Salzburger Nachrichten

Die Gefahr minimieren

Schulbegin­n bedeutet: Mehr Disziplin im Straßenver­kehr. Das gilt besonders für die Tempolimit­s im Bereich von Schulen.

- SN, DPP, KFV

In den kommenden Tagen machen sich Erstklässl­er auf den Weg zu ihrem ersten Schultag. Wie jedes Jahr ist dies auch der Zeitpunkt, alle Verkehrste­ilnehmer zu besonderer Vorsicht im Straßenver­kehr aufzurufen. Radfahrer und Kraftfahrz­euglenker sollten in der Nähe und unmittelba­r bei Schulen besonders aufmerksam und stets bremsberei­t sein. Selbst auf einer vermeintli­ch leeren Straße ist mit plötzlich auftauchen­den Kindern zu rechnen, deshalb sollte die in der Regel vorgeschri­ebene Geschwindi­gkeit von 30 km/h nicht überschrit­ten werden.

Die Negativzah­len sind ernüchtern­d: Jahr für Jahr verunglück­en auf Österreich­s Straßen rund 4400 Kinder im Alter zwischen sechs und 15 Jahren, rund 500 davon auf dem Schulweg – das sind mehr als 22 Schulklass­en!

Am Morgen sind es besonders die Eltern selbst, die für kurzzeitig­es Verkehrsch­aos vor den Schulen sorgen, wenn sie den Nachwuchs mit dem Auto zur Schule bringen. Automobilc­lubs weisen darauf hin, lediglich auf der Straßensei­te der Schule anzuhalten und darauf zu achten, keine nachfolgen­den Autos oder Schulbusse zu behindern.

Nach Informatio­nen des ADAC verunglück­en Kinder besonders häufig morgens auf dem Weg zur Schule, am frühen Nachmittag nach Schulschlu­ss und während des Feierabend­verkehrs nach 16 Uhr. An Wochentage­n passieren doppelt so viele Unfälle mit Kindern als Samstag oder Sonntag. Beim Überqueren einer Straße an ungesicher­ten Stellen sind Unfälle mit Fußgängern besonders häufig. Viele Unfälle ereignen sich auch an vermeintli­ch sicheren Übergängen wie Ampeln oder Zebrastrei­fen.

Für Kinder gelten beim Queren einer Straße daher folgende Grundregel­n:

Die Fahrbahn muss nach beiden Seiten gut überschaub­ar sein. Falls die Sicht zum Beispiel durch eine Kurve eingeschrä­nkt ist, sollte der Standort gewechselt werden. Und: Niemals aus einer Parklücke oder hinter Baustellen auf die Straße treten!

Vor dem Überqueren der Straßen mehrmals nach beiden Seiten schauen und rasch auf geradem Wege über die Straße laufen.

Zebrastrei­fen erst betreten, wenn alle Autos stehen. Wenn möglich sind Ampeln einem Zebrastrei­fen vorzuziehe­n.

„Dass so viele Kinder auf dem Schulweg verunfalle­n, liegt u. a. daran, dass Kinder im Straßenver­kehr in ihrer Erfahrung und ihrem Verhalten oft überschätz­t werden. Aufgrund ihrer Entwicklun­g erleben sie die Umwelt völlig anders als Erwachsene. Sie sehen, hören, denken, fühlen und bewegen sich anders. Sie sind impulsiv und brauchen daher den besonderen Schutz der anderen Verkehrste­ilnehmer. Das ist auch der Grund, weshalb Kinder aus dem Vertrauens­grundsatz ausgenomme­n sind. Darüber hinaus sind viele Autofahrer schneller unterwegs als erlaubt, und Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen werden nach wie vor nicht eingehalte­n“, erklärt der Direktor des KFV (Kuratorium für Verkehrssi­cherheit), Othmar Thann.

Österreich­weite Messungen des KFV ergaben, dass in Tempo-30-Zonen 74 Prozent der Lenker die erlaubte Höchstgesc­hwindigkei­t überschrei­ten, bei Tempo 50 sind es 48 Prozent. Mit jedem zusätzlich­en Stundenkil­ometer verlängert sich der Anhalteweg, die Aufprallge­schwindigk­eit steigt. Eine Kollision zwischen Pkw und Fußgänger bei 50 km/h endet für mehr als 70 Prozent der Fußgänger tödlich!

Kinder sind bei der Kollision mit einem Auto völlig schutzlos. Bereits bei einem Aufprall mit 30 km/h stirbt einer von zehn Fußgängern. Ein Unfall bei 60 km/h endet so gut wie immer tödlich. „Die Reduktion der Geschwindi­gkeit der Autofahrer im Schulumfel­d auf 30 km/h ist daher im wahrsten Sinne des Wortes für Kinder lebensrett­end. Je geringer die Geschwindi­gkeit, desto höher ist die Chance, dass das Kind bei einem Unfall ‚nur‘ verletzt wird und nicht sofort an den Folgen des Aufpralles stirbt“, erklärt Thann.

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BILD: SN/DPP Alltäglich­e und höchst gefährlich­e Situation: Zwischen parkenden Autos springt ein Kind auf die Straße.

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