Salzburger Nachrichten

Rund um die Stadt Basel ist der Verkehr grenzenlos

- BASEL.

Im Dreiländer­eck zwischen der Schweiz, Frankreich und Deutschlan­d kennt die Stadt Basel die Herausford­erungen institutio­neller Grenzen wie kaum ein anderer Ballungsra­um in Europa. Die Mobilität der Menschen und Waren richtet sich auch an diesen Grenzen aus: Sie stellen Hürden dar oder generieren sogar Fahrten. Die Verkehrspr­obleme der Kernstadt Basel lassen sich innerhalb ihrer engen territoria­len Grenzen nicht lösen. Grenzübers­chreitende­s Denken und Handeln ist zwingend.

Nach 80 Jahren Stagnation im Straßenbah­nnetz ging im Dezember 2014 eine neue Tramverbin­dung über die Landesgren­ze in das deutsche Städtchen Weil am Rhein in Betrieb. Der Erfolg dieser Linie – angeheizt auch durch Währungsku­rsentwickl­ungen – bestätigt, dass das neue Angebot eine vorhandene Nachfrage endlich befriedigt.

2017 soll eine weitere Tramverbin­dung in Betrieb gehen, diesmal nach Saint-Louis, der Nachbarsta­dt jenseits der französisc­hen Staatsgren­ze. Damit bekommt Basel das vermutlich einzige trinatio- nale Straßenbah­nnetz der Welt – und das im neutralen Staat an der Außengrenz­e der Europäisch­en Union.

Auch die S-Bahn soll eine trinationa­le Ausstrahlu­ng bekommen. Schlüssele­lement ist ein Bahntunnel unter der Stadt Basel, der die national geprägten Bahninfras­trukturen zu einem schlüssige­n Netz verbindet und Durchmesse­rlinien ermöglicht.

Die Verzettelu­ng der Zuständigk­eiten bei der Eisenbahn, die gesetzlich­en Rahmenbedi­ngungen und die Vielzahl der Akteure machen eine gemeinsame Planung deutlich schwierige­r als im Nahverkehr. Nicht erstaunlic­h, dass sich in Basel die letzten verbleiben­den Diesel-Personenzü­ge auf Schweizer Gebiet treffen und ein Bahnanschl­uss des Flughafens BaselMulho­use seit Jahrzehnte­n auf eine Finanzieru­ng wartet.

Grenzen will die Basler Verkehrspo­litik auch überwinden als Pilotstadt für „Catch a Car“(stationslo­ses Autoteilen), bei velofreund­lichen Lichtsigna­lanlagen oder bei der Mitfinanzi­erung von Infrastruk­turen außerhalb des eigenen Territoriu­ms durch den Pendlerfon­ds. So werden Grenzen der Verkehrsmi­ttel, der Vorschrift­en und der Finanzieru­ng neu gestaltet.

Die Schweiz hat sich in den vergangene­n Jahren innovativ und offen gezeigt darin, Verkehrspr­ojekte grenzübers­chreitend zu planen und zu finanziere­n. Das Agglomerat­ionsprogra­mm des Bundes fördert eine Zusammenar­beit in der Siedlungs- und Verkehrspo­litik über finanziell­e Anreize und motiviert lokale Behörden, kreative Lösungen zu entwickeln. Nur so kann es gelingen, eine stadtgerec­hte Mobilität zu ermögliche­n, welche die Erreichbar­keit des Wirtschaft­sraums sicherstel­lt ohne die Lebens- und Umweltqual­ität zu gefährden.

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BI L D: SN Drei Länder, ein Ticket „triregio“-Verkehr. im Alain Groff ist Leiter des Amts für Mobilität des Schweizer Kantons Basel-Stadt.

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