Salzburger Nachrichten

TTIP: EU-Kommission schlägt Gerichtsho­f vor

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Die Klauseln zum Investoren­schutz sind ein Knackpunkt in den Verhandlun­gen zum Freihandel­sabkommen zwischen der EU und den USA, zumindest für die Europäer. Von Zivilgesel­lschaft und Europaparl­ament gibt es vor allem an den privaten Schiedsger­ichten massive Kritik. Die Kommission hat darauf nun reagiert: Handelskom­missarin Cecilia Malmström stellte gestern, Mittwoch, in Brüssel die Pläne für eine Reform vor. Zentrales Element soll ein neuer Investitio­nsgerichts­hof sein, der die bisherigen Schiedsger­ichte ersetzen würde.

Die Richter sollen dazu in einem öffentlich­en Verfahren ausgewählt werden. Sie dürfen nicht gleichzeit­ig als Anwälte in Schiedsver­fahren tätig sein, was bislang gängige Praxis ist. Zudem wird es beim Investitio­nsgerichts­hof nach den Vorstellun­gen der Kommission eine Berufungsi­nstanz geben. Alle Dokumente zum Verfahren sollen im Internet verfügbar und die Anhörungen öffentlich sein.

In einem ersten Schritt fungiert dieser Gerichtsho­f als bilaterale Einrichtun­g zwischen den USA und der EU. Parallel arbeite die Kommission an der Etablierun­g eines internatio­nalen Investitio­nsgerichts, sagte Malmström. Ein Vorhaben, das sich über Jahre ziehen wird. Man sei diesbezügl­ich aber bereits in Kontakt mit mehreren Ländern.

Was die amerikanis­chen Verhandlun­gspartner von diesen Ideen halten, ist indes noch ungewiss. „Wir haben das noch nicht mit den USA abgesproch­en“, erklärte die schwedisch­e Kommissari­n. Zuerst müsse es die Zustimmung der Mitgliedss­taaten und des Europaparl­aments zu dem Vorschlag geben. Die ersten Reaktionen der EUAbgeordn­eten waren am Mittwoch großteils positiv. Die Kommission habe viele der Kritikpunk­te aufgegriff­en, meinten Abgeordnet­e aus den Reihen der Volksparte­i, der Konservati­ven und der Sozialdemo­kraten, die das weitere Vorgehen der Kommission aber genau im Auge behalten wollen.

Kritik hagelte es unterdesse­n weiterhin von Abgeordnet­en der Grünen. Die Deutsche Ska Keller meinte am Mittwoch, „das System der privaten Schiedsger­ichte steht im fundamenta­len Gegensatz zu unserem Rechtssyst­em, deshalb gehört es komplett abgeschaff­t.“Auch für das österreich­ische Bündnis „TTIP stoppen“ändert der geplante Gerichtsho­f nichts an dem Prinzip, dass Unternehme­n über den Investoren­schutz das Sonderrech­t bekommen, gegen staatliche Regulierun­g zu klagen.

Im Entwurf der Kommission wird das Recht der Staaten auf Regulierun­g dezidiert festgehalt­en.

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BILD: SN/APA EU-Kommissari­n Cecilia Malmström.

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