Chaos regiert auf der dunklen Seite des Fernsehers
Haben Sie auch schon Apple-TV oder den Fire TV Stick von Amazon? Oder beide?
„Wir bedauern“– Wann haben Sie dieses Insert zum letzten Mal auf Ihrem Fernseher gesehen? Früher hatten TV-Anstalten gelegentlich Bandsalat bei den Videos, die sie uns vorspielen wollten. Seit der Digitalisierung ist das passé. Im schlimmsten Fall werden noch Sendungen vertauscht, wie unlängst beim ORF.
Mein VHS-Rekorder, den ich inzwischen ausrangiert habe, konnte das mit dem Bandsalat auch. Der verstaubt jetzt zur Strafe im Keller. Sogar sein Nachfolger, der DVD-Rekorder, ist längst dort verstaut. Er musste einer Festplatte Platz machen, die der flache Fernseher mit Wunschprogramm befüllt.
Doch auch dieses Gerät ist eigentlich überflüssig, denn das Smarte TV-Gerät von heute beherrscht Streaming. Über die Mediatheken der Fernsehsender hat man die Möglichkeit, verpasste Sendungen nachzusehen. Eine wunderbare Erfindung für all jene, die schon ihren Videorekorder zu bedienen wussten.
Damit nicht genug. Mittlerweile bieten mehrere Hersteller kleine schwarze Kästchen an. Sie versprechen – an TV-Gerät und Internet angeschlossen – Fernsehvergnügen pur. Endlich, das hat mir immer schon gefehlt! Wusste ich beim Kauf des Flachmanns noch nicht einmal, was ich mit vier HDMI-, zwei Scart- und einer RGB-Schnittstelle anfangen soll, sind die mittlerweile alle belegt. Apple-TV, Chromecastund Fire TV Stick, dazu die Kabel zu mehreren Spielkonsolen und der Festplatte sorgen für Chaos und Verwirrung. Jetzt leidet der Fernseher an Überlastung. Ich nenne sie Kastritis. Eine Krankheit, an der bisher nur Computerfreaks erkrankten, nachdem man ihnen zum Smartphone auch noch ein Tablet und eine Smartwatch anempfohlen hat.
Warum braucht man gleich mehrere dieser Kastl, wo doch jeder Hersteller eine unendliche Auswahl an Filmen und Serien für weniger als zehn Euro im Monat verspricht?
Ganz einfach: Unter den Filmen und Serien ist – wie im Free-TV – 99 Prozent Käse. Mit wenigen Programmperlen wird das Angebot beworben. Sind die durchgesehen, verlangt man nach neuen Unterhaltungsmöglichkeiten und damit nach einem neuen Kastl.
Unlängst hat Apple die neue Version von Apple-TV vorgestellt. Damit wird man nicht mehr nur Filme und Serien schauen, sondern auch Spiele spielen können. Spielkonsolen wird Apple-TV aber nicht ersetzen können. Klar, auch hier gibt es exklusive Angebote.
Bleibt zu erwarten, dass das Spiel mit den Kastln so lang gut geht, bis man die Hoffnung auf einen freien Anschluss am Fernseher und seine Nerven verloren hat. Dann bekommt man zur Kastritis des Fernsehers selbst eine Gastritis. Obwohl: Übelkeit und Fernsehen, das gehört für viele dann doch wieder zusammen.
THOMAS.HOFBAUER@SALZBURG.COM