei: Es bedarf einer Vorlaufzei­t von einigen Monaten, weil die Erzeugerfi­rmen bereits mit dem Bau von Containern für Flüchtling­e voll ausgelaste­t sind. „Es ist die Frage, wie lang die Extremsitu­ation anhält“, betont Schmoll. Jedenfalls seien die jüngsten Entwicklun­gen mit sehr großen Anstrengun­gen für den Strafvollz­ug verbunden.

„Es ist die Frage, wie lang die Extremsitu­ation anhält.“

 ?? BILD: SN/MARCO RIEBLER ?? Salim Chreikis Gesicht ist in Syrien ein sehr bekanntes. Er ist Schauspiel­er. Nun lebt er in Unken im Salzburger Pinzgau.
BILD: SN/MARCO RIEBLER Salim Chreikis Gesicht ist in Syrien ein sehr bekanntes. Er ist Schauspiel­er. Nun lebt er in Unken im Salzburger Pinzgau.

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