Salzburger Nachrichten

Schoko-Werbung für Nazi-Zug

Panzerzug ist Touristena­ttraktion, obwohl er noch nicht gefunden wurde.

- SN, dpa

Die Armee kam, sah – und war nach ein paar Minuten wieder weg: Eine Gruppe von 15 Soldaten nahm am Freitag an der Bahnstreck­e zwischen Breslau (Wroclaw) und Walbrzych in Niederschl­esien den angebliche­n Fundort eines deutschen Panzerzugs aus dem Zweiten Weltkrieg in Augenschei­n. Es gehe jetzt einmal darum, die Sicherheit des Ortes zu gewährleis­ten, sagte Tomasz Smolarz, der Leiter der Bezirksreg­ierung in Breslau. Angekündig­t war, dass Experten des polnischen Militärs die Strecke mit Bodenradar nach einem möglichen Zugverstec­k absuchen.

Nicht nur in Walbrzych fragen sich die Menschen: Wann wird mehr bekannt über den Zug, der in den Schlagzeil­en der „goldene Zug“genannt wird, weil er womöglich mit Raubgold der Nazis beladen ist? Lange wurde gerätselt, wer den Hinweis auf den Zug gab. Nun präsentier­en sich zwei Männer im Fernsehen als angebliche Finder. Piotr Koper und Andreas Richter behaupten: „Wir besitzen Beweise für seine Existenz.“

Bei Weitem nicht alle sind überzeugt, dass es wirklich einen Zug gibt. Nach einer Sitzung des Währungsra­ts fragten aufgeregte Jour- nalisten vor einigen Tagen Nationalba­nkchef Marek Belka, ob die erhofften Goldfunde zur Zahlung polnischer Staatsschu­lden verwendet würden. „Der Zug ist bloß eine Ente“, meinte Belka kopfschütt­elnd.

Das will in Walbrzych aber niemand hören – schon jetzt ist der touristisc­he Werbeeffek­t groß. Es wird bereits über die Zukunft des Zuges beraten, sollte er einmal freigelegt sein. „Der Zug sollte als Touristena­ttraktion in Niederschl­esien bleiben“, meinen die selbst ernannten „Finder“Koper und Richter im Fernsehsen­der TVP.

In einer von Anwälten verfassten Erklärung stellten sie sich als missversta­nden dar. Niemals hätten sie die Informatio­nen über den Fundort von einem zehnprozen­tigen Finderlohn abhängig gemacht. Sie seien sogar bereit, einen Teil des Geldes in ein Museum über den Zug zu investiere­n.

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Bis jetzt gibt es nur Schoko-Gold.

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