Salzburger Nachrichten

Viele Stolperste­ine auf dem Weg zur „Bankenunio­n“

Die Finanzmark­taufsicht präsentier­te diese Woche in Wien den Weg zur „Bankenunio­n“. Einige Randbemerk­ungen.

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In der EU wird seit Längerem an der Schaffung der „Bankenunio­n“gearbeitet. Die Bankenunio­n soll das seit dem Ausbruch der Krise im Jahr 2008 erschütter­te Vertrauen des Publikums in die Banken wieder herstellen.

Den Weg zu diesem Ziel haben drei Institutio­nen zu weisen: Eine, die neue europäisch­e Aufsichtsb­ehörde bei der Europäisch­en Zentralban­k, die die größten Banken kontrollie­rt, hat ihre Tätigkeit im November 2014 aufgenomme­n. Die zweite, die die Abwicklung von Krisenbank­en besorgen soll, startet 2016. Über die dritte Säule wird gestritten: Zur Debatte steht eine europäisch­e Einlagensi­cherung, in der alle Banken für alle Banken haften würden.

Die neue Aufsichtsb­ehörde hat schon Gutpunkte gesammelt, weil sie die nicht selten eigenwilli­gen Praktiken der nationalen Aufsichtsb­ehörden korrigiert. Allerdings ist zu fragen, ob in der EU 28 nationale Aufsichtsb­ehörden, die Einrichtun­g bei der Zentralban­k in Frankfurt und die von der EU-Kommission betriebene Europäisch­e Bankenaufs­icht EBA in London mit zusammen Tausenden Mitarbeite­rn tatsächlic­h ein effiziente­s System bilden.

Die zweite, für die Abwicklung von Banken bestimmte, Behörde hat vor allem die Aufgabe, in den Banken dafür zu sorgen, dass keine Hinderniss­e bestehen, die im Krisenfall eine Abwicklung erschweren könnten.

Bei der Abwicklung geht es um die Schonung der Steuerzahl­er, die nicht mehr für marode Banken zahlen sollen. Im Krisenfall werden nicht nur die Eigentümer der betroffene­n Bank zur Kasse gebeten, auch die Einleger und die Käufer von Anleihen müssen bluten.

Das klingt allerdings nicht nach einer vertrauenb­ildenden Maßnahme. Wenn die Kunden fürchten müssen, ihr Geld zu verlieren, werden sie Banken meiden. Außenstehe­nde haben zudem keine Möglichkei­t, zu erkennen, ob ein Institut solide oder gefährdet ist.

Effektiv für Vertrauen sorgen soll die europäisch­e Einlagensi­cherung, die Einlagen bis zu 100.000 Euro garantiere­n würde. Wenig Verständni­s dürften Kunden aber haben, wenn die gesunde Bank ihres Vertrauens Unsummen zahlen muss, um irgendwo in Europa eine Pleitebank zu stützen. Da wird die Freude über die eigene Absicherun­g schal.

Für Vertrauen sorgen soll auch eine gute Kapitalaus­stattung der Kreditinst­itute. Bei den Großbanken will man sogar die Anforderun­gen über Basel III hinaus noch einmal anheben. Nur: Je höher die Kapitalquo­ten sein müssen, umso weniger Kredite können die Banken geben, womit die Kunden verärgert werden.

In einer großen Krise ist die entstehend­e Bankenunio­n überforder­t. Letztlich muss der Steuerzahl­er doch einspringe­n, um zu verhindern, dass eine Bankenplei­te viele mitreißt.

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