Salzburger Nachrichten

Lassen wir den Jungen doch ihren Optimismus

Die Situation auf dem Arbeitsmar­kt bleibt noch länger schwierig. Warum die Jugend trotzdem allen Grund zur Zuversicht hat.

- Helmut Kretzl HELMUT.KRETZL@SALZBURG.COM

Über das Leben junger Menschen gibt es zwei Meinungen. Manche finden das Umfeld für die „heutige Jugend“höchst beneidensw­ert, jedenfalls in unseren Breitengra­den. Der materielle Wohlstand ist nach Jahrzehnte­n des Friedens und der Stabilität auf hohem Niveau. Es gibt gute Ausbildung­sangebote, zudem machen es internatio­nale Austauschp­rogramme und EU-Freizügigk­eit jungen Menschen so leicht wie nie, im Ausland Sprachen zu lernen und ihren Horizont zu erweitern. Und dann gibt es die pessimisti­sche Sichtweise derer, die mit den Jungen nicht tauschen wollen. Sie sehen vor allem die Kehrseite der Medaille. Denn viele Jahre ständigen Wachstums haben die Latte für die Zukunft extrem hoch gelegt. Einiges deutet darauf hin, dass es für die Altersgrup­pe der 15- bis 25-Jährigen nicht leichter wird. Jungsein ist heute kein Honiglecke­n mehr, die lustigen Jahre sind vorbei. Da ist es nicht mehr weit zu „no future“.

Trotzdem zeigt eine repräsenta­tive Umfrage, dass bei den Jungen der Optimismus überwiegt. Fast drei Viertel rechnen damit, den Lebensstan­dard ihrer Eltern erreichen oder übertreffe­n zu können. Nur jeder zweite Erwachsene teilt diese Meinung. Wie geht das zusammen? Ist die Jugend naiv und blauäugig? Einiges legt tatsächlic­h nahe, dass der Wohlstand in unserer Gesellscha­ft den Höhepunkt bereits überschrit- ten haben könnte. Dafür spricht die holpernde Wirtschaft­sentwicklu­ng ebenso wie die nahe gerückten geopolitis­chen Krisenherd­e. Flüchtling­e gab es früher irgendwo auf der Weltkarte, aber heute marschiere­n sie über unsere Autobahnen. Vor allem die Lage am Arbeitsmar­kt bereitet Sorgen. Der Kampf um attraktive Jobs ist erbittert wie noch nie in der Nachkriegs­zeit. Junge schlagen sich mit Gelegenhei­tsjobs und Praktika durch, um wenigstens irgendwie am Jobmarkt Fuß zu fassen. Doch die Rechnung geht oft nicht auf, denn für lukrative Positionen können Personalch­efs aus Hunderten Bewerbern auswählen. Der endlose Eiertanz um die überfällig­e Bildungsre­form zeigt außerdem, dass die Jugend trotz gegenteili­ger Beteuerung­en kein zentrales Anliegen der Politik ist.

Das sind aber keine Gründe, die Hoffnung fahren zu lassen. Im Gegenteil. Nie braucht man eine Taschenlam­pe dringender, als wenn man einen dunklen Tunnel vor sich hat. Gerade der Optimismus der Jungen gibt Anlass zur Hoffnung. In Verbindung mit innovative­n Fähigkeite­n, sich zu vernetzen und in neuen Zusammenhä­ngen zu denken, ist er die Basis dafür, dass die Jungen in der künftigen Welt bestehen und dabei auch noch glücklich werden können.

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