Lautlos schlugen die „Fensterbohrer“zu
Drei Albaner – alle schon mit Gefängniserfahrung – gingen laut Anklage auf hochprofessionelle Einbruchstour. Insgesamt geht es um 57 Coups.
Zwischen Mitte November 2013 und April 2014 soll das Trio im Alter zwischen 26 und 40 Jahren in Salzburg und Oberösterreich nächtens serienweise auf Beutezug gegangen sein. „Die Männer sind Spezialisten, sogenannte Fensterbohrer“, sagt der Salzburger Staatsanwalt Andreas Winkler.
In lautloser Arbeit wurden die Fenster von Häusern mit Spezialwerkzeug aufgebohrt und dann die arglos schlafenden Bewohner bestohlen. Gleich 40 Coups sollen die drei Albaner in unterschiedlicher Tatbeteiligung allein in Oberösterreich verübt haben. In Salzburg nahmen die „Fensterbohrer“dann 17 Mal Häuser und Wohnungen vor allem im Flachgau und im Tennengau ins Visier.
Bereits im Februar 2015 war der älteste der drei Albaner am Landesgericht wegen Mitwirkung an 52 der insgesamt 57 angelasteten Einbrüchen rechtskräftig verurteilt worden. Er hatte ein volles Geständnis abgelegt und letztlich zwei Jahre Gefängnis erhalten. Brisant: der 40-Jährige hatte bereits 13,5 Jahre in Albanien wegen Mordes im Gefängnis verbracht, aus dem er 2012 entlassen worden war.
Am Freitag standen nun die beiden anderen Albaner vor einem Salzburger Schöffensenat (Vorsitz: Richter Peter Grosser). Der eine, 26 Jahre alt, soll gleich bei allen 57 Coups dabei gewesen sein. Dem Dritten im Bunde – einem 28-Jährigem – lastete der Staatsanwalt hingegen die Beteiligung an „nur“fünf Einbrüchen an. Während sich der nunmehr 26-jährige Erstangeklagte „nicht schuldig“bekannte und betonte, er werde von den zwei Landsmännern „aus Rache“zu Unrecht belastet, gab der 28-Jährige seine relativ geringe Tatbeteiligung zu.
Bargeld, Schmuck, Handys, Laptops, Tablets, Kameras: Laut Anklage machten die Albaner Beute im Gesamtwert von mehreren Hunderttausend Euro. Dreist: Für ihre Flucht oder um die Beute wegzuschaffen, nahmen die Täter in sieben Fällen auch die Autoschlüssel aus den Wohnräumen und fuhren mit den Fahrzeugen der Hausbesitzer davon. Meist wurden die Autos erst Tage später wiederentdeckt.
Ankläger Winkler hob zudem hervor, dass die zwei am Freitag auf der Anklagebank sitzenden Männer erst kurz vor ihrer „professionell organisierten Einbruchstour in Österreich“im Nachbarland Italien aus mehrmonatigen Haftstrafen entlassen worden waren: „Dort haben sie auch schon Diebstähle verübt.“
Der Senat verurteilte den 28Jährigen, der bloß fünf Fakten zu verantworten hatte, zu 15 Monaten unbedingter Haft (nicht rechtskräftig). Im Fall des nicht geständigen Erstangeklagten wurde das Verfahren vertagt.